Neuer Papst-Astronom: Glaube und Wissenschaft können koexistieren

Für den neuen Leiter der vatikanischen Sternwarte gehört zu deren grundlegendsten Zielen die Förderung des Dialogs zwischen Kirche und Wissenschaft. "Durch unsere konsequente astronomische Forschung zeigen wir, dass Glaube und Wissenschaft koexistieren können. Diese Botschaft findet in der Astronomie großen Anklang", erklärte Richard D'Souza kürzlich in einem Interview mit der Nachrichtenagentur "Imedia". Der 1978 geborene indische Astronom und Ordensmann wurde kürzlich von Papst Leo XIV. zum Nachfolger des US-amerikanischen Jesuiten Guy Consolmagno ernannt. Sein Forschungsschwerpunkt liegt auf der Entstehung und Entwicklung von Galaxien.
Die Menschen fasziniere am Himmel ein tiefes Gefühl der Sehnsucht nach den Geheimnissen des Kosmos. "Wir erleben dies, wenn wir in den Nachthimmel blicken. Ob Kind in der Sahara, Teenager in Indien oder Professor in Harvard – jeder staunt über das Bild einer nahegelegenen Galaxie oder eines spektakulären Nebels", so der Ordensmann. Dieses Gefühl wecke im Menschen "einen Durst nach Transzendenz, eine Sehnsucht nach dem Jenseits".
Ruf nach dem Transzendenten
Als Vergleich nennt D'Souza Michelangelos Fresko in der Sixtinischen Kapelle, auf dem Adam seine Hand nach dem Göttlichen ausstreckt. "In jedem von uns steckt eine innere Spannung, ein unaufhörlicher Ruf nach dem Transzendenten, nach Gott. Und was könnte transzendenter – und zugleich physischer – sein als der Kosmos? Deshalb ist die Astronomie für mich die transzendentalste aller Wissenschaften", so D'Souza.
Die heute im Park der päpstlichen Sommerresidenz Castel Gandolfo in den Albaner Bergen gelegene Sternwarte zählt zu den weltweit ältesten Einrichtungen ihrer Art. Papst Gregor XIII. (1572–1585) beauftragte 1582 erstmals Jesuiten mit der Himmelsforschung. Offiziell wurde die Sternwarte 1891 von Leo XIII. (1878–1903) gegründet. Was ihre Aufgaben betreffe, so sei laut D'Souza die astronomische Forschung die Hauptaufgabe, man sei jedoch auch für verwandte Disziplinen offen. Erst kürzlich sei ein Jesuit dem Team beigetreten, der sich mit den technologischen und soziologischen Aspekten des menschlichen Lebens im Weltraum befasst. (mtr)