Donald Trump legt Amtseid mit geistlichem Beistand ab
Kardinal Timothy Dolan wird auch dieses Mal wieder für Donald Trump beten. Wie schon vor acht Jahren, als der New Yorker Erzbischof bei der ersten Amtseinführung des US-Präsidenten bei etlichen Beobachtern für Stirnrunzeln sorgte. Der Kardinal lässt sich von der Kritik nicht beeindrucken. Er steht zu seiner guten Beziehung zu Trump, der am Montag unweit des Ortes, an dem radikale Anhänger von ihm am 6. Januar 2021 das Kapitol stürmten, seinen zweiten Amtseid ablegt.
Während andere Kirchenführer kritische Distanz zu Trump halten, pflegt Dolan seit Jahren einen pragmatischen Umgang mit dem polarisierenden Politiker. "Der Präsident war so freundlich, mich um das Eröffnungsgebet zu bitten", erklärte Dolan einem New Yorker Lokalsender.
Gegenseitig zu Dank verpflichtet
Die Beziehung zwischen den beiden Männern ist eine Symbiose. Als Präsident öffnete Trump die Staatskasse, um die von der Pandemie gebeutelten katholischen Schulen zu retten. Der Kardinal revanchierte sich, indem er Trump für katholische Wähler hoffähig machte. Das Kalkül ging auf. Wie Nachwahlanalysen zeigen, stimmten bei der Präsidentschaftswahl 2024 mehr als 60 Prozent der praktizierenden Katholiken für Trump.
Die Offerte, das Eröffnungsgebet bei der Amtseinführung zu sprechen, kann daher als Dankeschön an den Kardinal verstanden werden. Dolan ist einer von mehreren Geistlichen, die Trump eingeladen hat. Der 47. Präsident folgt damit der Tradition, Vertreter verschiedener Glaubensrichtungen für das Gelingen seiner Amtszeit beten zu lassen. Darunter ist auch Rabbi Marvin Hier, Gründer des Simon Wiesenthal Center. Ebenso ein Vertreter der Sikhs und der Muslime.
Im Glanze Abraham Lincolns
Die Organisatoren haben bisher nicht alle Details zur Amtseinführung Trumps bekanntgegeben. Doch die Bibeln, auf die er seine Hand legen wird, stehen schon fest - richtig, es sind gleich zwei Ausgaben der Heiligen Schrift. Mit der Wahl der Lincoln-Bibel erweist er dem ersten republikanischen US-Präsidenten die Ehre. Der Sklavenbefreier Abraham Lincoln hatte diese Bibel bei seiner Vereidigung 1861 benutzt. Die zweite ist Trumps eigene, die ihm 1955 seine Mutter geschenkt hatte. Der nicht gerade als bibelfest geltende Politiker will mit der Doppelwahl also die historische Verbindung zu dem vielleicht größten US-Präsidenten als auch eine persönliche zu seiner Familie betonen.
Die Vereidigung Trumps und seines Vize J.D. Vance am 20. Januar um 12 Uhr mittags (Ortszeit) vor dem Kapitol und die anschließende Parade stehen im Zeichen schärfster Sicherheitsvorkehrungen. Fast 8.000 Soldaten der Nationalgarde sind im Einsatz. Dazu kommen Tausende Bundesagenten und Polizisten.
Neuer Rekord an Spenden
Die Tickets für die Teilnahme an den Feierlichkeiten zur Amtseinführung sind stark gefragt. Selbst Großspender, die sechsstellige Beträge geben, haben keine Garantie auf einen der begehrten VIP-Plätze bei der Zeremonie. Laut "New York Times" übertrifft das Spendenaufkommen von mehr als 170 Millionen Dollar alle bisherigen Rekorde.
Nicht genug für den Geschäftsmann Trump, dessen Team auch mit dem ökumenischen Gebetstreffen am Tag vor der Amtseinführung Kasse macht. Wer mit Donald und Melania Trump beten möchte, muss tief in die Tasche greifen. "Mindestens 100.000 Dollar Spende oder 200.000 Dollar an Spendenbeschaffung sind erforderlich", heißt es in einem siebenseitigen Informationsprospekt, das dem Nachrichtenportal "Axios" vorliegt. Kritiker sehen darin "eine nie dagewesene Kommerzialisierung des Gebets".
Gospel-Sänger aus Nigeria
Im Kontrast zu dieser Kontroverse steht die Bedeutung der Teilnahme von Nathaniel Bassey. Der nigerianische Gospelkünstler wird als erster afrikanischer Musiker überhaupt beim Presidential Inaugural Prayer Breakfast auftreten. "Dies ist ein Meilenstein für die afrikanische Kirchenmusik", erklärte er.
Auch Country-Star Carrie Underwood ist Teil des Showprogramms. Die 41 Jahre alte Sängerin wird bei der Amtseinführung "America the Beautiful" singen. Die mehrfache Grammy-Gewinnerin, die durch die Casting-Show "American Idol" berühmt wurde, überraschte damit viele ihrer Fans. Vor einigen Jahren hatte sie Trump bei den Country Music Awards noch in einem musikalischen Sketch auf die Schippe genommen.