Nach der Bundestagswahl

Diese bekannten Christen sitzen im neuen Bundestag

Veröffentlicht am 24.02.2025 um 16:24 Uhr – Von Steffen Zimmermann – Lesedauer: 6 MINUTEN

Berlin ‐ Wie viele Christen genau im neuen Bundestag sitzen, ist noch unklar. Unter den 630 Abgeordneten im künftigen Parlament finden sich aber auf jeden Fall wieder bekannte Katholiken und Protestanten. Katholisch.de gibt einen Überblick – auch über die prominenten christlichen Abgänge.

  • Teilen:

Deutschland hat einen neuen Bundestag gewählt. Und in den sind auch zahlreiche engagierte und prominente Christen eingezogen. Katholisch.de gibt am Tag nach der Wahl einen Überblick über das "christliche Personal" der im neuen Bundestag vertretenen Parteien – und nennt daneben auch bekannte Christen, die durch die Wahl aus dem Parlament ausgeschieden sind.

CDU/CSU

Mit einem Vorsprung von fast acht Prozent auf die zweitplatzierte AfD hat die Union die Bundestagswahl deutlich gewonnen – und doch war ihr Sieg nicht so glanzvoll, wie es sich CDU und CSU vorher erhofft hatten. Im neuen Bundestag werden die Schwesterparteien mit 208 Abgeordneten vertreten sein. Darunter wiederum befinden sich – trotz der jüngsten Verwerfungen zwischen der Union und den beiden großen Kirchen in der Migrationspolitik und daraus folgenden kritischen Anfragen an das "C" – immer noch zahlreiche engagierte Christen. Zu den prominenteren katholischen Köpfen der neuen Unions-Fraktion gehören die Vorsitzende der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd), Mechthild Heil, und die Präsidentin des Katholischen Deutschen Frauenbunds (KDFB), Anja Karliczek. Die beiden Politikerinnen, die jeweils ihre Direktmandate verteidigen konnten, sind auch Mitglied im Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK). Das ehemalige ZdK-Mitglied Armin Laschet, 2021 Kanzlerkandidat der Union, zog ebenfalls wieder in den Bundestag ein. Gleiches gilt für den bisherigen religionspolitischen Sprecher und evangelischen Christen Thomas Rachel.

Und doch haben CDU und CSU nach der Wahl am Sonntag auch einige prominente christliche Abgänge zu verkraften: Der ehemalige religionspolitische Sprecher Hermann Gröhe, der ehemalige Religionsfreiheitsbeauftragte Markus Grübel und das ZdK-Mitglied Monika Grütters traten allesamt nicht mehr für eine Wiederwahl an. Tragisch verlief der Wahlabend für die Bundesvorsitzende des Kolpingwerks, Ursula Groden-Kranich. Zwar gewann die 59-Jährige das Direktmandat im Wahlkreis Mainz – in den Bundestag zog sie trotzdem nicht ein. Groden-Kranich wurde ein Opfer des 2023 reformierten Wahlrechts, nach dem nicht mehr alle direkt gewählten Kandidaten automatisch in das Parlament einziehen.

Bild: ©picture alliance / SvenSimon

Der umstrittene AfD-Politiker und Katholik Maximilian Krah zog erstmals in den Bundestag ein.

AfD

Mit 20,8 Prozent erreichte die AfD am Sonntagabend ihr bislang bestes Ergebnis bei einer Bundestagswahl. Damit ist die in Teilen gesichert rechtsextreme Partei künftig als zweitstärkste Fraktion mit voraussichtlich 152 Abgeordneten im Parlament vertreten. Zu den bekanntesten AfD-Parlamentariern, die in der Vergangenheit öffentlich als Christen aufgefallen sind, gehören Beatrix von Storch und der neu in den Bundestag eingezogene Katholik Maximilian Krah. Von Storch kam über die Berliner Landesliste in das Parlament, Krah gewann das Direktmandat im Wahlkreis Chemnitzer Umland – Erzgebirgskreis II. Das Verhältnis der beiden Politiker zum Christentum und zu den Kirchen in Deutschland muss jedoch als ambivalent bezeichnet werden, beide sind wiederholt durch scharfe Kritik an den Kirchen aufgefallen. Krah war in der Vergangenheit unter anderem als Rechtsanwalt für die traditionalistische Piusbruderschaft aktiv, in deren Auftrag er sich jahrelang um millionenschwere Vermögenstransaktionen kümmerte. Zudem vertrat er als Rechtsbeistand den kürzlich verstorbenen Traditionalisten-Bischof und Holocaust-Leugner Richard Williamson vor Gericht. Von Storch wiederum nahm mehrfach am jährlichen "Marsch für das Leben" von Abtreibungsgegnern in Berlin teil. Außerdem forderte sie in der Vergangenheit ein Ende der Kirchensteuer. Ebenfalls für die AfD im neuen Bundestag vertreten ist die bisherige kirchenpolitische Sprecherin Nicole Höchst. Die Katholikin sitzt seit 2017 im Bundestag.

