Altöttinger Tragaltar im Germanischen Nationalmuseum entdeckt
Auf einen nahezu unbekannten Tragaltar sind Mitarbeiter des Germanischen Nationalmuseums Nürnberg in dessen Depot gestoßen. Das unter dem Aktenzeichen "KG5" registrierte Werk stammt aus dem Spätmittelalter und war einst im oberbayerischen Marienwallfahrtsort Altötting (Foto oben) im Einsatz, wie das "Passauer Bistumsblatt" in seiner aktuellen Ausgabe berichtet. Seit Jahrzehnten sei der Altar nicht mehr ausgestellt worden und so in Vergessenheit geraten.
Bei dem Objekt handelt es sich laut Sammlungsleiter Markus Huber um ein materielles und sogar persönliches Zeugnis des liturgischen Betriebs während der Errichtung des spätgotischen Neubaus der Stiftskirche. Der Tragaltar sei angeschafft worden, als die Handwerker 1499 für den Baufortschritt den letzten feststehenden Altar im Gotteshaus abgebrochen hätten. Er dürfte vermutlich bis zur Weihe der Kirche im Jahre 1511 in Gebrauch gewesen sein.
Übergangslösung
Tragaltäre seien immer dann verwendet worden, wenn kein feststehender Altar, etwa wegen eines Um- oder Neubaus, zur Verfügung gestanden habe, erklärte Huber. Damit der liturgische Betrieb kontinuierlich habe weitergehen können, sei ein solcher Tragaltar in einen noch nicht geweihten Altarblock zum Überbrücken eingesetzt worden.
Dass der Nürnberger Fund Altötting zugeordnet werden müsse, sei dem Fachmann unter anderem durch das Wappen des Stiftspropstes Johannes Mair aufgefallen. Vermutlich sei der Tragaltar durch die Nürnberger Patrizierfamilie Imhof ins Museum gekommen. Bei Mairs Mutter habe es sich um eine geborene Imhof gehandelt, zu deren Familie der Geistliche offenbar weiter enge Beziehungen gepflegt habe. Nachweisbar sei das Stück in der Sammlung des Museums seit 1853. (KNA)