Synodaler Ausschuss: Ein "Arbeitsgremium" auf der Suche
"Synodalität ist Arbeit." Mit diesen Worten stimmte Bischof Georg Bätzing am Freitag auf die dritte Sitzung des Synodalen Ausschusses in Wiesbaden-Naurod ein. Synodalität sei kein Theaterstück, es gehe dabei nicht um das Spielen einer Rolle, sondern um Auseinandersetzung, Diskussion und das Finden eines gemeinsamen Konsenses. Und auch der Münsteraner Bischof und Weltsynoden-Teilnehmer Felix Genn sprach im Hinblick auf die Beratungen bei der Weltsynode in Rom von Synodalität als "ausgesprochen hartes Ringen". Einer der Schwerpunkte bei den Diskussionen der Weltsynode sei das Thema Umkehr gewesen. "Das ist schon auch eine harte geistliche Arbeit und das ist nicht einfach im Vorbeigehen zu leisten", so Genn.
Als "Arbeitsgremium" wurde der Synodale Ausschuss auch von den Mitgliedern selbst immer wieder tituliert. In der gemeinsamen Presseerklärung des Heiligen Stuhls und der Deutschen Bischofskonferenz nach den Gesprächen im vergangenen Juni taucht der Begriff ebenfalls auf: In Klammern heißt es dort zur Beschreibung des Synodalen Ausschusses, dieser sei "ein temporäres Arbeitsgremium".
Müssen Beschlüsse des Synodalen Ausschusses validiert werden?
Welche Relevanz eine solche Bezeichnung hat, wurde in der Diskussion über die Handlungstexte deutlich, die nicht mehr von der Synodalversammlung des Synodalen Wegs verabschiedet werden konnten. Im Plenum wurde dabei über die Frage debattiert, inwieweit der Synodale Ausschuss die Berechtigung habe, die noch nicht final verabschiedeten Texte des Synodalen Wegs zu überarbeiten und abzustimmen und welche Gültigkeit sich daraus für die Beschlüsse ergibt. Dabei stand auch die Frage im Raum, ob es etwa eine weitere Validierung durch die im Januar 2026 geplante sechste Synodalversammlung geben müsse.
Synodaler Rat und Synodaler Ausschuss: Was mit den Gremien gemeint ist
Der Synodale Weg ist nicht befugt, einen Synodalen Rat einzurichten. Und die Bischöfe müssen sich nicht an einem Synodalen Ausschuss beteiligen. Das hat der Vatikan mit seinem Brief klargestellt. Aber was hat es mit diesen Gremien auf sich? Katholisch.de erklärt die Hintergründe.
Schon bei seinem Auftakt-Statement vor Pressevertretern machte Bätzing dabei aber deutlich, dass der Synodale Ausschuss die Aufgabe habe, die nicht mehr final abgestimmten Texte des Synodalen Wegs weiterzuentwickeln. "Wenn diese Texte die nötige Mehrheit im Synodalen Ausschuss finden, dann gelten sie, als in zweiter Lesung beschlossen." Die Beschlüsse hätten eine hohe Verbindlichkeit – das Kirchenrecht würden sie aber nicht übertreten.
Emotionale Debatte um Empfängnisregelung in der Ehe
Und tatsächlich verabschiedete der Synodale Ausschuss am Freitag den Handlungstext "Enttabuisierung und Wertschätzung – Voten zur Situation nicht-heterosexueller Kleriker". Darin wird unter anderem eine rechtliche Gleichstellung nicht-heterosexueller Kandidaten in der Ausbildung zum Priester und Diakon sowie eine Aufarbeitung der Diskriminierung dieser Männer in der katholischen Kirche gefordert. Der Handlungstext "Maßnahmen gegen Missbrauch an Frauen in der Kirche" dagegen wurde an die zuständige Kommission des Synodalen Ausschusses zurückverwiesen. Kritisch wurde daran vor allem der Widerspruch zur Gemeinsamen Erklärung der Deutschen Bischofskonferenz mit dem Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs (UBSKM) der Bundesregierung gesehen und die ohnehin hohe Arbeitsbelastung für die Aufarbeitungskommissionen in den Bistümern.
Emotional war dabei die Debatte über einen dritten liegengebliebenen Text des Synodalen Wegs zur Empfängnisregelung in der Ehe. Moraltheologe Andreas Lob-Hüdepohl bekannte, er habe sich motivieren müssen, sich überhaupt mit dieser Frage zu beschäftigen. "Interessiert die Frage eigentlich noch irgendjemanden?", fragte er bei der Vorstellung der Texte. Für die Lebensrealität von Paaren in Deutschland sah er keine Relevanz, jedoch für den weltkirchlichen Kontext. In der anschließenden Diskussion wurde der Text mitunter gar als "peinlich" bezeichnet. Kardinal Reinhard Marx forderte dagegen einen erneuerten Text zur Sexualmoral insgesamt. Für diese Vorlage sei keine Eile geboten: "Die Menschen handeln, wie sie handeln. Aber sie warten nicht auf diesen Text."
Die Osnabrücker Seelsorgeamtsleiterin Martina Kreidler-Kos dagegen betonte, dass der Text zwar zu spät komme, er aber auch einen Dienst der Versöhnung leisten könne, da die Kirche sich in der Vergangenheit bei dieser Fragestellung schuldig gemacht habe. "Ihn einfach nur verschämt zu begraben, halte ich nicht für richtig. Da haben wir auch eine historische Bringschuld." Auch Schwester Katharina Kluitmann sprach sich dafür aus, den Text grundsätzlich zu verabschieden. Sonst mache man sich als Kirche unglaubwürdig. Man sei den Frauen, die in der Ehe und auch im Beichtstuhl beim Thema Empfängnisregelung "geknechtet" worden seien, diesen Text schuldig. Mit großer Mehrheit stimmte der Synodale Ausschuss schließlich dafür, auch diesen Text in der zuständigen Kommission weiterzubearbeiten.
