Wie war 2024 für die Kirche? Eine verhalten positive Bilanz
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Das Jahresende lädt zur Bilanz ein. Dazu drei Beobachtungen zur katholischen Kirche.
Erstens: Gläubige nehmen umstrittene Entscheidungen nicht hin, sondern äußern öffentlich ihren Unmut. Wie im Freiburger Münster: Zum Schlusssegen geriet die Christmette zum Protest gegen die Entlassung des Domkapellmeisters nach 22 Jahren. Außenstehende können die Hintergründe nicht klären, doch die Kritik ist schon ernst zu nehmen. Bischof Heiner Wilmer aus Hildesheim handelte klug, als er im Mai durch Gespräche und offene Kommunikation einen Konflikt mit dem Pfarrer von Wolfenbüttel entschärfte. Mit bangem Gefühl reiste er zur Gemeinde. Sein Besuch half, den Streit beizulegen.
Zweite Beobachtung: Zwar schrumpfen die Kirchen in Deutschland, aber sie bleiben wichtig für Politik und Gesellschaft, etwa mit Stellungnahmen zu Abtreibung und Sterbehilfe. Ein weiteres Beispiel ist die Trauer nach Anschlägen und Katastrophen. Da sucht auch die säkulare Öffentlichkeit stets die Kirche als Expertin für den Umgang mit dem Tod. Das zeigen der Trauergottesdienst im August nach dem Messerangriff in Solingen und der Gedenkgottesdienst in Magdeburg am 21. Dezember. Und auch wenn die katholische Kirche in Deutschland schrumpft, wird sie von Nicht-Mitgliedern beachtet. Das gilt etwa für die erfreulich deutliche Erklärung zum Rechtsextremismus und völkischen Nationalismus, verbunden mit einer klaren Abgrenzung zur AfD.
Dritte Beobachtung: Auch die Reformbereitschaft, etwa bei der Weltsynode, wird von Außenstehenden registriert. Die Teilnehmer stimmten dafür, die Frage der Diakoninnenweihe offen zu halten, die Kirche zu dezentralisieren, die Basis stärker zu beteiligen und die Transparenz der Kirchenspitze zu erhöhen. Papst Franziskus setzte die Beschlüsse in Kraft. Viele Katholiken in Deutschland hätten sich mehr erhofft, doch ein Anfang ist gemacht. Kleinreden sollte man die Ergebnisse nicht.
Fazit: Die Bilanz für 2024 fällt verhalten positiv aus.
Der Autor
Christof Haverkamp ist Pressesprecher und Leiter der Öffentlichkeitsarbeit der katholischen Kirche in Bremen und Senderbeauftragter der katholischen Kirche bei Radio Bremen.Hinweis
Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der jeweiligen Autorin bzw. des Autors wider.