US-Präsidentschaftswahl: Zwischen Swift, Skywalker und Katholiken
Am 5. November finden in den USA die nächsten Präsidentschaftswahlen statt. Dann müssen die Amerikaner über ihre Zukunft entscheiden und sich zwischen zwei Kandidaten entscheiden: auf der einen Seite die derzeitige Vizepräsidentin und Kandidatin der Demokratischen Partei, Kamala Harris, und auf der anderen Seite der ehemalige Präsident und Kandidat der Republikaner, Donald Trump.
In ihrem aktualisierten Leitfaden für Wähler ("Forming Consciences for Faithful Citizenship") haben die katholischen Bischöfe der USA dagegen die Richtung angegeben und das Thema Abtreibung an die erste Stelle gesetzt. Eine aktuelle Umfrage des Pew Research Center zeigt jedoch, dass weniger als die Hälfte der Gläubigen (44 Prozent) diese Ansicht teilen. Dagegen geben fast drei Viertel der weißen Katholiken (72 Prozent) an, dass ihnen die Begrenzung der Einwanderung besonders wichtig ist. Der Umfrage zufolge wollen 47 Prozent der US-Katholiken für die Demokratin Harris stimmen, während 52 Prozent den Republikaner Trump bevorzugen. Laut einer neuen Umfrage des katholischen Portals "National Catholic Reporter" von Oktober bevorzugen katholische Wähler in sieben Swing States Trump um fünf Prozentpunkte gegenüber Harris.
"Man muss das geringere Übel wählen"
Bei seiner fliegenden Pressekonferenz auf dem Rückflug von Singapur nach Rom riet Papst Franziskus den katholischen Wählern in den USA im September, ihrem Gewissen zu folgen und das "geringere Übel" zu wählen. Beide Kandidaten seien laut Pontifex gegen das Leben. Auf die Frage, ob es Katholiken erlaubt sei, einen Kandidaten zu wählen, der Abtreibung befürworte, antwortete der Pontifex: "Man muss das geringere Übel wählen. Und wer ist das geringere Übel: Jene Dame oder jener Herr? Ich weiß es nicht. Möge jeder in seinem Gewissen nachdenken und die Entscheidung treffen."
Welchen Einfluss die Äußerungen des Papstes haben werden, bleibt abzuwarten. Bereits in der Vergangenheit hatten Abtreibungsgegner gegen die Gleichsetzung von Abtreibung und Einwanderung durch den Pontifex protestiert. Trump hatte für den Fall seiner Wiederwahl bereits eine restriktivere Einwanderungspolitik angekündigt. Es könnte zu einer der größten Massenabschiebungen in der Geschichte der USA kommen. Harris hingegen stellte die "reproduktive Freiheit" in den Mittelpunkt ihres Wahlkampfes, was vor allem in konservativ-katholischen Kreisen für Aufregung sorgte – nicht aber bei jungen Wählerinnen in den Metropolen. Eine Wiederwahl Trumps allerdings könnte die Gefahr eines demokratischen Rückschritts bedeuten, sagte der Theologe Massimo Faggioli Ende Juli im Interview mit katholisch.de. Ebenso "eine Verschlechterung der amerikanischen Demokratie" sowie "das Risiko, dass einige Lobbys eine theokratische Agenda durchsetzen".
Aber es gibt nicht wenige, die Trump und seine Agenda unterstützen. Angefangen bei seinem Vizepräsidentschaftskandidaten und Katholiken James David Vance, setzt sich die Unterstützung für den Republikaner auch bei anderen Konvertiten fort, wie die Zeitschrift "Vanity Fair" in einem Artikel im September berichtete. Darin tauchen bekannte Namen von Konvertiten auf, aber auch von jenen, die möglicherweise in die katholische Kirche eintreten könnten. Ein Beispiel ist die rechtspopulistische Aktivistin Candace Owens, die für ihre Kritik an der "Black Lives Matter"-Bewegung bekannt ist. Owens ist vor kurzem zum Katholizismus konvertiert und wurde in London nach dem alten Ritus des Missale von 1962 getauft.
Mel Gibsons Jesus zieht Moses-Vergleich
Weitere katholische Unterstützer Trumps sind zum Beispiel die beiden "Passion Christi"-Darsteller, zum einen der Produzent selbst, Mel Gibson, und seine "Jesus"-Verkörperung, Jim Caviezel. Caviezel war es auch, der Trump als Moses bezeichnete: "Wenn Trump unser Moses ist, dann müssen die Katholiken die Spitze seiner Lanze sein". Hinzu kommen Personen wie Tim Ballard, ein Mormone, Filmemacher und Aktivist, der im vergangenen Jahr durch seinen umstrittenen Film "Sound of Freedom" über die Ausbeutung von Kindern bekannt wurde. Kritiker warfen Ballard und Caviezel eine Nähe zu QAnon-Verschwörungstheorien und eine Verharmlosung der realen Ausbeutung von Kindern vor. Trump hingegen lobte das Werk und sagte, es habe ihm das Herz gebrochen.
Ein weiterer Trump-Unterstützer ist der bekannte Psychologe und Selbsthilfe-Guru Jordan Peterson, dessen Frau zu Ostern zum Katholizismus konvertiert ist. Er selbst stehe noch an der Schwelle, heißt es. Seine Unterstützung für den "Make America Great Again"-Kandidaten hatte er im Sommer in einem Interview mit der "Neuen Zürcher Zeitung" zum Ausdruck gebracht, als er sagte, er würde sich eher den Arm abtrennen, als Biden und Harris zu unterstützen. Er rief die Amerikaner ausdrücklich dazu auf, Trump zu wählen, ebenso wie die Wrestling-Legende Hulk Hogan, der Ende 2023 getauft wurde. "Sie haben versucht, den nächsten Präsidenten der Vereinigten Staaten zu töten... Genug ist genug", sagte Hogan auf dem Parteitag der Republikaner. Auch der katholische NFL-Star und diesjährige Superbowl-Gewinner Harrison Butker sagte Trump seine Unterstützung zu und begründete dies mit seiner Haltung zur Abtreibung.
