Was an den Tagen von Palmsonntag bis Ostermontag passiert

Karwoche und Ostern – Das müssen Sie wissen

Veröffentlicht am 31.03.2023 um 00:01 Uhr – Von Tobias Glenz – Lesedauer: 

Bonn ‐ Die Karwoche bildet den Höhepunkt der Fastenzeit und mündet ins Osterfest, das höchste Fest der Kirche. Doch was wird an den einzelnen Tagen eigentlich genau gefeiert und wie sehen die Gottesdienste aus? Katholisch.de gibt einen Überblick.

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Palmsonntag

Der Palmsonntag ist der sechste und letzte Sonntag der Fastenzeit und der Sonntag vor Ostern. An diesem Tag beginnt die sogenannte Karwoche; "kara" stammt aus dem Althochdeutschen und bedeutet "Trauer" oder "Klage". Die Kirche erinnert am Palmsonntag an den triumphalen Einzug Jesu in Jerusalem: Christus ritt auf einem Esel in Jerusalem ein, und das Volk huldigte ihm mit Palmwedeln und dem Ruf "Hosanna dem Sohn Davids!" als Messias (vgl. Mt 21,1-11). Aus diesem Grund treffen sich die Gläubigen am Palmsonntag traditionell vor der Kirche, wo Palmzweige geweiht werden; es können aber auch Oliven- oder – wie in Deutschland üblich – Buchsbaumzweige sein. Anschließend ziehen sie in einer Prozession ins Gotteshaus. In der Messe wird erstmals in der Karwoche die Botschaft vom Leiden und Sterben Jesu verkündet, die sogenannte Passionsgeschichte. Während die Karwoche, die vor Ostern endet, den Fokus einzig auf die "Trauer" legt, wird unter den Begriffen Heilige Woche, Große oder Hohe Woche zumeist die Zeit von Palmsonntag an inklusive des Osterfestes verstanden.

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Palmstock, palmzweig
Bild: ©KNA

Auf einer Kirchenbank liegt ein geschmückter Zweig während eines Palmsonntagsgottesdienstes.

Montag bis Mittwoch der Karwoche

Die Tage von Montag bis Mittwoch in der Karwoche sind durch keine "großen" liturgischen Feiern geprägt. Sie dienen als Tage der Stille und Besinnung zur Vorbereitung auf die Feiern von Leiden, Tod und Auferstehung Jesu. In der vorkonziliaren Liturgie wurde deshalb auch am Dienstag und Mittwoch die Passionsgeschichte verlesen – jeweils von einem anderen Evangelisten. Doch auch heutzutage zeugen die Schrifttexte der ersten Karwochenhälfte von den kommenden Ereignissen. Sei es durch die täglichen Lesungen über den leidenden "Gottesknecht" beim Propheten Jesaja als alttestamentliches Bild für Christus; oder durch die Evangelientexte, die bereits die Andeutungen Jesu über sein eigenes Begräbnis (Montag), die Verleugnung durch Petrus beim Hahnenschrei (Dienstag) sowie den Verrat des Judas und das kommende letzte Abendmahl (Mittwoch) enthalten.

Drei mit heiligem Öl gefüllte Glas-Flacons stehen vor einer Marmorplatte: Das Katechumenenöl, das Krankenöl und das Chrisam.
Bild: ©chicagophoto/Fotolia.com

In drei Flakons stehen die heiligen Öle in einer Kirche bereit. Die Abkürzung O.C. steht für das Katechumenenöl (oleum catechumenorum), O.I. für das Krankenöl (oleum infirmorum) und S.C. für Chrisam (sanctum chrisma). Geweiht werden die Öle bei der Chrisammesse, die traditionell am Morgen des Gründonnerstags stattfindet.

Gründonnerstag

Die liturgische Bezeichnung für den Donnerstag der Karwoche lautet "Feria quinta in coena Domini" ("Fünfter Tag beim Abendmahl des Herrn"). Die Herkunft des deutschen Namens "Gründonnerstag" ist nicht restlos geklärt. Möglicherweise leitet sich das "Grün-" vom mittelhochdeutschen Wort "greinen" ab, was sich mit "weinen" übersetzen lässt. Zwei bedeutende liturgische Feiern sind mit dem Gründonnerstag verbunden. Zunächst die sogenannte "Chrisammesse": In diesem Gottesdienst, dem häufig der Ortsbischof vorsteht, werden die heiligen Öle für das gesamte Bistum geweiht – das Chrisamöl (von dem sich der Name der Messe ableitet), das Krankenöl sowie das Katechumenenöl. Die Chrisammesse findet traditionell am Vormittag des Gründonnerstags in der Bischofskirche statt, in vielen Bistümern aber bereits an einem früheren Tag in der Karwoche.

