Standpunkt

An diesem Osterfest wird die Vielfalt christlicher Existenz sichtbar

Veröffentlicht am 11.04.2025 um 00:01 Uhr – Von Christoph Strack – Lesedauer: 5 MINUTEN

Bonn ‐ Alle Christen weltweit feiern in diesem Jahr das Osterfest am selben Termin. Für Christoph Strack Grund genug, den Reichtum des christlichen Glaubens neu zu entdecken – etwa bei einer orthodoxen Liturgie.

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Wir gehen in die "Heilige Woche" von Palmsonntag zum Osterfest. In diesem Jahr feiern alle Christen weltweit am selben Termin Ostern, das wichtigste Fest der Christenheit. Das kommt nur alle paar Jahre vor. Ich will nun gar nicht lang das lange (vergebliche) Bemühen um eine Rückkehr von orthodoxen und westlichen Christen zu einem gemeinsamen Ostertermin abhandeln (Spoiler: Rom ist vom gemeinsamen Kalender abgewichen).

Nein. Mir geht es um eine Ermunterung: Schauen Sie während dieser Tage mal bei einer orthodoxen Liturgie vorbei, lassen Sie sich beeindrucken von den Feiern. Keine Bange, man kann auch nur einige Minuten hineinschnuppern. Und Sie werden staunen, wenn beispielsweise hier oder da  auch in Berlins Mitte  hunderte Gläubige eine symbolische Grablege, über und über mit Blumen bedeckt, am Karfreitag in einer Prozession durch die Straßen tragen.

Und noch einmal: Keine Bange. Da wird nicht nur Griechisch oder Arabisch, Aramäisch, Serbisch oder Russisch gesprochen. Eine Szene will ich schildern: In Berlin-Mitte wird lange und schwermütig klingend arabisch gesungen. Dann geht ein Mädchen im Gewand ans Mikrofon und trägt in perfektem Deutsch die Lesung vor. Und das "Vater Unser" gibt es in zwei Sprachen.

Längst ist die orthodoxe Präsenz in Deutschland kein Phänomen der Großstädte mehr. War sie vielleicht nie. In Warburg ist der Bischofssitz und das geistliche Zentrum der syrisch-orthodoxen Kirche in Deutschland, in Höxter residieren die Kopten, bei Templin russisch-orthodoxe Mönche. Und und und. Wer bei der diesjährigen Frühjahrsvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz neues geistliches Leben erleben wollte, brauchte nur einige Minuten per Auto. In Dollendorf bei Blankenheim war bis 1995 ein Kloster der Hiltruper Missionsschwestern. Nun etablierte sich dort ein kleines Kloster der antiochenisch-orthodoxen Kirche. Der Priester kommt gelegentlich aus Koblenz vorbei, wo die dortige Gemeinde schon 80 Familien zähle, erzählt er.

Also: Die Ostertage mit ihren vielen liturgischen Angeboten mal nutzen und irgendwo vorbeischauen. Zusammengehörigkeit erleben, innige Frömmigkeit, diverse Weihrauch-Düfte, vielleicht auch etwas erfahren vom Martyrium mancher Kirche. Und eine neue Ahnung davon bekommen, wie vielfältig und lebendig christliche Existenz ist.

Von Christoph Strack

Der Autor

Christoph Strack ist Fachredakteur der Deutschen Welle für Religion und Religionspolitik.

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der jeweiligen Autorin bzw. des Autors wider.