Wie aber sieht es mit katholischen Interessensgruppen aus? Dazu hat das Portal "National Catholic Reporter" kürzlich zwei Listen mit Gruppen zusammengestellt, die für Trump und Harris werben. Für den Republikaner engagieren sich Interessengruppen wie "Catholics for Trump", "CatholicVote" und "Catholics for Catholics", um nur drei der bekannteren Gruppen zu nennen. Vor allem "CatholicVote" war 2016 noch zurückhaltender in der Unterstützung Trumps, bevor sie 2020 eine zehn Millionen Dollar teure Kampagne zu seinen Gunsten startete, um katholische Wähler anzusprechen. Dabei wurde, wie das Portal schreibt, Geofencing eingesetzt, um die Smartphone-Daten von Gottesdienstbesuchern zu sammeln und ihnen politische Werbung und Kampagnen zuzusenden. Inzwischen gibt es auch katholische Gruppen, die Harris und ihren Vizekandidaten, den gebürtigen Katholiken und heutigen Lutheraner Tim Walz, unterstützen. Dazu gehören "Catholics for Harris-Walz", "Catholics Vote Common Good", "Catholics for Kamala" und "Catholics for the Future", die sich gezielt an katholische Wähler wenden und soziale Gerechtigkeit und gemeinsame Werte in den Vordergrund stellen, wie es auch der Erzbischof von Chicago, Kardinal Blase Cupich, auf dem Parteitag der Demokraten getan hat.
Popstars stärken Harris den Rücken
Neben Katholiken und solchen, die kurz davor stehen, in die katholische Kirche einzutreten, melden sich im Wahlkampf auch Popstars, Schauspieler und Unternehmer zu Wort. Stars wie Tom Hanks, Julia Roberts, Brad Pitt, Leonardo DiCaprio, George Clooney, Taylor Swift und Mark Hamill alias Luke Skywalker unterstützen Harris. Hamill, der in den 1970er Jahren die Hauptfigur in den Star Wars-Filmen verkörperte, sagte dem Nachrichtensender Sky News: "In den Filmen kämpfe ich gegen die scheinbar Bösen". Aber jetzt, so Hamill, kämpfe ich gegen das wirkliche Böse. Auch Shia LaBeouf, der zu Jahresanfang katholisch getauft wurde, organisierte bereits 2017 Anti-Trump-Proteste. Wie groß der Einfluss von Prominenten auf die US-Präsidentschaftswahlen sein kann, zeigte zuletzt Popstar Taylor Swift, die in einem Instagram-Post an ihre 283 Millionen Follower ihre Unterstützung für Harris verkündete. Laut dem Nachrichtenportal NPR haben sich nach ihrem Instagram-Post rund 400.000 Personen für die kommenden US-Wahlen registriert.
Auch Trump hat einige prominente Anhänger, die mehr oder weniger etwas mit dem Christentum zu tun haben. Dazu gehören Kid Rock, der umstrittene Rapper Kanye West oder beispielsweise der Tech-Milliardär Elon Musk. Letzterer ist ein aktiver Trump-Unterstützer, der sich sogar für ein politisches Amt unter dem Republikaner beworben hat, sollte dieser die Wahl gewinnen. So war es Musk selbst, der Ende September angebliche Recherchen und sensible Dokumente über die Trump-Kampagne und den Vizepräsidentschaftskandidaten Vance von seiner Plattform "X" (ehemals Twitter) löschte.
Vance war 2019 durch seinen Übertritt zur katholischen Kirche aufgefallen. Er gehört zu denjenigen, die Trumps Ansichten vor allem in der Familienpolitik voll unterstützen. Er nahm an Veranstaltungen konservativer katholischer Institutionen wie der Franziskaner-Universität in Steubenville oder dem Napa Institute teil. Dass dies vor allem im konservativ-katholischen Milieu gut ankommt, zeigt die Berichterstattung seit der Bekanntgabe, dass Trump den Katholiken Vance zu seinem Vizekandidaten gemacht hat. Dazu gehören Artikel wie der des kanadischen Anti-Abtreibungsportals "Lifesitenews", in dem es heißt, Kulturkämpfer sollten zum Katholizismus konvertieren. Auch die konservative politische Lobbygruppe "Catholic Vote" twitterte: "Spüren Sie, wie sich die Energie verändert? Beten Sie weiter für Bekehrungen". Vance tat sich beispielsweise mit dem Investor und Trump-Unterstützer Peter Thiel zusammen, um die katholische Gebetsapp "Hallow" mit 40 Millionen Dollar zu finanzieren.
Insgesamt bleibt die Frage offen, welchen Einfluss katholische Wähler und prominente Unterstützer bei den anstehenden Präsidentschaftswahlen haben werden. Während sich beide Seiten um die Gunst der Gläubigen bemühen, stehen Themen wie Einwanderung, Abtreibung und soziale Gerechtigkeit im Mittelpunkt der politischen Auseinandersetzungen. Die USA steuern auf eine spannende Wahl zu, bei der nicht nur politische, sondern auch religiöse und kulturelle Überzeugungen eine entscheidende Rolle spielen könnten.