Am Abend des Gründonnerstags geht es dann in die heiße Phase: Mit der Messe vom letzten Abendmahl beginnt das sogenannte "Triduum Sacrum" (die "Heiligen Drei Tage"). Gemeint sind die liturgischen Feiern einschließlich der Osternacht, die wie ein einziges großes Hochfest gefeiert werden. Am Beginn steht das Gedächtnis des letzten Abendmahls, das Christus mit seinen Jüngern hielt – und damit das Eucharistiesakrament einsetzte. In der Abendmesse verstummen wegen der bevorstehenden Passion Jesu nach dem Gloria Orgel und Glocken. Nach der Predigt erfolgt häufig die Fußwaschung von zwölf ausgesuchten Laien durch den Priester. Diese Handlung erinnert daran, wie Jesus am Vorabend seines Kreuzestodes den Jüngern als Zeichen unbedingter Dienstbereitschaft am Nächsten die Füße gewaschen hat (Joh 13,1-17). Nach der Messfeier werden Altartuch, Blumenschmuck und Kerzen aus dem Altarraum entfernt. Das Allerheiligste wird an einen anderen Ort, meist eine Seitenkapelle oder die Krypta, übertragen. Die Tabernakel bleiben leer, das Ewige Licht wird gelöscht. Es schließen sich Betstunden oder stilles Gebet an, in dem die Gläubigen des Geschehens am Ölberg gedenken, das mit der Gefangennahme Jesu endete.

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Ein Priester bei der traditionellen Fußwaschung.
Bild: ©KNA

Ein Priester bei der traditionellen Fußwaschung am Gründonnerstag.

Karfreitag

Der Karfreitag ist der Tag der Kreuzigung Jesu. Wie der Aschermittwoch am Beginn der Fastenzeit ist auch der Freitag vor Ostern ein sogenannter strenger Fast- und Abstinenztag. Er wird als Zeichen der Trauer in Stille und Besinnlichkeit begangen. In Deutschland ist der Karfreitag zudem per Gesetz ein "stiller Tag" bzw. stiller Feiertag, sodass für ihn besondere Einschränkungen wie etwa ein Tanzverbot gelten, was in der Gesellschaft immer wieder diskutiert wird. Im Gedenken an den Leidensweg Jesu gehen am Vormittag viele Gläubige den Kreuzweg: Dieser führt in traditionell 14 Stationen von der Verurteilung Jesu bis zur Kreuzigungsstätte Golgota und der Grablegung Christi. In Anlehnung an die Via Dolorosa (Weg des Schmerzes) in Jerusalem wurden seit dem Mittelalter an vielen Wegen sowie um und in Kirchen Kreuzwege errichtet. Die Gläubigen schreiten die einzelnen Stationen – die sich erzählerisch nicht alle auf die Heilige Schrift stützen können – in meditativem Gebet ab.

Am Nachmittag folgt Akt 2 des Triduum Sacrum: die Karfreitagsliturgie als Feier vom Leiden und Sterben Jesu. Dieser Gottesdienst beginnt gegen 15 Uhr, zur Todesstunde Jesu. Die Liturgie ist dabei in vier Teile aufgefächert: Zunächst versammeln sich die Gläubigen in der Kirche zum Wortgottesdienst, bei dem sie erneut die Passionsgeschichte hören. Im Anschluss werden die sogenannten "Großen Fürbitten" verlesen: In zehn langen Bitten wird dabei für die ganze Kirche, die christlichen Konfessionen, nicht-christlichen Religionen, Atheisten sowie für die gesamte Welt gebetet. Charakteristisch dabei ist die Aufforderung an die Gläubigen: "Beuget die Knie … Erhebet euch!" Es folgt die Kreuzverehrung: Ein mit einem violetten Fastentuch bedecktes Kreuz wird enthüllt und durch Kniebeugen der Gläubigen verehrt. "Seht das Holz des Kreuzes, an dem das Heil der Welt gehangen", ruft der Priester. Die Gläubigen antworten: "Kommt, lasset uns anbeten!" Die Karfreitagsliturgie schließt mit der darauffolgenden Kommunionfeier.

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Karfreitag: Christus stirbt am Kreuz
Bild: ©Fotolia.com/zwiebackesser

Karfreitag: Christus stirbt am Kreuz.

Karsamstag

Der Karsamstag ist der letzte Tag der Karwoche sowie der vorösterlichen Fastenzeit. An ihm gedenken die Christen der Grabesruhe Jesu und erwarten mit Fasten und Gebet seine Auferstehung. Am Karsamstag finden prinzipiell keine liturgischen Feiern statt, vor allem keine Eucharistiefeiern, die Kommunion wird lediglich Sterbenden als Wegzehrung gereicht. Insbesondere in Bischofskirchen werden am Morgen des Karsamstags sogenannte Kar- oder Trauermetten als Teil des kirchlichen Stundengebets mit der Gemeinde gesungen. Mancherorts sind an diesem Tag auch sogenannte Speisesegnungen – etwa der gefärbten Ostereier oder gebackenen Osterlämmer – verbreitet. Der Karsamstag endet mit dem Beginn der Feier der Osternacht.

