Doppelspitze leitet Evaluations-Kommission beim Synodalen Ausschuss

Mock und Jung: Wollen Beteiligte in die Verantwortung nehmen

Veröffentlicht am 17.12.2024 um 00:01 Uhr – Von Christoph Brüwer – Lesedauer: 

Wiesbaden-Naurod  ‐ Der Synodale Weg hat eine ganze Reihe an Texten verabschiedet. Aber wurden diese auch umgesetzt? Das soll eine vom Synodalen Ausschuss eingesetzte Kommission auswerten. Birgit Mock und Bischof Franz Jung leiten die Gruppe. Im katholisch.de-Interview sprechen sie über ihre Aufgabe.

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Bei der nächsten Sitzung des Synodalen Ausschusses im Mai 2025 soll eine Evaluation der Umsetzung der bisherigen Beschlüsse des Synodalen Wegs präsentiert werden. Der Würzburger Bischof Franz Jung und die Vizepräsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Birgit Mock, leiten die zuständige Kommission. Wie die Evaluation ablaufen soll, berichten sie im katholisch.de-Interview.

Frage: Vor eineinhalb Jahren fand die fünfte Synodalversammlung in Frankfurt statt. Wie würden Sie heute die Umsetzung der Beschlüsse bewerten? Hat der Synodale Weg gewirkt?

Mock: Ich finde, dass der Synodale Weg in mehrfacher Hinsicht auf jeden Fall gewirkt hat – vor allem auf kulturelle Weise. Wir haben über Synodalität nicht nur gesprochen, sondern sie gemeinsam bereits gelebt. Das wird beispielsweise an den Doppelspitzen deutlich, die wir beim Synodalen Weg auf allen Ebenen und jetzt auch beim Synodalen Ausschuss haben. Eine kollegiale Leitung macht nach meiner Erfahrung unterm Strich auch die Arbeitsergebnisse besser, weil unterschiedliche Erfahrungen zusammenfließen können. Sie ist schon jetzt ein Sinnbild der geteilten Verantwortung, die wir für die Kirche in Zukunft anstreben.

Jung: Unsere Aufgabe als Kommission ist es, das Monitoring der Beschlüsse des Synodalen Wegs zu beginnen und zu fragen, was umgesetzt wurde und was nicht – und warum eigentlich. Auf diesem Weg kann Monitoring einen Anstoß dafür geben, darauf zu schauen, was an Umsetzungsarbeit möglich ist.

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Frage: Blicken wir beispielhaft einmal auf einen der ersten Handlungstexte des Synodalen Wegs zu Bischofsbestellungen. Vier Diözesanbischöfe wurden seitdem ernannt – ein Laie hat keinen davon mitgewählt. Muss man dann nicht eigentlich sagen, dass dieser Handlungstext gescheitert ist?

Jung: Das Anliegen ist klar und wurde ja auch bei der Weltsynode zur Sprache gebracht. Dass es dafür noch keine Rechtsnorm gibt, ist auch klar. Es gab aber ganz verschiedene Versuche, die Meinungsbildung des gläubigen Gottesvolks anzustoßen und diese auch in die Kandidatenfindung einfließen zu lassen. Auch das ist ein Teil des Monitoring-Prozesses: Wo gibt es bereits jetzt Best-Practice-Beispiele, wo das getan wurde, was rechtlich machbar ist. Und wo müssten Rechtsnormen angepasst und verändert werden, wenn das Gottesvolk stärker in die Bischofsfindung eingebunden werden soll?

Mock: Was ich gerade bei diesem Handlungstext besonders spannend finde: Das, was im Beschlusstext steht, wurde noch gar nicht eingelöst. Da wurde nämlich auch beschlossen, dass eine Musterordnung erstellt werden soll, wie das Volk Gottes einbezogen werden kann. Die haben wir aber noch gar nicht vorliegen. Und trotzdem haben sich die Bistümer schon an diesem Handlungstext orientiert und die Domkapitel haben in Form einer freiwilligen Selbstverpflichtung Laien in die Frage der Entscheidungskriterien für die Bischofsauswahl mit einbezogen.

