Hochgebet ohne Papst – das ändert sich während der Sedisvakanz

Liturgische Besonderheiten bis zur Wahl eines neuen Papstes

Veröffentlicht am 23.04.2025 um 00:01 Uhr – Von Felix Neumann – Lesedauer: 6 MINUTEN

Bonn ‐ Der Papst ist tot – und sein Platz im eucharistischen Hochgebet bleibt leer, bis ein Nachfolger im Amt ist. In der Zwischenzeit gibt es verschiedene Formen, wie die Kirche Franziskus in Gottesdienst und Gebet gedenkt.

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In jeder Messe wird die Verbundenheit der Gemeinde mit der ganzen Kirche im Gebet deutlich: "Gedenke deiner Kirche auf der ganzen Erde und vollende dein Volk in der Liebe, vereint mit unserem Papst Franziskus", betet der Priester etwa im zweiten Hochgebet. In der Zeit der Sedisvakanz zwischen dem Tod des Papstes und der erfolgreichen Wahl eines neuen Papstes ist das die Stelle in der Liturgie, in der der leere Stuhl Petri am deutlichsten wird: Der Papst wird dann einfach weggelassen, nur der Bischof taucht im Hochgebet auf. Auch in den Fürbitten des Stundengebets fällt die Erwähnung des Papstes aus.

Der Zeitpunkt der Sedisvakanz ist im Nachhinein auf die Minute genau zu bestimmen. Während sich die Dinge entwickeln, ist das aber nicht immer der Fall: Papst Franziskus starb um 7.35 Uhr am Ostermontag, kurz vor 10 Uhr wurde die Nachricht bekannt – viele Messen wurden zu diesem Zeitpunkt gefeiert, ohne dass die Nachricht schon angekommen wäre. Der neue Papst ist ab Annahme der Wahl im Amt, es gibt also einen kurzen Zeitraum, in dem es schon einen neuen Papst gibt, er aber der Welt noch nicht bekannt ist. Am Anfang und am Ende dieser Zeit kann es so dazu kommen, dass der Verstorbene noch oder der Nachfolger noch nicht genannt werden. Das ist aber unschädlich. Gültig ist die Messe trotzdem – ebenso in dem Fall, dass einem Zelebranten aus Gewohnheit der falsche Name über die Lippen geht. Schließlich wurde 12 Jahre lang im Hochgebet für Franziskus gebetet.

Fürbitten für den Verstorbenen

Dass der verstorbene Papst nicht mehr im Hochgebet genannt wird, ist kein Zeichen des mangelnden Respekts vor den Toten, sondern liegt an der Funktion der Nennung von Papst und Bischof an dieser Stelle: Es geht darum, die Eucharistiefeier vor Ort in die hierarchische Gemeinschaft und sakramentale Einheit mit der Kirche zu stellen. Deshalb werden statt des Papstes auch nicht die Kardinäle genannt, die während der Sedisvakanz für die Verwaltung der Kirche zuständig sind, genauso wie – obwohl sich in Deutschland eine gegenteilige Praxis eingeschlichen hat – Diözesanadministratoren nicht ins Hochgebet gehören. Die einzige Ausnahme hierfür sind gemäß einem Dekret der Gottesdienstkongregation von 1972 Apostolische – also vom Papst eingesetzte – Administratoren, die Bischöfe sind. In Bistümern ohne Bischof entfallen damit sowohl Papst als auch Bischof, es bleibt je nach Hochgebet nur die "Gemeinschaft der Bischöfe".

Kelch mit Messbuch
Bild: ©picture alliance / Godong | Pascal Deloche / Godong (Symbolbild)

Das Hochgebet zeigt mit seinem Verweis auf Papst und Bischof, dass die Gemeinde in der Gemeinschaft der Kirche steht.

Dass der Papst aus dem Hochgebet fällt, heißt aber nicht, dass er nicht in der Liturgie auftauchen kann. Im Gegenteil: "Alle christlichen Gemeinschaften sind eingeladen, bei der Feier der Eucharistie und im Stundengebet für Papst Franziskus zu beten", erläutert das Deutsche Liturgische Institut in seiner Handreichung zur Liturgie in der Sedisvakanz.

Wie für andere Verstorbene kann auch für den Papst eine Messe gefeiert werden. Für den Tod eines Papstes gibt es im Römischen Messbuch dafür drei eigene Messformulare. Als eigentliche Totenmesse ist das aber nicht in der Osteroktav, also in diesem Fall in der ganzen Todeswoche, und an Sonn- und Festtagen zulässig. Wird an diesen Tagen des verstorbenen Papstes in der Messe gedacht, wird das jeweilige Messformular vom Tag verwendet. Die liturgische Farbe ist nur bei Totenmessen violett (in keinem Fall rot wie beim Papstbegräbnis), ansonsten wird die liturgische Farbe des Tages verwendet.

In jedem Fall kann des Papstes in den Fürbitten gedacht werden. Dazu macht das Liturgische Institut drei allgemeine Vorschläge:

Gott, Vater der Barmherzigkeit, nimm deinen Diener, unseren Papst Franziskus in das himmlische Jerusalem auf; gewähre ihm, dass er in der Ewigkeit das Geheimnis betrachtet, dem er auf Erden treu gedient hat.

Ewiger Hirte, schenke unserem verstorbenen Papst Franziskus die Freude, in der Ewigkeit dein Antlitz zu schauen, und gib ihm den Lohn, den du deinen treuen Dienern versprochen hast.

Für unseren verstorbenen Papst Franziskus: Christus, der gute Hirte, der immer lebt, um für uns einzutreten, möge ihn aufnehmen in seinen Frieden.

Während des Konklaves kann das Messformular zur Wahl eines Papstes verwendet werden, das sich ebenfalls im Messbuch findet, um für den Nachfolger von Franziskus zu beten. Für Beflaggung und Glockengeläut gibt es keine allgemeinen Regelungen. Oft machen Bistümer dafür Vorgaben, um ein einheitliches Vorgehen sicherzustellen.

Einheitlich ist der Umgang mit dem Wappen des Papstes, das an allen Basiliken angebracht ist: Sobald der Tod bekannt ist, wird es abgehängt – und macht damit Platz für das Wappen des nächsten Papstes. In Basiliken gibt es noch ein weiteres subtiles Zeichen: Der rot-gelbe Schirm (Padiglione oder Umbraculum), ein Insignium für die päpstliche Ehrung der jeweiligen Kirche, wird aufgespannt bis zur Wahl eines neuen Papstes.

Von Felix Neumann

Impulse und Vorgaben für die liturgische Begleitung der Sedisvakanz

Mittlerweile haben viele Bistümer Regelungen zu Geläut, Beflaggung, Gebet und Trauergottesdiensten veröffentlicht. Die Liste ist nicht notwendig vollständig und wird laufend ergänzt.