Franziskus vertraut seinem Lebensretter in wichtigen Fragen

Der Pfleger des Papstes wird zur Schlüsselfigur im Vatikan

Veröffentlicht am 09.04.2025 um 00:01 Uhr – Von Ludwig Ring-Eifel (KNA) – Lesedauer: 5 MINUTEN

Vatikanstadt ‐ Für den Papst ist er wichtiger als mancher Kurienkardinal: sein Krankenpfleger Strappetti, der ihm das Leben rettete. Seit der schweren Lungenerkrankung des Papstes ist er sichtbarer denn je – und trifft Entscheidungen.

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Als Papst Franziskus sich am 23. März und am 6. April jeweils für wenige Minuten in der Öffentlichkeit zeigte, stand ein Mann mit Anzug, dunkler Krawatte und getönter Brille hinter ihm und reichte ihm das Mikrofon. Dieser Mann ist offenbar derzeit einer der wichtigsten Menschen im Leben des 88 Jahre alten Papstes – vielleicht sogar der wichtigste. Er heißt Massimiliano Strappetti und ist von Beruf Krankenpfleger. Und er hat dem Papst zweimal durch entschiedenes Handeln das Leben gerettet.

Über das erste Mal hat Papst Franziskus selbst in einem seiner zahllosen Interviews berichtet. Es sei ein Krankenpfleger gewesen, der ihn im entscheidenden Moment davon überzeugte, dass er sich einer Operation am Darm unterziehen müsse. Die Operation erfolgte im September 2021 und rettete ihm damals das Leben. Rückblickend berichtete der Papst in dem Interview, dass er einem Pfleger oft mehr vertraue als einem Arzt – weil er näher dran sei am Patienten. Den Namen seines Retters nannte der Papst damals nicht, aber im Vatikan wussten viele, wen er meinte.

Seither ist Strappetti der persönliche Pfleger des Papstes. Fotos aus dieser Zeit zeigen ihn als Träger der päpstlichen Aktentasche und des Gehstocks, während damals noch der Kammerdiener des Papstes den Rollstuhl schob. Inzwischen ist es Strappetti, der den Papst in den entscheidenden Momenten in der Öffentlichkeit schiebt, und er ist es auch, der lebenswichtige Entscheidungen mit ihm trifft.

Eine Frage von Leben und Tod

Der Internist Sergio Alfieri ist der Leiter des Teams von Spitzenmedizinern, die den Papst bei seiner lebensbedrohlichen Atemwegserkrankung vom 14. Februar bis zum 23. März in der römischen Gemelli-Klinik betreuten. Der prominente Professor enthüllte unlängst in einem Zeitungsinterview, dass es im kritischsten Moment einer Atemkrise Strappetti war, der durchsetzte, dass die Behandlungen fortgeführt wurden – auch auf die Gefahr von bleibenden Schäden hin. Der Papst habe Strappetti die Vollmacht für medizinische Entscheidungen erteilt, so Alfieri. Und als alles auf der Kippe stand, habe Strappetti gesagt: "Wir machen weiter!"

Papst Franziskus im Petersdom
Bild: ©picture alliance / ZUMAPRESS.com | VATICAN MEDIA

Dieser Mann ist offenbar derzeit einer der wichtigsten Menschen im Leben des 88 Jahre alten Papstes. Er heißt Massimiliano Strappetti und ist von Beruf Krankenpfleger.

Seit dieser zweiten Lebensrettung weicht der Pfleger kaum noch von der Seite des prominenten Patienten, der mittlerweile von Alfieri als "Genesender" eingestuft wird. Vermutlich entscheidet Strappetti auch, wann und wie lange der immer noch stark rückfallgefährdete Papst einen Schritt in die Öffentlichkeit "riskiert" – so wie bei seinem jüngsten Überraschungsauftritt auf dem Petersplatz. Die Aktion wurde offenbar erst wenige Stunden vorher entschieden, auch das vatikanische Presseamt erfuhr quasi in letzter Minute davon. Und bei der Frage, ob der Papst einen Gast zum Staatsbesuch empfängt oder den Termin besser absagt, hat ebenfalls Strappetti ein Wort mitzureden.

Erfahrung mit drei hochbetagten Päpsten

Dass der Papst seinem Pfleger vollkommen vertraut, hat nicht nur mit der zweimaligen Lebensrettung zu tun. Der Familienvater Mitte 50 hat Erfahrung im Umgang mit altersschwachen Päpsten: Als er vor mehr als 20 Jahren zum vatikanischen Gesundheitsdienst stieß, erlebte er noch die Spätphase des lange kranken und leidenden Papstes Johannes Paul II., einige Jahre später den zuletzt gesundheitlich angeschlagenen Benedikt XVI.

Inzwischen ist er im Gesundheitswesen des Vatikanstaates zum Leiter des Pflegedienstes aufgestiegen. Seine Spezialausbildung hat Strappetti im Bereich der Reanimation gemacht. Auch das qualifiziert ihn zur Betreuung des hochbetagten und geschwächten Papstes, der jederzeit wieder zum Notfallpatienten werden kann.

Von Ludwig Ring-Eifel (KNA)