Jung: Am Ende lag die Wahl aber dennoch beim Domkapitel. Da hat Rom ja noch einmal eine sehr deutliche Grenze gezogen. Aber trotzdem gab es den Versuch, bei der Kandidatensuche zu fragen: Welches Profil brauchen wir? Was glaubt ihr, wer dem Bistum jetzt guttäte?

„Natürlich ist unsere Hoffnung, dass wir 2026 mit allem fertig sind. Möglicherweise ist das aber nicht der Fall.“

—  Zitat: Birgit Mock

Frage: Inwiefern kann man denn in der Praxis von den Beschlüssen des Synodalen Wegs abweichen, wenn sich herausstellt, dass es so nicht umsetzbar ist, wie man sich das vielleicht vorgestellt hat?

Jung: Dafür gibt es nach der Evaluation immer eine Zeit, um noch einmal zu schauen, was möglich war, was umgesetzt wurde und was das gebracht hat – oder eben auch nicht. Eins ist klar und wurde auch beim Synodalen Weg beschlossen: Am Ende handelt jeder Bischof für sein Bistum eigenverantwortlich und muss in Rücksprache mit seinen Gremien entscheiden, was er wie umsetzt oder eben auch (noch) nicht.

Mock: Wir wollen jetzt bei allen Handlungstexten nachhalten, wie weit die Umsetzung ist und dort, wo Beschlüsse noch nicht umgesetzt sind, was es an Unterstützung braucht. Unsere Kommission hat die herausfordernde Aufgabe, diesen Status Quo sichtbar zu machen. Diese Aufgabe beinhaltet die große Chance, bisherige Erfolge zu kommunizieren. Und sie beinhaltet auch, mit der nötigen Sturheit, Freundlichkeit und Anwaltschaft zu sagen: Dieser Beschluss ist noch nicht umgesetzt. Jetzt aber los!

Frage: Wenn wir in die Zukunft blicken: 2026 wird es die sechste Synodalversammlung geben. Dann soll geschaut werden, wie die Beschlüsse des Synodalen Wegs umgesetzt wurden. Wie hoffnungsvoll sind Sie denn, dass Sie dann sagen können: "Ja, es ist alles genauso umgesetzt worden, wie wir das geplant haben"?

Mock: Wir wollen eine erste Auswertung des Standes der Umsetzung der getroffenen Beschlüsse des Synodalen Wegs schon bei der nächsten Sitzung des Synodalen Ausschusses im Mai 2025 vorlegen und nicht erst bis 2026 warten. Die einzelnen Bistümer in Deutschland sollen im Zeitraum vom 12. Februar bis zum 21. März 2025 befragt werden, wie es um die Umsetzung der Synodalbeschlüsse vor Ort steht. Wir haben ein Ampelsystem vorbereitet, das grün zeigt, wenn etwas umgesetzt wurde, gelb, wenn mit der Umsetzung begonnen wurde und rot, wenn ein Beschluss noch nicht umgesetzt wurde. Wir streben dann an, dass der Rest des Jahres 2025 genutzt werden kann, um weitere Entscheidungen in die Tat umzusetzen. Natürlich ist unsere Hoffnung, dass wir 2026 mit allem fertig sind. Möglicherweise ist das aber nicht der Fall. Um so viel wie möglich zu realisieren, wollen wir alle Beteiligten jetzt in die Verantwortung nehmen.

Jung: Es braucht eine Timeline, sonst passiert nichts. Aber das sollte uns auch nicht überfordern. Denn in Rom passiert gerade jetzt nach der Weltsynode ziemlich viel. Auch hier gibt es ein Weitergehen jenseits dessen, was in den Regelungsbereich eines Diözesanbischofs fällt. Uns geht es darum, überhaupt diese Bewegung anzuschieben und zu schauen, was möglich ist.

Von Christoph Brüwer