Kritik an "Populisten jeglicher politischer Couleur"

Bistum Eichstätt startet mit Blick auf Politik ins neue Jahr

Veröffentlicht am 18.01.2025 um 13:19 Uhr – Lesedauer: 

Eichstätt ‐ Trotz Strukturdebatten in der Kirche dürfe man sich nicht vom Weltgeschehen ablenken lassen, meint der Eichstätter Bischof. Auch die Katholikenvertretung mahnt Dinge an, die in Kirche und Politik anders laufen sollten.

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Der Eichstätter Bischof Gregor Hanke hat davor gewarnt, sich durch innerkirchliche Diskussionen vom Weltgeschehen ablenken zu lassen. Das sagte er laut Redemanuskript am Samstag auf dem Neujahrsempfang des Diözesanrats im Bistum Eichstätt. Gewiss sei es wichtig, angesichts sinkender Mitgliederzahlen über Partizipation und Umstrukturierungen in der Kirche zu sprechen. Dennoch müsse noch Energie für den "Sendungsauftrag in die Welt" vorhanden sein.

"Ein authentischer Gottesglaube kann nicht Weltflucht sein", zeigte sich Hanke überzeugt. Dabei verwies er auf zunehmende Polarisierungen in der Gesellschaft, Politikverdrossenheit und wirtschaftliche Sorgen. Er frage sich, ob der einst sozial- und gesellschaftspolitisch so sprachfähige Laienkatholizismus und seine Gremien angesichts dieser Themen nicht wortkarg wirkten. Natürlich sei es nicht Aufgabe der Kirche, politische Krisen zu lösen. Dennoch müssten Christen ihr Potenzial und ihre Werte in die Gesellschaft einbringen.

Katholikenvertretung: Mehr Dezentralisierung

Der Vorsitzende des Diözesanrats, Christian Gärtner, forderte, in der Diözese eine "Kultur der Transparenz, Rechenschaftspflicht und Evaluierung" umzusetzen, wie sie auf der Weltsynode in Rom beschlossen worden sei. Dafür biete sich das Prinzip der Dezentralisierung an. Das eröffne große Spielräume im Bistum, ohne dass man erst auf Änderungen im weltweiten Kirchenrecht warten müsse.

Nur mit solch einer Kultur sei es möglich, angesichts zurückgehender finanzieller Mittel einen Konsens zu finden, von welchen Gebäuden man sich trenne oder welche Angebote nicht mehr weitergeführt würden. "Sonst machen wir uns als Kirche unglaubwürdig und riskieren, dass sich viele von denen, die sich immer noch in der Kirche engagieren, enttäuscht zurückziehen", sagte Gärtner laut Redemanuskript.

Kritik an Sozialpolitik

Mit Blick auf die anstehende Bundestagswahl kritisierte Gärtner, dass "Populisten jeglicher politischer Couleur" Menschenwürde und Zusammenhalt immer wieder in Frage stellten. Dabei konstruierten sie ein Gegeneinander bestimmter Gruppen. Christen dürften sich nicht daran beteiligen, andere Menschen auszuschließen, sondern müssten diesen Tendenzen etwas entgegensetzen.

Auch in sozialpolitischen Debatten nehme er in letzter Zeit häufig eine Schieflage zu Lasten der Ärmsten wahr, so der Vorsitzende: "Mir macht die Machtkonzentration in den Händen einiger weniger sehr wohlhabender Menschen, die wir gerade in den USA beobachten, mehr Sorge als die Tatsache, dass es unter Bürgergeldbeziehern wohl auch den einen oder anderen geben wird, der seinen Lebensunterhalt eigentlich selbst erarbeiten könnte." (KNA)