Mosaikkünstler wird Missbrauch vorgeworfen

Franziskus hat weiterhin Kunst von Ex-Jesuit Rupnik in seiner Wohnung

Veröffentlicht am 23.01.2025 um 14:15 Uhr – Lesedauer: 

Vatikanstadt ‐ Gegen den ehemaligen Jesuiten Marko Rupnik läuft seit Oktober 2023 ein Verfahren wegen Missbrauchsvorwürfen. Trotzdem verwenden Abteilungen im Vatikan weiterhin Kunstwerke des Slowenen – wie auch Papst Franziskus.

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In der Wohnung des Papstes im vatikanischen Gästehaus Santa Marta hängt weiterhin ein Kunstwerk des unter Missbrauchsverdacht stehenden Ex-Jesuiten Marko Rupnik (Foto oben). Das ist in einem am Mittwoch von Vatikan-Medien veröffentlichten Video zu sehen, in dem Franziskus mit der katholischen Gemeinde in Gaza telefoniert.

Das Werk des umstrittenen slowenischen Geistlichen zeigt den schlafenden Josef mit einem Engel. Nach katholisch.de-Informationen handelt es sich bei dem Gemälde um ein Detail eines größeren Kunstwerks für die Kapelle des Bischofs auf der kroatischen Insel Hvar, Ranko Vidović. Rupnik hatte die Arbeiten an der Kapelle 2023 persönlich beendet – trotz des Reise- und Arbeitsverbots, das ihm vor seinem Ausschluss aus dem Jesuitenorden auferlegt worden war.

Rupnik-Kunst im Vatikan

Auch der Vatikan hält trotz der Missbrauchsvorwürfe an Rupniks Kunst fest. Der Chef der vatikanischen Kommunikationsabteilung, Paolo Ruffini, hatte im vergangenen Jahr auf einer Medienkonferenz betont, es sei nie eine gute Entscheidung, Kunstwerke zu entfernen, zu löschen oder zu zerstören. Solange der Prozess nicht abgeschlossen sei, stehe es ihm nicht zu, eine Entscheidung vorwegzunehmen.

Der damalige Präsident der Päpstlichen Kinderschutzkommission, Kardinal Sean O'Malley, kritisierte dies und forderte den Vatikan und seine Institutionen auf, zwar die Unschuldsvermutung zu respektieren, solange der Prozess andauere, gleichzeitig aber "kluge pastorale Umsicht und Mitgefühl" für diejenigen zu zeigen, die durch sexuellen Missbrauch von Klerikern geschädigt wurden.

Bild: ©KNA/Stefano Spaziani/Romano Siciliani (Archivbild)

Wie katholisch.de im Oktober 2023 erfuhr, wurde Rupnik in das slowenische Bistum Koper inkardiniert. Kurz darauf teilte der Vatikan mit, dass Papst Franziskus das Glaubensdikasterium beauftragt habe, die Vorwürfe gegen Rupnik zu untersuchen.

Rupnik werden seit Jahren verschiedene Formen des Missbrauchs vorgeworfen. Unter anderem beschuldigen mehrere Frauen den Slowenen, er habe sie sich unter Ausnutzung seiner Autorität sexuell gefügig gemacht. Ermittlungen des Jesuitenordens unter Leitung des vatikanischen Glaubensdikasteriums endeten mit der Feststellung, dass die mutmaßlichen Verfehlungen Rupniks verjährt seien. Schließlich untersagte der Jesuitenorden Rupnik 2022 die öffentliche Ausübung seines Priesteramtes.

Glaubensdikasterium untersucht Vorwürfe

Mitte 2023 folgte der Ausschluss aus dem Jesuitenorden, nachdem der Slowene die Auflagen mehrfach ignoriert hatte. Wie katholisch.de im Oktober erfuhr, wurde er in das slowenische Bistum Koper inkardiniert. Kurz darauf teilte der Vatikan mit, dass Papst Franziskus das Glaubensdikasterium beauftragt habe, die Vorwürfe gegen Rupnik zu untersuchen und die Verjährungsfristen aufzuheben.

Über den Stand des Verfahrens ist bislang nichts bekannt. Rupnik ist einer der bedeutendsten Mosaikkünstler der Gegenwart. Eines seiner bekanntesten Werke ist die 1999 fertiggestellte Kapelle "Redemptoris Mater" im Papstpalast im Vatikan. Darüber hinaus gestaltete er sakrale Räume unter anderem in Fatima, Lourdes, Krakau und Washington D.C. Der Umgang mit seiner Kunst wird weltweit diskutiert, zuletzt im französischen Wallfahrtsort Lourdes. (mtr)