Synodaler Ausschuss: Rückenwind und Fundament eines neuen Gremiums
Ein Thema beschäftigt die katholische Kirche in diesen Tagen wie kaum ein anders: der neue Papst Leo XIV. Die vierte Sitzung des Synodalen Ausschusses in Magdeburg am Freitag und Samstag war diesbezüglich keine Ausnahme. "Wir starten mit Rückenwind aus Rom in diese Sitzung des Synodalen Ausschusses", sagte die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Irme Stetter-Karp, zum Auftakt der Sitzung. Nach der Wahl des Papstes zeigte sie sich erleichtert: "Es hätte auch ganz anders sein können." Auch der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Bischof Georg Bätzing, betonte, dass Leo XIV. sich bereits entschieden zu Synodalität bekannt habe. "Was brauchen wir mehr an Rückenwind?"
Und mit so einem Rückenwind startete die Sitzung des Synodalen Ausschusses: Der Bericht von Stetter-Karp und Bätzing als Präsidenten des Synodalen Ausschusses wurde ohne Rückmeldung der versammelten Delegierten angenommen und mit Klopfen auf den Tischen quittiert. Einstimmig wurden auch die beiden interimistischen Geistlichen Begleiter, Pastoralreferent Konstantin Bischoff und Schwester Katharina Kluitmann – beide selbst Mitglied des Ausschusses – mit der weiteren Geistlichen Begleitung beauftragt.
"Vielleicht kann damit auch der ein oder andere Kritiker überzeugt werden"
Großes Lob gab es ebenfalls für den Grundlagentext zum Thema Synodalität. Dieser soll die Schnittmengen zwischen dem, was das Abschlussdokument der Weltsynode zum Thema Synodalität ausdrückt und dem, was die katholische Kirche in Deutschland darunter versteht und beim Synodalen Weg lebt, aufzeigen. Der Fuldaer Bischof Michael Gerber sah das Dokument gar als "Brückentext": "Vielleicht kann damit auch der ein oder andere Kritiker überzeugt werden."
Kniffliger wurde es dagegen bei den Richtungsentscheidungen über ein synodales Gremium auf Bundesebene. Oder zwei synodale Gremien – denn das war der Vorschlag der zuständigen Synodalitäts-Kommission des Ausschusses. Aus den Rückmeldungen der Kleingruppenarbeit beim Synodalen Ausschuss im vergangenen Jahr in Wiesbaden-Naurod hatten die Verantwortlichen die Idee abgeleitet, zwei Gremien aufzusetzen: ein kleineres Arbeitsgremium, vergleichbar mit dem derzeitigen Synodalen Ausschuss, und ein großes Organ, das im Vorschlag zunächst "Kirchenversammlung" genannt wurde und ein möglichst breites Spektrum der katholischen Kirche in Deutschland repräsentieren soll.
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Dass diese Gremien ihre Arbeit nicht ohne Approbation des Heiligen Stuhls aufnehmen können, machte der Vorsitzende der Synodalitäts-Kommission, Bischof Franz-Josef Overbeck, deutlich. Er sei noch vor dem Tod von Franziskus immer wieder im Kontakt mit dem vatikanischen Glaubensdiskasterium und Erzbischof Filippo Iannone gewesen, der für die Auslegung der Gesetzestexte zuständig ist. Einen ersten Entwurf der Satzung habe er Iannone bereits übermittelt – mit dem Hinweis, dass diese noch überarbeitet werde. Die Co-Vorsitzende der Kommission, Charlotte Kreuter-Kirchhof, merkte an, dass die Satzung so kurz wie möglich gehalten werden solle, da nur diese von Rom bestätigt werden müsse. Der Synodale Ausschuss könne sich aber selbst eine Geschäfts- und Wahlordnung geben – und diese bei Bedarf wieder anpassen.
Der Vorschlag der zwei Gremien wurde in der Folge aber abgelehnt. Zu groß, zu teuer, zu wenig arbeitsfähig sei eine große Versammlung, so die allgemeine Rückmeldung im Plenum – auch wenn durchaus Sympathien für eine anlassbezogene größere Kirchenversammlung geäußert wurden – oder gleich für eine eigene Synode. Mit der Entscheidung für ein kleineres Gremium gingen allerdings auch weitere entscheidende Fragen einher: Wer soll in diesem Gremium sitzen? Wer soll hier repräsentiert werden? Und welche Gruppen müssen nicht unbedingt zahlenmäßig vertreten sein?
"Expertise außerhalb der katholischen Blase"
In der Folge entspann sich eine emotionale Debatte: Mara Klein, Mitglied des Präsidiums des Ausschusses, etwa kritisierte, dass es weder bei der Synodalversammlung noch beim Synodalen Ausschuss gelungen sei, Geschlechter- und Generationengerechtigkeit zu erreichen. Der Betroffenenvertreter Johannes Norpoth kritisierte, dass es weder in der Synodalversammlung noch im Synodalen Ausschuss von Anfang an eine strukturelle Beteiligung von Betroffenen gegeben habe. "Das zukünftige synodale Gremium braucht Expertise außerhalb der katholischen Blase."