Entzünden der Osterkerze in der Osternacht.
Bild: ©picture alliance / dpa/Uwe Zucchi

Entzünden der Osterkerze in der Osternacht.

Osternacht

Die Feier der Osternacht ist der Höhepunkt des Triduum Sacrum und gilt im Kirchenjahr als "Nacht der Nächte". Es handelt sich um eine Vigilfeier (Nachtwache), in der die Kirche die Auferstehung Jesu erwartet und anschließend feiert. Die Messe beginnt deshalb im Zeitraum nach Sonnenuntergang am Karsamstag und vor Sonnenaufgang am Ostersonntag. Am Anfang der Liturgie steht die Lichtfeier, die vor der Kirche im Freien beginnt. Dort segnet der Priester das Osterfeuer und entzündet daran die Osterkerze. In einer Prozession wird die Kerze dann in die dunkle Kirche getragen, unter dem dreimaligen Ruf "Lumen Christi – Deo gratias" ("Licht Christi – Dank sei Gott"). Das Licht der Osterkerze wird dann an alle Mitfeiernden weitergegeben. Es folgt das gesungene Osterlob, das sogenannte Exsultet. Es schließen sich bis zu sieben Lesungen aus dem Alten Testament an. Hiernach erklingt das Gloria: Ab diesem Zeitpunkt spielt die Orgel wieder, die Glocken läuten und das Licht der Kirche wird angeschaltet – freudige Zeichen der Auferstehung Jesu.

Es folgen die neutestamentlichen Lesungen. Vor dem Evangelium erklingt erstmals seit Aschermittwoch wieder das "Halleluja". Nach der Predigt findet die Tauffeier statt. Zunächst wird die Allerheiligenlitanei ("Heilige/r …, bitte für uns") gesungen und das neue Taufwasser gesegnet. Anschließend erfolgt – sofern vorhanden – die Taufe der Katechumenen (Taufbewerber). Hiernach erneuern alle Gläubigen ihr Taufversprechen und werden mit dem geweihten Wasser besprengt. Es folgt die Eucharistiefeier als abschließender Teil der Osternacht. Nach der Messe finden in vielen Gemeinden sogenannte Agapefeiern statt, bei denen die Gläubigen zu einem gemeinsamen Mahl noch zusammenbleiben.

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Papst Franziskus tauft im Vatikan einen erwachsenen Mann.
Bild: ©KNA

Papst Franziskus tauft in der Osternacht einen erwachsenen Gläubigen.

Ostersonntag

Der Ostersonntag ist der Tag der Auferstehung Jesu Christi und der ranghöchste Festtag im Kirchenjahr. Mit der Vigilfeier dieses Tages – der Osternacht – beginnt das Osterfest und die 50-tägige Osterzeit bis Pfingsten. Die meisten beweglichen Gedenk- und Feiertage des Kirchenjahres hängen vom Datum des Ostersonntags ab: Er fällt auf den ersten Sonntag nach dem ersten Vollmond im Frühling. Damit ist der frühestmögliche Termin der 22. März, der spätestmögliche der 25. April. Das Evangelium vom Ostersonntag berichtet von der Entdeckung des leeren Grabes und der Begegnung Maria von Magdalas mit dem auferstandenen Christus (Joh 20,1-18).

Ostermontag
Bild: ©picture alliance/akg-images

Ostermontag: Die beiden Jünger begegnen auf dem Weg nach Emmaus dem auferstandenen Jesus, erkennen ihn aber zunächst nicht, obwohl er ihnen die Schrift auslegt.

Ostermontag

Der Ostermontag ist der zweite Osterfeiertag und hat in der Liturgie den Rang eines Hochfestes. Das gilt übrigens auch für die weiteren Tage der sogenannten Osteroktav – also die acht Tage von Ostersonntag bis zum Weißen Sonntag. In Deutschland und vielen anderen Ländern ist der Ostermontag ein arbeitsfreier Tag. Im Tagesevangelium wird die Auferstehung Jesu aus dem Blickwinkel der sogenannten Emmausjünger erzählt (Lk 24,13-35). Sie erkennen den Auferstandenen erst, nachdem er ihnen die Schrift gedeutet und das Brot für sie gebrochen hat: Das ist der Grundstein für die bis heute gültige Zweiteilung der Messe in Wortgottesdienst und Eucharistiefeier.

Von Tobias Glenz

Der Artikel erschien erstmals am 24. März 2018.