Nach mehr als 400 Jahren: Papst macht Weg zur Seligsprechung frei
Ein brutaler Mord an einem katholischen Missionar in Florida: Mehr als 400 Jahre nach der Tat machte Papst Franziskus am Montag den Weg zur Seligsprechung von Franziskanerbruder Pedro de Corpa frei. Wie der Vatikan mitteilte, erkannte Franziskus das Martyrium des gebürtigen Spaniers an. Im September 1597 wurde er "aus Glaubenshass" von Angehörigen des Stammes der Guale getötet. Auslöser soll das kompromisslose Eintreten des Ordensmanns für die Ein-Ehe und gegen Polygamie gewesen sein.
Damals wollten die Franziskaner erwachsene Angehörige der indigenen Bevölkerung nur dann taufen, wenn sie sich zu einer monogamen Ehe verpflichteten. Ein künftiger Stammeshäuptling wollte sich, obwohl getauft und bereits verheiratet, eine zweite Frau nehmen. Pedro de Corpa erinnerte ihn an die Taufverpflichtung und wurde wenig später mit einer Axt ermordet. Vier weitere Franziskaner aus der Gegend folgten ihm in den Tod. Auch sie wurden nun als Märtyrer anerkannt.
Die Seligsprechung in der katholischen Kirche ist eine feierliche Erklärung des Papstes über einen Verstorbenen und dessen Nähe zu Gott. Ihr geht ein meist langer kirchlicher Prozess über mehrere Instanzen voraus; für die fünf neuen Märtyrer begann dieser 1981. Bei Christen, die aus "Glaubenshass" ermordet wurden, muss kein Nachweis dafür erbracht werden, dass nach ihrem Tod auf ihre Fürsprache hin ein Wunder gewirkt wurde. Selige dürfen regional, Heilige weltweit verehrt werden.
Weiteres Martyrium anerkannt
Neben den fünf Franziskanern erkannte der Papst am Montag ebenso das Martyrium des gebürtigen Schweizer Ordensmanns François Benjamin May an. Der Marist aus Bagnes wurde während der sogenannten Tragischen Woche im Juli 1909 in Barcelona von radikalrepublikanischen Aufständischen ermordet.
Des Weiteren wurde drei weiteren Personen der heroische Tugendgrad zuerkannt, ohne den ihr Seligsprechungsprozess nicht weitergehen kann. Die katholische Kirche versteht darunter, dass der jeweilige Kandidat die christlichen Tugenden von Glaube, Hoffnung und Liebe in seinem Leben unter den damaligen Umständen vorbildlich gelebt hat.
Darunter ist die Generaläbtissin des Birgittenordens, Ricarda Beauchamp Hambrough (1887-1966), die im Zweiten Weltkrieg Juden vor den Nationalsozialisten versteckt haben soll; zudem der italienische Priester und Eremit Quintino Sicuro (1920-1968) und die italienische Laien-Katholikin Luigia Sinapi (1916-1978). Auf dem Weg zu einer weltweiten Verehrung als Heilige ist Vincenza Maria Poloni (1802-1855). Die Gründerin der Barmherzigen Schwestern von Verona wurde 2008 seliggesprochen. Das für eine Heiligsprechung notwendige weitere Wunder auf ihre Fürsprache erkannte der Papst nun an. (KNA)