Vor allem die aufgeworfene Frage, wie viele Mitglieder des ZdK im künftigen synodalen Gremium sitzen sollten, stieß auf heftige Widerrede. So hatten einige Synodale die Idee aufgebracht, ob es zwingend so viele ZdK-Mitglieder wie Bischöfe brauche, oder ob diese Zahl zugunsten anderer Gruppen reduziert werden könne. Vertreter des Laiengremiums widersprachen heftig. ZdK-Präsidentin Irme Stetter-Karp stellte klar: "Auf der Trägerebene gibt es von uns keine Bereitschaft, dass wir uns beliebig machen." In der Abstimmung votierten die Synodalen am Ende dafür, in der Satzung festzuhalten, dass das künftige synodale Gremium alle 27 Mitglieder des Ständigen Rates und genauso viele Vertreterinnen und Vertreter des ZdK beinhalten soll. Weitere Einzelpersonen sollen von den Delegierten von ZdK und DBK hinzugewählt werden. Ein Kriterienkatalog dafür soll bis zur nächsten Sitzung des Synodalen Ausschusses von der Synodalitäts-Kommission ausgearbeitet werden.
Festgehalten wurde zudem, dass dieses künftige synodale Gremium auf Bundesebene Stellung zu wesentlichen Entwicklungen in Staat und Gesellschaft beziehen und Grundsatzentscheidungen zur pastoralen Planung und weiteren Zukunftsfragen der Kirche treffen soll. Damit verbunden ist auch die Beratung von Finanz- und Haushaltsfragen, die nicht auf diözesaner Ebene entschieden werden.
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Der Synodale Ausschuss blickte aber nicht nur in die Zukunft, sondern auch zurück auf vier bereits beschlossene Handlungstexte des Synodalen Wegs – und ihre Umsetzung. 19 Bistümer beantworteten demnach eine Umfrage unter den Bistümern, inwiefern die Handlungstexte umgesetzt wurden. Das Fazit der Kommissionsvorsitzenden Birgit Mock: "Durch das, was wir Ihnen hier beispielhaft sichtbar gemacht haben, sehen wir, dass einiges auf dem Weg ist." ZdK-Vizepräsident Thomas Söding bemerkte: "Es ist nicht die große Revolution, die ausgebrochen ist. Aber es passiert etwas."
Zwei weitere Handlungstexte, die beim Synodalen Weg nicht mehr final beschlossen werden konnten, wurden vom Synodalen Ausschuss verabschiedet. Mit dem Text "Gewissensentscheidungen in Fragen der Empfängnisverhütung respektieren – verletzte Eheleute rehabilitieren" sprach das Gremium unter anderem eine Vergebungsbitte für Ehepaare aus, die durch die Bewertung von Empfängnisverhütung Leid durch Kirchenvertreter erfahren haben. Mit großer Mehrheit wurde ebenso der Handlungstext "Maßnahmen gegen Missbrauch an Frauen in der Kirche" beschlossen. Die vorgesehenen Tagesordnungspunkte konnten damit allesamt beraten und entschieden werden.
"Wir sind am Anfang von etwas Großem"
Michael Berentzen bemängelte abschließend allerdings den großen Zeitdruck – und warnte davor, aufgrund des enormen Drucks übereilte Entscheidungen bei der Einführung eines synodalen Zukunftsgremiums zu treffen. Der Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer betonte in Anlehnung an den verstorbenen Papst Franziskus: "Für die synodale Arbeitsweise ist es nicht gut, im Stress und unter Zeitdruck zu entscheiden." Mara Klein entgegnete: "Wir haben diesen Zeitrahmen und wir müssen mit diesem Zeitrahmen umgehen."
Und dieser Zeitrahmen ist eng gesteckt: Beim nächsten Treffen des Synodalen Ausschusses am 21. und 22. November in Fulda müssen die finalen Weichen für ein synodales Nachfolgegremium gestellt und eine Satzung verabschiedet werden. Denn die fünfte Sitzung des Synodalen Ausschusses wird die vorerst letzte in dieser Form sein – auch eine Ratifizierung von ZdK und DBK stehen anschließend aus. Im Januar 2026 kommt dann zum sechsten und letzten Mal die gesamte Synodalversammlung zusammen. Dann wird sich zeigen, wie es mit dem Synodalen Weg in Deutschland weitergeht. "Wir sind am Anfang von etwas Großem, das die katholische Kirche in Deutschland verändern wird", ermutigte der Aachener Bischof Helmut Dieser. "Wenn das vom Heiligen Geist kommt, dann müssen wir keine Angst haben."