Zuvor hatte der Vatikan das monatelang blockiert

Weihen von traditionalistischen Diakonen in Frankreich möglich

Veröffentlicht am 22.10.2024 um 16:00 Uhr – Lesedauer: 

Toulon ‐ Im französischen Bistum Frejus-Toulon warten sechs Weihekandidaten seit Monaten auf die Weihe zum Diakon. Das Problem: Sie gehören einer traditionalistischen Gemeinschaft an. Jetzt gibt es eine Lösung.

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Sechs Seminaristen einer traditionalistischen Gemeinschaft im französischen Bistum Frejus-Toulon können nun doch geweiht werden. Am Montag teilte die Diözese mit, dass sechs Mitglieder der "Missionare der göttlichen Barmherzigkeit" am 1. Dezember zu Diakonen geweiht werden. Zuvor hatte der Vatikan nach Angaben der Gemeinschaft die Weihen monatelang blockiert. Demnach gab es Bedenken, ob sie nach ihrer Weihe die Liturgie in der vor der Liturgiereform üblichen Form feiern dürfen.

Koadjutor-Bischof Francois Touvet sprach von einem "Ergebnis eines vertrauensvollen und friedlichen Dialogs zwischen den Oberen der Gemeinschaft und dem Dikasterium für den Gottesdienst". Er begrüße den Ausgang und betonte, dass er die verschiedenen Einstellungen zu den liturgischen Normen in der Diözese achte. "Es ist von größter Bedeutung, dass wir unsere Arbeit für die Einheit fortsetzen", so Touvet.

Nachkonziliare Liturgie und Autorität des Bischofs anerkannt

Der Bischof habe sich "mit pastoraler Entschlossenheit und väterlicher Fürsorge" für die Missionare der Göttlichen Barmherzigkeit eingesetzt. Die im Jahr 2005 in Toulon gegründete Gemeinschaft erkenne die Liturgie in ihrer nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) reformierten Form an und habe seit ihrer Gründung eine "echte Eingliederung in das diözesane Leben unter der Autorität des Bischofs" angestrebt. Ihr Ziel ist die Verwirklichung ihrer drei Charismen: der Barmherzigkeit, der Feier der Messe in der vorkonziliaren Form sowie die Mission besonders unter Muslimen. Die Gemeinschaft ist diözesanen Rechts und damit dem Diözesanbischof unterstellt.

Papst Franziskus hatte 2021 die Feier der vorkonziliaren Liturgie stark eingeschränkt. Priester, die nach dem Inkrafttreten der Neuregelung zu Priestern geweiht wurden und Gottesdienste nach den Messbüchern von 1962 feiern wollen, brauchen eine Sondererlaubnis des Vatikans. Daher bestanden in Rom nach Angaben der Missionare der göttlichen Barmherzigkeit Bedenken gegenüber den Weihen. Aus der Mitteilung des Bistums geht nicht hervor, ob die römische Erlaubnis der Weihen mit Auflagen für die Neugeweihten einhergeht.

Bis zum Jahr 2022 ungewöhnlich viele Priesterweihen

Touvet wurde 2023 von Papst Franziskus zum Koadjutor-Bischof von Frejus-Toulon ernannt. Somit ist er anstelle des weiterhin amtierenden Diözesanbischofs Dominique Rey unter anderem für die Ausbildung von Seminaristen, für Geistliche und Orden zuständig. Der Vatikan hatte die Amtsführung Reys in den Jahren 2022 und 2023 mit apostolischen Visitationen überprüft und zeitweise die Weihe von Seminaristen in der Diözese untersagt, nachdem es Zweifel an der Sorgfalt bei der Zulassung von Männern zu den Weihen gegeben hatte. Vor 2022 wurden in dem Bistum ungewöhnlich viele Priester geweiht.

Rey hatte eine Vielzahl von Orden und geistlichen Gemeinschaften aus dem charismatischen und traditionalistischen Spektrum in seiner Diözese angesiedelt. Gegen im Bistum ansässige Gemeinschaften gab es Vorwürfe sektiererischer Praktiken, von geistlichem oder sexuellem Machtmissbrauch durch Gründergestalten oder andere ihrer Geistlichen. (KNA)