Im Schatten der Papstwahl: Synodaler Ausschuss trifft sich
Ein langes Konklave war von einigen Vaticanisti und Kardinälen vorausgesagt worden. Doch die Realität sah anders aus: Nach gerade einmal vier Wahlgängen trat Kardinal Robert Francis Prevost als Papst Leo XIV. am Donnerstagabend auf die Benediktionsloggia – und machte gleich in seiner ersten Ansprache klar, auf welchem Weg er die katholische Kirche führen will: "Brüder und Schwestern von Rom, von Italien, von der ganzen Welt, lasst uns eine synodale Kirche sein, eine Kirche, die unterwegs ist, eine Kirche, die immer den Frieden sucht, die immer die Nächstenliebe sucht, die immer die Nähe vor allem zu denen sucht, die leiden."
Ein Programm, das bei den Kirchenvertreterinnen und -vertretern in Deutschland den ersten Reaktionen nach gut ankommt. Die Hoffnung: Der neue Papst wird den Synodalen Weg unterstützen. "Gerade seine klaren Worte zu einer synodalen Kirche, die voranschreitet und für alle Menschen da sein will, sind eine Aussage, die uns auch als Kirche in Deutschland den Rücken stärkt", sagte etwa der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Bischof Georg Bätzing, in seiner Presseerklärung.
Neuer Papst nahm an Gesprächen mit deutschen Bischöfen teil
Es ist kein Geheimnis, dass Papst Franziskus mit dem Reformprojekt der katholischen Kirche in Deutschland gefremdelt hat. Immer wieder stand ein Moratorium oder gar ein Scheitern des Synodalen Wegs im Raum. Beides konnte abgewendet werden – zuletzt fanden regelmäßige Treffen zwischen Vertretern der römischen Kurie und der Deutschen Bischofskonferenz statt, um über die Ergebnisse des Reformprojekts im Austausch zu bleiben. Mit dabei: der damalige Präfekt des Bischofsdikasteriums, Kardinal Robert Prevost.
Stein des Anstoßes war dabei vor allem der Synodale Rat. In diesem bundeweiten Gremium sollen nach Vorstellung der Synodalen Bischöfe und Laien gemeinsam Richtungsentscheidungen für die katholische Kirche in Deutschland treffen. Unter welchen rechtlichen Vorgaben das möglich sein wird, wird auch Thema beim Synodalen Ausschuss sein, der am Freitag und Samstag in Magdeburg zusammentrifft.

Hat eine Vorgeschichte mit dem Synodalen Ausschuss: Papst Leo XIV.
Und dieses Gremium hat eine Vorgeschichte mit dem neuen Papst: Prevost war – zusammen mit Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin und Glaubenspräfekt Víctor Manuel Fernández einer der Unterzeichner eines Eilbriefs an die DBK. Damit sollte die Abstimmung über die Satzung des Synodalen Ausschusses bei der Frühjahrsvollversammlung im Februar 2024 verhindert werden, da dieses Gremium die Errichtung eines Synodalen Rates vorsehe, der "vom geltenden Kirchenrecht nicht vorgesehen" sei. Daher "wäre ein diesbezüglicher Beschluss der DBK ungültig – mit den entsprechenden rechtlichen Folgen". Die Abstimmung über den Ausschuss wurde in der Folge tatsächlich vertagt – im Gespräch mit Rom konnten die deutschen Bischöfe in der Folge aber eine Weiterarbeit auf dem Synodalen Weg aushandeln.
Am Freitag soll nun ein erster Entwurf für eine Satzung des Synodalen Gremiums auf Bundesebene – so lautet nach Wünschen der Kurie mittlerweile der Name des Synodalen Rates – beim Synodalen Ausschuss beraten werden. Beim Beschluss der Satzung für dieses Gremium ist dabei durchaus Eile geboten: Der Handlungstext "Synodalität nachhaltig stärken. Ein Synodaler Rat für die katholische Kirche in Deutschland" sieht die Einrichtung "spätestens bis März 2026" vor. Der Synodale Ausschuss als Vorgängergremium soll bis dahin seine Tätigkeit beenden und der Synodalversammlung – das sechste und abschließende Treffen dieses Gremiums findet Ende Januar 2026 in Stuttgart statt – Rechenschaft ablegen.
