Jeppesen-Spuhler: Papst hat Weltsynoden-Dokument verbindlicher gemacht
Mit der begleitenden Notiz hat Papst Franziskus das Abschlussdokument der Weltsynode nach Ansicht der Schweizer Synodalen Helena Jeppesen-Spuhler noch verbindlicher gemacht. "Er nimmt die Bischöfe in die Pflicht, indem er Rechenschaft von ihnen verlangt – sowohl nach oben als auch nach unten", sagte sie in einem Interview mit dem "Pfarrblatt Bern" (Mittwoch). Die Bischöfe müssten nun die Ergebnisse der Weltsynode vor Ort umsetzen und etwa bei den regelmäßigen Ad-limina-Besuchen in Rom dem Papst ihre Erfahrungen berichten. "Der synodale Prozess geht also weiter", betonte Jeppesen-Spuhler.
In der am Montag vom Vatikan veröffentlichten Notiz bestätigte der Papst noch einmal, dass das Schlussdokument der Synode Teil des ordentlichen Lehramtes ist und als solches anzunehmen sei. Die Ortskirchen und kirchlichen Zusammenschlüsse rief er dazu auf, die Anregungen des Abschlussdokuments durch entsprechende Prozesse umzusetzen und an die jeweiligen Bedingungen vor Ort anzupassen. Das Abschlussdokument war am 26. Oktober von den Synoden-Teilnehmern verabschiedet worden. Franziskus hatte unmittelbar danach überraschend angekündigt, auf ein nachsynodales Schreiben zu verzichten und die Ergebnisse stattdessen direkt für die Veröffentlichung freigegeben.
"Es gibt jetzt wirklich eine größere Gestaltungsfreiheit"
Laut Jeppesen-Spuhler können sich die Bischöfe nun weniger leicht hinter Rom verstecken. "Es gibt unter Bischöfen eine Mentalität, sich nach oben zu orientieren. Das ist nun ein Stück weit vorbei, und das hat auch mit der neuen Konstitution des Vatikans zu tun", sagte die Weltsynoden-Teilnehmerin. "Es gibt jetzt wirklich eine größere Gestaltungsfreiheit, die sich viele Bistümer ja lange gewünscht haben. Jetzt müssen sie natürlich auch entsprechend handeln." Gerade im Hinblick auf synodale Räte und eine Rechenschaftspflicht ließen sich Reformen direkt umsetzen. So könnten Bistümer etwa Ziele veröffentlichen, die in einem Jahr erreicht werden sollten und nach einem Jahr einen entsprechenden Bericht vorlegen.
Dass es bereits zahlreiche Gremien und Kommissionen gebe, in denen ein Bischof Rechenschaft ablegen müsse, sieht Jeppesen-Spuhler nicht als Problem. So könne man Gremien zusammenlegen, Systeme verschlagen und sich auf das Wesentliche konzentrieren. "Wichtiger als die Zahl der Gremien ist, dass sie Entscheidungskompetenz erhalten." Dies könne etwa über eine Selbstverpflichtung der Bischöfe geschehen. "Auch dafür braucht es meines Wissens nach keine explizite Erlaubnis aus Rom." (cbr)