"Sie sind die Hände der Kirche, sie sind auch ihre Augen und Füße"

Ordensfrau: Frauen engagieren sich für Kirche – werden aber ignoriert

Veröffentlicht am 12.10.2024 um 09:35 Uhr – Lesedauer: 

Antananarivo ‐ Mit Enthusiasmus setzen sich die Frauen auf Madagaskar für ihre Kirche ein, sagt Paulusschwester Solange Randrianirina. Trotzdem blieben die Frauen oft im Verborgenen. Bei der Weltsynode will die Ordensfrau die Stimme dieser Frauen einbringen.

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Laut der Paulusschwester Solange Randrianirina spielen Frauen eine wichtige Rolle für die Kirche auf Madagaskar – obwohl sie "oft im Verborgenen bleiben oder sogar ignoriert werden". In ihrem Heimatland übten Frauen verschiedene pastorale Aufgaben wie Krankenbesuche, Religionsunterricht oder Katechese aus und leiteten kirchliche Bewegungen oder seien Mitglieder in Pfarr- und Pastoralräten, sagte die Ordensfrau auf Anfrage von katholisch.de (Samstag). Auch weibliche Ordensgemeinschaften setzen sich im Bildungs- und Gesundheitswesen gerade auf dem Land und für Arme ein. "Sie sind die Hände der Kirche, sie sind auch ihre Augen und Füße", betonte Randrianirina. Den Enthusiasmus dieser Frauen aus Madagaskar, "die die Kirche lieben und sich nach ihrem Wohl sehnen", wolle sie bei der Weltsynode in Rom einbringen.

Die Kirche in Madagaskar sei insgesamt eine junge Kirche und bestehe in der jetzigen Form erst seit dem 19. Jahrhundert. "Sie ist auch deshalb jung, weil die meisten Christinnen und Christen jung sind", so die Ordensfrau. Von Anfang an seien neben Priestern und Ordensleuten auch Laiinnen und Laien an der Einführung des Glaubens in Madagaskar beteiligt gewesen und hätten für das Überleben der Kirche gesorgt. "Die Kirche im heutigen Madagaskar vergisst nicht, wie wichtig diese Zusammenarbeit und Beteiligung der verschiedenen Personengruppen ist, denn sie legt Wert darauf, dass Laien und Personen des geweihten Lebens in den Pastoralräten der Diözese und in den Pfarrgemeinderäten vertreten sind." Diesen Geist der Zusammenarbeit wolle sie ebenfalls als Beitrag aus Madagaskar bei der Weltsynode einbringen. "Dank der Taufe und im Namen der Liebe zu Gott nimmt jeder nach seinen Gaben, Talenten und seiner Berufung am Leben der Kirche teil. Auch wenn ich zugeben muss, dass diese Mitarbeit nicht immer einfach ist."

Eine Frucht des Heiligen Geistes

Für Randrianirina hat Synodalität bereits praktische Auswirkungen auf die Kirche in Madagaskar genommen: Nach der ersten Sitzungsperiode der Weltsynode im vergangenen Jahr habe es Treffen zwischen Bischöfen, männlichen und weiblichen Ordensoberen und Säkularinstituten gegeben – zum ersten Mal in der Geschichte der Kirche des Landes. "Wir haben zwei Tage zusammen verbracht, um einander zuzuhören und einen Dialog zu führen, um zu erkennen, wie wir die Beziehungen zwischen uns verbessern können und wie wir die uns anvertraute Sendung der Kirche besser erfüllen können", erklärte die Ordensfrau. Dies sei bereits eine Frucht des Heiligen Geistes.

Für die Weltsynode erhoffe sie sich in Anlehnung an das Gebet für die Synode, "dass wir lernen, gemeinsam zu gehen, damit Unwissenheit uns nicht auf einen falschen Weg führt und Parteilichkeit unser Handeln nicht beeinflusst", sagte Randrianirina. "Ich wünsche mir, dass die Kirche den Willen Gottes erfüllen kann." Als nichtbischöfliche Delegierte für Afrika nimmt die Ordensfrau an der Weltsynode teil. Sie ist eine der Frauen, die erstmals bei einer Bischofssynode Stimmrecht haben. Rund 27 Prozent der Bevölkerung Madagaskars sind katholisch. Insgesamt leben damit etwa 4,7 Millionen Katholikinnen und Katholiken auf der Insel. (cbr)