Standpunkt

Die Weltkirche, das ist Rom

Veröffentlicht am 23.10.2024 um 00:01 Uhr – Von Juliane Eckstein – Lesedauer: 

Bonn ‐ Darüber, was es eigentlich bedeutet, Weltkirche zu sein, gibt es ganz unterschiedliche Ansichten, beobachtet Juliane Eckstein. Sie sieht die Weltsynode in Rom als Indikator eines gestärkten Machtverständnisses in der ewigen Stadt.

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Bevor der Synodale Weg in Deutschland begann, mahnte Papst Franziskus in seinem Brief, dem Sensus Ecclesiae in allen Entscheidungen Rechnung zu tragen und den Bezug zur Weltkirche stets mitzudenken. Darauf reagierte der Synodale Weg, indem er internationale Beobachter einlud, Menschen aus anderen Teilkirchen in Vollversammlung wie Foren berief sowie zahlreiche internationale Vernetzungsveranstaltungen stattfinden ließ.

Dennoch soll sich Papst Franziskus wiederholt darüber beklagt haben, sein Brief sei in Deutschland nicht ausreichend zur Kenntnis genommen worden. Dass man auch in dieser Hinsicht aneinander vorbei kommuniziert hat, dürfte unter anderem an unterschiedlichen Verständnissen des Begriffs "Weltkirche" liegen. Die Aktivitäten rund um die derzeit wieder tagende Bischofssynode in Rom machen dies sichtbar.

In Deutschland meint "Weltkirche" meist die Quervernetzung der Teilkirchen untereinander– über Pfarreipartnerschaften, Austauschprogramme oder transnationale Organisationsformen. Die Synode beruht hingegen auf einem Verständnis von "Weltkirche", demzufolge Teilkirchen ihre Beziehung untereinander als Funktion ihrer Beziehung zu Rom pflegen.

Dabei genügt es nicht, sich symbolisch oder rhetorisch auf den Papst als Oberhaupt zu beziehen. Der Weg nach Rom muss leibhaftig zurückgelegt werden. Das betrifft nicht nur die delegierten Bischöfe oder die Gäste und Berater der Synode.

Da vernetzen sich junge Menschen des BDKJ in Rom. Da stellen Frauen des KDFB in der Deutschen Botschaft ihre Arbeit vor. Da darf sich das ZdK-Präsidium in den vatikanischen Dikasterien selbst erklären. Aber stets sind diese katholischen Verbände auf Partner vor Ort angewiesen, die Kontakte pflegen und Treffen ermöglichen.

Macht wird häufig als Pyramide dargestellt (Papst an der Spitze, Bischöfe in der Mitte, die übrigen Getauften als Sockel). Es gibt aber soziologische Ansätze, die Macht als Knotenpunkt definieren. Dort, wo sich viele Handlungen konzentrieren, wo Aktivitäten hinführen und von wo sie weitervermittelt werden, dort sammelt sich Macht. In diesem Sinne ist Rom tatsächlich das kirchliche Machtzentrum, das durch die Bischofssynode zur Synodalität nicht geschwächt, sondern gestärkt wird. Rein faktisch und unabhängig von den tatsächlichen Beschlüssen ist dies bereits das erste Ergebnis dieser Synode.

Von Juliane Eckstein

Die Autorin

Dr. Juliane Eckstein ist Theologin und Alttestamentlerin an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz.

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der jeweiligen Autorin bzw. des Autors wider.