Hoping: Striet kein Gegner der klassischen Erlösungslehre
Der Freiburger Dogmatiker Helmut Hoping bestreitet, dass sich der Fundamentaltheologe Magnus Striet vom klassischen Erlösungsgedanken gelöst hat. "Verabschiedet hat er sich von einer Theorie, die im Kreuzesopfer ein notwendiges Sühnopfer Christi für Gott sieht", sagte Hoping am Mittwochabend gegenüber katholisch.de.
Zuvor hatte Striet in einem am Montag veröffentlichten Interview mit katholisch.de über sein neues Buch "Alte Formeln – lebendiger Glaube" gesprochen. Auf die Frage, wie er denn die Vorstellung, dass Jesus als Sohn Gottes stellvertretend für die Menschen am Kreuz gestorben ist, bewerte, sagte Striet, er habe sich von der klassischen Soteriologie verabschiedet. "Es wäre doch wunderbar, wenn Gott von Anfang an den Willen hatte, in dem Moment, wo sich ein ihm ähnliches Leben in seinem Universum zeigt, dieses Leben mit dem ihm Ebenbildlichen zu teilen und ihm zu begegnen", so Striet. Die Grundbotschaft von Weihnachten sei für ihn, dass Gott alles riskiert, um ein freies Gegenüber zu gewinnen, um Gott für den Menschen sein zu können.
Problem nicht so sehr in Soteriologie
In seiner Interpretation, so Hoping, distanziere sich der Fundamentaltheologe aber keineswegs davon, dass "Gottes Sohn für uns und zu unserem Heil Mensch wurde", wie es das Konzil von Nizäa definiert habe. Denn die Achse aller soteriologischen Aussagen im Neuen Testament, so Hoping, sei das "pro nobis" (deutsch: "für uns"), das auch im Glaubensbekenntnis von Nicäa im Jahr 325 zum Ausdruck gekommen sei. Im Apostolischen Glaubensbekenntnis, dem so genannten Apostolicum, heißt es dagegen, Christus sei "gekreuzigt, gestorben und begraben".
Die Probleme in Striets Buch lägen daher weniger in der Soteriologie als vielmehr darin, dass er den Glauben der Kirche "als regulative Idee und nominalistisch behauptet" sehe, was bedeute, dass es "nur einen Plural von Kirchen, aber nicht die eine Kirche Christi" gebe. Der Dogmatiker kritisierte unter anderem, dass Striet wie nicht wenige Theologen die Jungfrauengeburt bestreite und die leibliche Auferstehung Jesu von den Toten spiritualisiere. Ebenso unterschätze er die "wurzelhafte Inklination zum Bösen im Menschen" und rege dazu an, das Bekenntnis zur Taufe zur Vergebung der Sünden zu überdenken. "All dem ist entschieden zu widersprechen", so Hoping, "aber mit Argumenten, was anspruchsvoller ist, als Striet zum neuen Erzhäretiker zu stempeln".
"Lesenswerte Apologie"
Anlass für Striets Buch ist das Jubiläumsjahr 2025, 1700 Jahre Konzil von Nizäa. Das Konzil gehört zu den wichtigsten in der Geschichte des Christentums, da sich die Konzilsväter darauf verständigten, die Wesensgleichheit Jesu mit dem Vater zu betonen. Diese Aussage hat Eingang gefunden in das große Glaubensbekenntnis der Kirche. In diesem Zusammenhang beschäftigt sich der Freiburger Theologe in seinem Buch damit, das Glaubensbekenntnis für die Gegenwart neu zu erschließen.
Das Buch, so Hoping, sei daher "eine lesenswerte Apologie des freien Gottes, der Schöpfung aus dem Nichts, der Unableitbarkeit unseres selbstreflexiven Bewusstseins und der Freiheit des Menschen gegenüber allen Formen des philosophischen Monismus und naturalistischen Physikalismus". Darin werde die "Göttlichkeit des menschgewordenen Sohnes Gottes sowie die theologische Bedeutsamkeit des Judeseins Jesu, die heute von nicht wenigen Theologen im Gefolge Karl Rahners bestritten wird", verteidigt. (mtr)