Neben den Handlungstexten stand zunächst die Weltsynode im Fokus der Beratungen der dritten Sitzung des Synodalen Ausschusses. In einem von weiteren Synodalen aufgegriffenen Statement erklärte die Geistliche Bundesleiterin der Katholischen jungen Gemeinde (KjG), Lisa Holzer, nüchtern: "Für die allermeisten jungen Menschen hat die Weltsynode keinerlei Relevanz." Ohne konkrete und kurzfristige Änderungen werde die Vision der Synode nicht glaubwürdig sein, so Holzer. Ein Faktum, das in der anschließenden Diskussion auch auf die Arbeit des Synodalen Ausschusses bezogen wurde.
Ball liegt nach Weltsynode bei den Ortskirchen
Einigkeit herrschte bei den Synodalen indes darüber, dass die Weltsynode den Ball jetzt an die Ortskirchen gespielt habe. Papst Franziskus habe das Abschlussdokument der Weltsynode als Teil seines ordentlichen Lehramtes angenommen und gefordert, dass die Beschlüsse jetzt auf allen Ebenen der Weltkirche umgesetzt werden müssten, sagte Bischof Bätzing. "Mit allem Interpretationsspielraum und mit allen Unschärfen, die darin enthalten sind."
Ein weiteres Kernthema der Beratungen in Wiesbaden-Naurod: Wie kann ein "zukünftiges synodales Gremium auf Bundesebene" – der Vatikan hatte nach den Gesprächen mit den Bischöfen im Juni eine Umbenennung des geplanten "Synodalen Rates" gefordert – aussehen und welche Kompetenzen kann es haben? Auch hier spielte die Weltsynode eine große Rolle, nicht unbedingt inhaltlich, aber methodisch. So wurde in dieser Frage in Kleingruppen beraten. Eine Methode, die ein Novum für den Synodalen Weg darstellt und an die "circuli minori" erinnert, die eines der Markenzeichen der Weltsynode waren. Als Ergebnisse der 90-minütigen Beratung präsentierten die zehn Kleingruppen diverse Ergebnisse zu den möglichen Beschluss-Modi, Zuständigkeiten, Verfahren und der Zusammensetzung des angedachten Gremiums. Alle Rückmeldungen sollen zusammen einen ersten Entwurf für eine Satzung eines solchen Synodalen Gremiums ergeben. Dieser soll bei der vierten Sitzung des Synodalen Ausschusses im kommenden Mai in Magdeburg vorgestellt werden. "Sehr viel Arbeit liegt vor uns", sagte Charlotte Kreuter-Kirchhhof als Präsidentin der zuständigen Kommission. "Ich freue mich drauf."
Zusätzliche Arbeit bedeutete die dritte Sitzung des Synodalen Ausschusses auch für Katharina Kluitmann und Konstantin Bischoff. Nach nur einer Sitzung hatten Schwester Inga Kramp und Peter Hundertmark kurz vor Beginn der Ausschusssitzung an diesem Wochenende ihr Amt als geistliche Begleiter zurückgegeben. Kluitmann und Bischoff – Pastoralreferenten und selbst Mitglieder des Ausschusses – sprangen kurzfristig ein. Anders als bei der Sitzung im vergangenen Juni moderierten die beiden die Diskussionen nicht mehr, sondern brachten sich als Teilnehmer selbst inhaltlich in die Debatten ein. Statt ignatianischer Diskussionsführung gab es dabei Kirchenlieder, Gebete und Lesungen aus der Bibel – und dem Abschlussdokument der Weltsynode. "Das war kein Ersatzspiel, sondern es war großes, reales Helfen", lobte Bätzing das Wirken von Kluitmann und Bischoff. "Danke für das Dasein und das So-Sein." Diese Art der geistlichen Begleitung habe gepasst, sagte der Präsident des Synodalen Ausschusses unter dem lauten Applaus des Gremiums.
"Was hat der Synodale Weg gebracht?"
Auch die Umsetzung der bisherigen Beschlüsse des Synodalen Ausschusses sollen auf den Prüfstand. Dafür stellte die Evaluationskommission einen detaillierten Leitfaden vor. Eine E-Mail mit einer digitalen Umfrage soll dazu im kommenden Februar an die einzelnen Diözesanbischöfe gehen. In der Umfrage soll dann genau erhoben werden, inwiefern die Beschlüsse des Synodalen Wegs bereits umgesetzt oder wenigstens mit der Umsetzung begonnen wurde. Eine Darstellung aller Ergebnisse ist für die nächste Versammlung des Synodalen Ausschusses geplant.
"Was hat der Synodale Weg gebracht?", fragte der Fuldaer Bischof und Stellvertretende Vorsitzende der Bischofskonferenz Michael Gerber als Moderator am Freitagabend am Ende der Diskussion über die Evaluation. "Wir stünden mit Sicherheit nicht besser dar." Ob sich eine solche Aussage auch nach der sechsten Synodalversammlung und den ersten Sitzungen eines neuen synodalen Gremiums treffen lassen können? Bis dahin steht den Synodalen vor allem eines bevor: viel Arbeit.