Bischof Oster: Im Journalismus nicht Sinn des Lebens gefunden

Der Passauer Bischof Stefan Oster hat nach eigenen Worten im Journalismus keine Erfüllung gefunden und sich deshalb der Theologie und der Priesterlaufbahn zugewandt. Zu seiner Zeit als Radiomoderator habe seine Schwester als Krankenschwester auf einer Kinderintensivstation gearbeitet. "Da dachte ich mir, sie macht etwas Sinnvolles – und ich? Ist das, was ich mache, wirklich sinnvoll?", erzählte Oster in einem Interview mit der Pressestelle des Bistums Regensburg (Dienstag). "Zum ersten Mal wurde mir damals bewusst, dass meine Motivation, die mich umhertreibt, viel mit Eitelkeit zu tun hat." Er habe es damals genossen, dass ihn alle gekannt und gegrüßt haben, weil er beim Radio gewesen sei. "Dann dachte ich mir, das kann es nicht sein, das ist nicht der Sinn deines Lebens!" Daraufhin habe er angefangen, Philosophie zu studieren und sei so auch auf Jesus Christus als Ziel seiner existenziellen Suche gestoßen.
Seine Erfahrungen im Journalismus seien aber auch für sein Wirken als Bischof heute noch hilfreich, so Oster. "Ich habe gelernt, mit Sprache und mit Worten umzugehen und hoffentlich so zu sprechen, dass es Menschen vielleicht verstehen oder anhören können." Mit dieser Vorbildung dürfe er heute etwas machen, das ihn tief erfülle. Zu seiner eigenen Aktivität auf seinen Medienkanälen erklärte der Bischof, er versuche dort das Evangelium zu verkünden und mache damit keine schlechten Erfahrungen. Auftritte in neuen Medien müssten heute professionell und gut gemacht sein, um Menschen zu erreichen. "Die Frage für uns ist dann: Versuchen auch wir dann auch Clickbaiting durch Polarisierung und Emotionalisierung zu machen oder versuchen wir, qualitätsvoll das Evangelium zu verkünden?"
Missbrauch als "Atombombe in das Herz der Kirche"
Die katholische Kirche stehe oft auch zurecht im Fokus der Medien, erklärte der Bischof. Als Beispiel führte er den Missbrauch in der Kirche an und bezeichnete ihn als "Atombombe in das Herz der Kirche". "Ich glaube tatsächlich, dass wir ohne mediale Vermittlung diesen Skandal aus eigener Kraft nicht so aufarbeiten könnten, wie wir es heute versuchen", so Oster weiter. Er sei überzeugt, dass die Kirche die Aufarbeitung intensiver und durchdringender versuche als jede andere große gesellschaftliche Institution.
Als positive Medienstrategie für die Kirche schlug Oster vor: "Wenn wir einfach kontinuierlich und qualitätsvoll das verkünden, was uns wichtig ist – und dies auch in Güte sagen und ohne auf andere draufzuhauen, dann wird sich das auch auf Dauer durchsetzen", so der Bischof "Vielleicht nicht bei den großen Massen, aber bei einigen auf jeden Fall." (cbr)