Papst schreibt an Christen in Nahost – Synodale sollen spenden
Am Jahrestag des Angriffs der Hamas auf Israel hat Papst Franziskus einen Offenen Brief an die Christen im Nahen Osten geschrieben. Darin erinnert er an den 7. Oktober 2023 und nennt ihn einen "traurigen Tag". Weiter heißt es in dem am Montag im Vatikan veröffentlichten Brief: "Vor einem Jahr wurde die Lunte des Hasses angezündet; sie wurde nicht gelöscht, sondern ist in einer Spirale der Gewalt explodiert." Ebenso beklagt der Papst in dem Schreiben "die schändliche Unfähigkeit der internationalen Gemeinschaft und der mächtigsten Länder, die Waffen zum Schweigen zu bringen und die Tragödie des Krieges zu beenden. Weiter werden Blut und Tränen vergossen. Die Wut wächst, und mit ihr der Wunsch nach Rache."
Die christliche Minderheit im Kriegsgebiet sei in dieser Lage eine "kleine, wehrlose Herde, die nach Frieden dürstet". Zugleich dankt der Papst allen Christen, die dennoch im Heiligen Land ausharren: "Ihr lasst euch nicht von der Dunkelheit verschlingen, die euch umgibt, sondern ihr werdet im Heiligen Land zu Keimen der Hoffnung, weil das Licht des Glaubens euch dazu bringt, von der Liebe Zeugnis zu geben, während andere vom Hass sprechen." Die Christen dürften nicht aufhören, Gott um Frieden zu bitten, so der Papst. Das Gebet und das Fasten seien "die Waffen, die unseren einzigen wahren Feind besiegen: den Geist des Bösen, der den Krieg fördert".
Weiter schreibt der Papst in dem Brief, er sei den Christen und "allen Menschen jeder Konfession und Religion nahe, die im Nahen Osten wegen des Wahnsinns des Krieges leiden". Ausdrücklich betont er seine Verbundenheit mit den Menschen im Gazastreifen, für die er täglich bete. "Ich bin allen nahe, die ihr Zuhause verlassen müssen und herumirren, um den Bomben zu entfliehen." Israel und den Libanon erwähnt der Papst nicht explizit, schreibt aber an einer Stelle: "Ich bin bei euch, die ihr Angst habt, die Augen zum Himmel zu erheben, von wo Feuer herabregnet." Weiter schreibt der Papst: "Ich bin bei euch, die ihr nach Frieden und Gerechtigkeit dürstet und euch nicht der Logik des Bösen ergebt, sondern im Namen Jesu eure Feinde liebt und denen Gutes tut, die euch hassen."
Weltsynode betet für Frieden und sammelt
Auch die derzeit im Vatikan tagende Weltsynode betete am Montag für Frieden, insbesondere für die Menschen im Nahen Osten. Papst Franziskus hatte mit Blick auf den Jahrestag des Angriffs der Hamas gegen Israel und den Beginn des Gaza-Kriegs zu einem Fasten- und Gebetstag aufgerufen. Bereits am Sonntagnachmittag hielt er in der römischen Kirche Santa Maria Maggiore ein Rosenkranzgebet für den Frieden ab, an dem auch viele Synodenväter und -mütter teilnahmen.
Zudem wurden die rund 360 Synodalen aufgerufen, für die Menschen im Gazastreifen zu spenden, wie der Vatikan am Montag mitteilte. Dazu sollte der päpstliche Caritasbeauftragte, Kardinal Konrad Krajewski, vor der Nachmittagssitzung mit einem Sammelkorb vor der Audienzhalle stehen, wo die Beratungen stattfinden. Das Geld geht an die katholische Gemeinde im Gazastreifen. Der Papst telefoniere jeden Tag mit deren Leiter, Pater Gabriel Romanelli, um seine Nähe zu den Leidenden zu bezeugen, sagte Synodensprecher Paolo Ruffini am Montag vor Journalisten. Die Gemeinde kümmere sich seit einem Jahr um die dort lebenden Christen, Muslime und Juden. (tmg/KNA)