SPD

Für die SPD kam die Bundestagswahl einem historischen Debakel gleich: Mit 16,4 Prozent der Stimmen erzielte die Partei nicht nur ihr schlechtestes Ergebnis bei einer Bundestagswahl, sondern sogar ihr schlechtestes Ergebnis bei einer nationalen Parlamentswahl seit 138 Jahren. Im neuen Bundestag ist die bisherige Kanzlerpartei deshalb nur noch mit 120 Abgeordneten vertreten. Die wohl bekannteste und engagierteste Christin darunter dürfte Kerstin Griese sein. Die 58-jährige Protestantin ist Mitglied in der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und hat in ihrer Fraktion lange Jahre als Beauftragte für Kirchen und Religionsgemeinschaften gedient. Griese, die mit einer kurzen Unterbrechung seit 2000 im Bundestag sitzt, zog über die nordrhein-westfälische Landesliste in das Parlament ein. Ebenfalls den Wiedereinzug in das Parlament schafften der bisherige religionspolitische Sprecher der SPD, Lars Castellucci, und der bisherige Beauftragte der Bundesregierung für Religions- und Weltanschauungsfreiheit, Frank Schwabe.

Bodo Ramelow, Ministerpräsident von Thüringen.
Bild: ©KNA

Gewann eines von nur drei Direktmandaten in Ostdeutschland, die nicht an die AfD gingen: Der Linken-Politiker und bekennende Christ Bodo Ramelow.

Grüne

Die Grünen ziehen nach ihrem nur mittelmäßigen Abschneiden bei der Wahl voraussichtlich mit 85 Abgeordneten in den neuen Bundestag ein. Darunter befindet sich mit Katrin Göring-Eckardt auch wieder eine der prominentesten christlichen Stimmen der Partei. Die 58-Jährige, die über die thüringische Landesliste in den Bundestag einzog, war von 2009 bis 2013 Präses der EKD-Synode, deren Mitglied sie weiterhin ist. Außerdem war sie 2011 Präsidentin des 33. Deutschen Evangelischen Kirchentag in Dresden. Weitere Grünen-Abgeordnete mit religiösen Bezügen und Zuständigkeiten im neuen Bundestag sind der bisherige religionspolitische Sprecher der Fraktion, Konstantin von Notz, die Islam-Expertin Lamya Kaddor und Marlene Schönberger, die sich in den vergangenen drei Jahren unter anderem um die Bekämpfung von Antisemitismus und die Förderung jüdischen Lebens gekümmert hatte. Alle drei schafften über ihre jeweiligen Landeslisten den Wiedereinzug in das Parlament.

Linke

Vor wenigen Wochen noch totgesagt ist die Linke die Überraschungssiegerin der Bundestagswahl. 64 Abgeordnete entsendet die Partei laut dem vorläufigen Endergebnis in das neue Parlament. Für eine sozialistische Partei wenig überraschend befinden sich darunter allerdings nur wenige bekennende Christen. Mit Abstand prominentester Christ in den Reihen der Linken ist Bodo Ramelow. Der ehemalige Ministerpräsident von Thüringen gewann das Direktmandat im Wahlkreis Erfurt – Weimar – Weimarer Land II und damit eines von nur drei Direktmandaten in Ostdeutschland, die nicht an die AfD gingen. Ramelow hat sich in der Vergangenheit immer wieder öffentlich zu seinem evangelischen Glauben bekannt, unter anderem im vergangenen Jahr beim Katholikentag in Erfurt. Nicht mehr für die Linke im neuen Bundestag vertreten ist dagegen Petra Pau. Die bisherige Bundestagsvizepräsidentin und religionspolitische Sprecherin ihrer Partei, die als Jugendliche aus der evangelischen Kirche ausgetreten war, war nach knapp 27 Jahren im Bundestag nicht mehr zur Neuwahl angetreten.

Von Steffen Zimmermann