Montoring der Beschlüsse im Ampelsystem
Eine andere Vorgabe des besagten Handlungstext dürfte am Freitag indes erfüllt werden: Die Kommission, die sich mit Synodalität als Strukturprinzip der Kirche beschäftigt, stellt ihren Grundlagentext "Die Katholische Kirche synodal erneuern" vor. Der Synodale Weg hatte den Ausschuss zuvor beauftragt, "eine Verständigung über den Begriff der Synodalität als Grundvollzug der Kirche" zu suchen. Eine Abstimmung über den Text ist jedoch nicht vorgesehen.
Inwiefern die Beschlüsse des Synodalen Wegs insgesamt umgesetzt wurden, soll am Samstag vorgestellt werden. Das Programm sieht dann einen Bericht zum Monitoring der Beschlüsse vor. Bereits bei der vergangenen Sitzung des Synodalen Ausschusses im vergangenen Dezember war dazu ein digitaler Fragebogen angekündigt worden, der an die einzelnen Diözesanbischöfe geschickt wurde. Ein Ampelsystem soll in Magdeburg nun anzeigen, ob die Beschlüsse des Synodalen Wegs umgesetzt wurden (grün), mit der Umsetzung begonnen wurde (gelb) oder noch nicht umgesetzt wurde (rot).

Kurz vor der vierten Sitzung des Synodalen Ausschusses wurde eine Handreichung zu Segensfeiern veröffentlicht. Dies war ein Anliegen des Synodalen Wegs.
Ein Punkt, bei dem sich die Ampelfarbe kurz vor der Sitzung des Synodalen Ausschusses geändert haben dürfte, ist die Segnung für Paare, die kirchlich nicht heiraten dürfen. Ende April veröffentlichte die Gemeinsame Konferenz aus Deutscher Bischofskonferenz (DBK) und Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) eine Handreichung mit dem Titel "Segen gibt der Liebe Kraft". Eine solche Handreichung war vom Synodalen Weg gefordert worden. Eine ebenfalls gewünschte liturgische Vorlage für solche Segnungsfeiern gibt es dagegen nicht. Die von Papst Franziskus approbierte vatikanische Segenserklärung "Fiducia supplicans" hatte solche liturgischen Feiern 2023 untersagt.
Beim dritten Synodalen Ausschuss in Wiesbaden-Naurod im vergangenen Dezember war darüber hinaus bereits über zwei Handlungstexte des Synodalen Wegs debattiert worden, die jetzt erneut besprochen und abgestimmt werden sollen. Die Texte zu Maßnahmen gegen Missbrauch an Frauen in der Kirche und zur Empfängnisregelung in der Ehe waren vor rund einem halben Jahr an die jeweils zuständige Kommission zurückgegeben worden, um weiter daran zu arbeiten.
Richtungsentscheidungen für die Kirche in Deutschland und der Welt
Auch bei einem weiteren, vom Synodalen Weg erarbeiteten Vorschlag, steht eine Beratung an: Der Handlungstext "Gemeinsam beraten und entscheiden" war von der Synodalversammlung noch in erster Lesung verabschiedet worden, eine finale Abstimmung fand aus Zeitgründen jedoch nicht mehr statt. Der Text sah in seiner Ursprungsfassung synodale Gremien auf Diözesan- und Pfarreiebene vor.
In Magdeburg werden damit richtungsweisende Entscheidungen für die Synodalität in der Kirche in Deutschland getroffen. Eine Richtungsentscheidung für die Kirche insgesamt wurde mit der Wahl von Papst Leo XIV. bereits getroffen. Wie das neue Kirchenoberhaupt zum Synodalen Weg steht, wird vermutlich die Zukunft zeigen.