Gläubige erwarten von der Kirche zu Recht Professionalität
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Derzeit laufen in NRW einige Petitionen gegen einen Beschluss der Landesregierung. Bald soll bei Personalmangel in einer KiTa ausreichen, wenn bei 60 Kindern eine ausgebildete Fachkraft anwesend ist. Ansonsten reichen Ergänzungskräfte. Die Eltern laufen Sturm. Sie haben wohl zurecht Angst, dass die pädagogische Arbeit leiden wird.
Am Sonntag hat bei uns in der Agnespfarrei die Erstkommunionvorbereitung begonnen. In diesem Jahr machen 54 Kinder mit. Begleitet werden sie von 19 ehrenamtlichen Katechetinnen und Katecheten, alle aus der Gruppe der Eltern. Ich bin zutiefst dankbar, dass es bei uns viele Menschen gibt, die uns ihre Zeit schenken. Sie tun das, weil wir den Rahmen ihrer Mitarbeit gemeinsam abgesteckt haben. Erwartungen sind geklärt, die Katechetinnen und Katecheten haben ihre Grenzen formuliert – beispielsweise was ihre zeitliche Beanspruchung angeht. Ich begleite diese Gruppe. Nicht, weil ich den Eltern nichts zutraue. Ihre Leidenschaft und ihre Motivation sind Gold wert. Sondern weil Eltern und Kinder ein Recht auf fachlich fundierte Begleitung haben. Eine Gruppe leiten, Inhalte didaktisch umsetzen – wer schüttelt das schon aus dem Handgelenk?
Ich bin nicht naiv. Auch in meiner Berufsgruppe steigt der Fachkräftemangel. Verantwortliche in den Gemeinden fragen sich: Wer soll zum Beispiel die katechetische Arbeit tun? Die vermeintliche Lösung: Christinnen und Christen sollten endlich ihre Taufwürde entdecken und selbst auf die Bühne. Zu lange seien die Menschen im "Erwartungsklerikalismus" versorgt worden, so neulich etwa der Theologe Paul Zulehner. Sprechen wir demnächst auch von "Erwartungsmedizin", wenn Menschen auf dem Land keine Ärzte mehr erreichen? Verteidigen die protestierenden KiTa-Eltern in NRW gerade eine "Erwartungspädagogik"? Auch Seelsorge, pädagogische und katechetische Arbeit sind in einer komplizierten Welt anspruchsvolle Tätigkeiten. Wir müssen diesen Anspruch in professioneller Weise ernst nehmen. Das ist doch kein Plädoyer gegen ehrenamtlich tätige Menschen. Ohne sie läuft gar nichts. Doch gerade aus der Taufwürde folgt zweierlei: Katechese hat die Erwartung von Fachlichkeit. Und die Menschen haben zu Recht die Erwartung an die Kirche, dass sie in dem, was sie tun, fachlich angeleitet, begleitet und gefördert werden.
Der Autor
Peter Otten ist Pastoralreferent in der Pfarrgemeinde St. Agnes in Köln. Seit einigen Jahren bloggt er unter www.theosalon.de.Hinweis
Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der jeweiligen Autorin bzw. des Autors wider.