Standpunkt

Zuhören allein reicht nicht

Veröffentlicht am 21.10.2024 um 00:01 Uhr – Von Claudia Pfrang – Lesedauer: 

Bonn ‐ Die Weltsynode weckte viele Erwartungen, doch drängende Fragen wie die Rolle der Frauen werden kaum bewegt, kommentiert Claudia Pfrang. Trotz Laienbeteiligung zeigt sich: Der Weg zu einer synodalen Kirche ist noch sehr weit.

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Mit viel Erwartungen startete Papst Franziskus die Weltsynode, die nun in die letzte Runde geht. Es sollte ein synodaler Prozess werden, in dessen Mittelpunkt das Zuhören steht. Jede Diözese war aufgefordert, den Menschen zuzuhören und das Gehörte in den weltweiten Prozess einzubringen. Für viele war das nicht das erste Mal und viele Katholik:innen sind solcher Prozesse aufgrund der oft erlebten Folgenlosigkeit inzwischen müde – auch auf der Synode war am Freitag von Zeitverschwendung die Rede.

Die erstmalige Beteiligung von Laien – Männern und Frauen – an einer weltweiten Bischofssynode ließ hoffen. Immer wieder wurde aus der Synodenaula vernehmbar, dass vor allem deren Statements zu den eindrucksvollsten gehörten. Die Sitzordnung an runden Tischen ließ vermuten – hier kommen Menschen wirklich ins Gespräch. Dass im letzten Jahr ein strenges Kommunikationsgebot verhängt wurde, war ein erster Dämpfer und gab das fatale Zeichen in eine global vernetzte Welt: Kirche schottet sich wieder ab.

Wie das so ist mit hohen Erwartungen – sie können zutiefst enttäuscht werden. Und alle Vorzeichen deuten darauf hin, dass die drängenden Fragen, nicht zuletzt die Frauenfrage, zwar immer wieder in der Synodenaula angesprochen, aber – da ausgelagert  nicht wirklich verhandelt werden und man keinen Schritt nach vorne wagt. Hier wird deutlich, dass trotz der Rede von Synodalität, der Weg zu einer synodalen Kirche, in der nicht nur alle mitreden dürfen, sondern in der das Volk Gottes mitentscheidet, noch sehr weit ist. Dass die Weltkirche in der Frauenfrage noch nicht so weit ist, mag für viele Bischöfe gelten, aber nicht für die Frauen weltweit. Umfragen in Brasilien etwa zeigen, dass sich 78% der Befragten Frauen am Altar vorstellen können. Papst Franziskus hat mit seinen Äußerungen in Belgien zur Rolle der Frauen das traditionell dominierende Frauenbild wieder bekräftigt und so viele Frauen in der Kirche verletzt, die selbstbewusst als Theologinnen, Katechetinnen, Leiterinnen in Gemeinden und Ordinariaten sowie Seelsorgerinnen dazu beitragen, dass Kirche glaubwürdig bleibt. Die Öffnung des sakramentalen Diakonats für Frauen wäre der nächste logische Schritt.

Ja, wir befinden uns, um Worte von Kardinal Radcliffe in einem Synodenimpuls aufzugreifen, auf der Titanic und es steht einiges auf dem Spiel. Um keinen Schiffbruch zu erleiden, reicht es längst nicht mehr, an runden Tischen einander zuzuhören. Es braucht eine neue Art Kirche zu sein. Auf Rom sollte man dabei nicht warten.

Von Claudia Pfrang

Die Autorin

Claudia Pfrang ist promovierte Pastoraltheologin und Direktorin der Domberg-Akademie der Erzdiözese München und Freising.

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der Autorin bzw. des Autors wider.