Feier sei liturgisch "nicht stimmig" gewesen

Theologe sieht in "Alter Messe" im Petersdom problematische Botschaft

Veröffentlicht am 29.10.2025 um 13:58 Uhr – Lesedauer: 

Köln ‐ "Alte Messe", neuer Konflikt: Nach der Feier der vorkonziliaren Liturgie im Petersdom warnt Andreas Odenthal vor kirchenpolitischer Symbolik. Der Rückgriff auf vormoderne Formen zeige ein Bedürfnis nach Stabilität – und sei riskant.

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"Nicht unschuldig" ist die Feier der "Alten Messe" im Petersdom nach Ansicht des Bonner Liturgiewissenschaftlers Andreas Odenthal. Wenn man an dem Ort, an dem im Jahr 1963 die Liturgiekonstitution zur Reform der Messe verabschiedet wurde, nun die "Alte Messe" wieder feiere, beinhalte das eine kirchenpolitische Aussage. "Und da wird das Eis natürlich ganz dünn und die Sache sehr vermint", sagte Odenthal am Mittwoch im Deutschlandfunk-Interview.

Am vergangenen Wochenende hatte der konservative US-amerikanische Kardinal Raymond Leo Burke mit Genehmigung Papst Leos XIV. im Petersdom eine Messe im alten Ritus gefeiert. Aus kirchenpolitischer Sicht beurteilt Odenthal die Feier als schwierig: Im Sinne einer Pluralität plädiere er dafür, neben der Zulassung der alten Messform auch die Entwicklung neuer, in die Zukunft gerichteter Formen voranzutreiben.

Liturgisch "nicht stimmig"

Außerdem sei die Feier liturgisch "nicht stimmig" gewesen, erklärte der Theologe. So habe der Kardinal an einem Bronzealtar der 1980er-Jahre zelebriert, obwohl dieser Altar für die Gemeindemesse nach Westen eingerichtet worden sei. Auch die Messgewänder hätten optisch zwar vorgegeben, alt zu sein, seien tatsächlich aus seiner Sicht aber höchstens zehn oder zwanzig Jahre alt gewesen. "Was soll eine solche Konstruktion von einer Tradition, die letztlich nicht mehr stimmig ist?", fragte Odenthal.

Die eigentlich entscheidende Frage sei allerdings: "Welches Ziel verfolgt diese Gruppe? Und ich könnte mir denken, dass eines der Ziele ist, im noch recht jungen Pontifikat von Papst Leo da einen Akzent zu setzen." Schließlich sei die Kirche seit Jahrzehnten damit beschäftigt, auszuhandeln, was Katholisch-Sein und Tradition bedeute. Angesichts dessen bedeute die Feier im Petersdom eine sehr politische Aussage. Sie zeige: "Es geht gar nicht um einen Gottesdienst oder die Form des Gottesdienstes, sondern tatsächlich um die künftige politische Ausrichtung der katholischen Kirche." Odenthal erklärte, dieser Punkt bereite ihm Unbehagen, weil damit der Gottesdienst verzweckt werde.

Was an der "Alten Messe" fasziniert

Der Liturgiewissenschaftler erkennt im Festhalten an der sehr reglementierten, ritualisierten Form der "Alten Messe" ein "Grundbedürfnis unserer Zeit" – die Suche nach Beständigkeit: "In den vielfältigen Wandlungen unserer Gesellschaft und unserer Kirche, in den vielen Herausforderungen, die wir ja kaum noch bewältigen können, möchte man den einen festen Halt haben. Das kann ich sehr gut verstehen."

Unbehagen bereite ihm allerdings, dass die vorkonziliare Liturgie hauptsächlich auf den Klerus abziele. Aus diesem Grund hätten die Konzilsväter des Zweiten Vatikanischen Konzils diese Messe als reformbedürftig eingestuft. Liturgie sei immer Ausdruck des Selbstverständnisses der Kirche. Es sei spannend, zu sehen, mit welchen liturgischen Akzenten Papst Leo die Osterfeierlichkeiten zelebrieren werde. (KNA)