ZdK-Präsidentin sieht auch Mängel bei weltweitem synodalen Prozess

Stetter-Karp: Papst-Entscheidung zu Schlusstext ist "kleine Sensation"

Veröffentlicht am 27.10.2024 um 16:01 Uhr – Lesedauer: 

Berlin/Rom ‐ Auf der einen Seite eine "kleine Sensation", auf der anderen Seite eine "Bischofssynode": Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken sieht Licht und Schatten nach der Weltsynode mit dem Papst. Auch Missbrauchsbetroffene und der BDKJ äußerten sich.

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Die Zustimmung des Papstes zum Abschlussdokument der Weltsynode ist aus Sicht der Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Irme Stetter-Karp, eine "kleine Sensation". "Indem er auf ein Nachsynodales Schreiben verzichtet, gibt er der Weltsynode eine große Bedeutung im synodalen Prozess. Ihre Beschlüsse sollen in der Weltkirche direkt umgesetzt werden", erklärte Stetter-Karp am Sonntag in Berlin. Am Wochenende war die mehrjährige, größte Beratungsrunde der katholischen Kirche seit Jahrzehnten zu Ende gegangen.

"Deutlich zu erkennen ist aber nach wie vor, dass auch diese Weltsynode eine Bischofssynode war", betonte Stetter-Karp. Die Beteiligung von Laien, also nicht geweihten Personen, habe die Gesprächskultur verändert und die Vielfalt der Welt stark gemacht. "Aber sie ging nicht so weit, aus der unveräußerlichen Würde jedes Menschen auch eine konsequente Gleichrangigkeit der Geschlechter abzuleiten." Es verwundere daher nicht, dass es zu den Formulierungen des Schlussdokuments in dieser Frage viele Gegenstimmen gegeben habe.

Stetter-Karp sieht weiterhin offene Diskriminierung

Stetter-Karp sprach von einer "noch immer unveränderten Anthropologie der Kirche, die Frauen für ihre Mütterlichkeit, ihre Leidensfähigkeit und Warmherzigkeit wertschätzt, nicht aber für Fähigkeiten des Führens, des Entscheidens, der Bekleidung kirchlicher Weiheämter". Offenbar sei kein ausreichender Wille da, eine offene Diskriminierung zu beenden. ZdK-Vizepräsident Thomas Söding verwies darauf, dass es im Abschlussdokument zugleich aber auch heiße, es gebe keinen Grund, warum Frauen nicht "führende Rollen in der Kirche" übernehmen sollten. Es sei ein Verdienst der Synode, dass die Frage der Weihe von Diakoninnen offengehalten worden sei.

Stetter-Karp erinnerte an den Beginn des Reformdialogs Synodaler Weg in Deutschland: "Das Grauen des Missbrauchsskandals war der Auslöser für gemeinsame Beratungen und Beschlüsse. Wir sehen uns hierzulande in der Pflicht, auch die Strukturen der Kirche anzuschauen. Sie sind mit eine Ursache dafür, dass Machtmissbrauch, sexuelle Gewalt und Vertuschung so lange geschehen konnten. Auf der Weltsynode ist dieses Thema aber so gut wie gar nicht durchleuchtet worden."

Missbrauchsbetroffene kritisieren synodalen Prozess

Die Gruppe "Wir sind Kirche" sieht zwar eine "kirchengeschichtliche Wende". Allerdings sei es nicht gelungen, einen "eindeutigen Widerspruch zwischen der urchristlichen Botschaft von der Gleichheit aller Gläubigen" und einer "dogmatisch verfestigten kirchlichen Machtstruktur" aufzulösen. Ab jetzt müssten das Kirchenvolk auf den jeweiligen Ebenen in alle wesentlichen Entscheidungen verantwortlich eingebunden und Missbrauchsaufarbeitung und Prävention sexualisierter Gewalt überall zur Chefsache gemacht werden.

Die Initiative von Missbrauchsbetroffenen "Eckiger Tisch" beklagte, dass keineswegs die Opfer ins Zentrum des Prozesses gestellt worden seien. "Umso wichtiger ist es, dass die Betroffenen weiter sichtbar werden, sich vernetzen und den Druck auf die Kirche aufrechterhalten und noch erhöhen." Der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) kritisierte unter anderem, dass an den Beratungen der Weltsynode kaum junge Menschen direkt teilgenommen hätten. (rom/KNA)