Zuständiger Bischof zieht erste Konsequenzen

Vatikan untersucht Fall der "Transalpinen Redemptoristen"

Veröffentlicht am 30.10.2025 um 09:37 Uhr – Lesedauer: 

Aberdeen ‐ Die Absage eines traditionalistischen schottischen Ordens an die "moderne Kirche" hat erste Konsequenzen: Der zuständige Bischof entzieht ihnen Zuständigkeiten – und er hat den Vatikan eingeschaltet. Denn bei Schismen liegt der Ball in Rom.

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Der Fall der mutmaßlich schismatischen Transalpinen Redemptoristen beschäftigt nun den Vatikan. Der Bischof von Aberdeen, Hugh Gilbert (Titelbild, Mitte), verurteilte in einer auf den 24. Oktober datierten Mitteilung den von der Gemeinschaft veröffentlichten offenen Brief der Ordensleute, in dem sie Aussagen des päpstlichen Lehramts und des Zweiten Vatikanischen Konzils zurückweisen. "Die Diözese bedauert den Ton, die Richtung und zentrale Elemente dieses Briefes außerordentlich", heißt es in dem Schreiben. "Er ist nicht vereinbar mit dem katholischen Verständnis der Einheit der Kirche." Die zuständigen vatikanischen Dikasterien seien informiert worden und untersuchten die Lage.

Die Transalpinen Redemptoristen ("Söhne des Allerheiligsten Erlösers") sind eine Gemeinschaft diözesanen Rechts im schottischen Bistum Aberdeen. Gilbert ist damit die unmittelbar mit der Aufsicht betraute kirchliche Autorität. Für die kirchenrechtliche Straftat eines Schismas ist das Glaubensdikasterium als Gerichtsbehörde zuständig. Gemäß Kirchenrecht ist ein Schisma die "Verweigerung der Unterordnung unter den Papst oder der Gemeinschaft mit den diesem untergebenen Gliedern der Kirche" (c. 751 CIC).

Der Orden hatte vor zwei Wochen einen Brief veröffentlicht, in dem die Mitglieder mitteilten, die "moderne Kirche" nicht mehr anzuerkennen. "Nach jahrelangen Prüfungen und Erfahrungen sind wir zu dem bedauerlichen Schluss gekommen, dass der traditionelle katholische Glaube, der Glaube aller Zeiten und der Heiligen, mit der neuen, modernen Kirche, der Frucht des Zweiten Vatikanischen Konzils, unvereinbar ist. Sie können schlicht nicht in einem Leib gemeinsam bestehen", heißt es in dem Brief.

Zuständigkeit für diözesane "Alte Messe" entzogen

Der Bischof von Aberdeen betonte, offen für den Dialog mit dem Orden zu bleiben. Vorerst habe er ihm aber die Zuständigkeit für die Feier der vorkonziliaren Liturgie in der Kirche St John's in Fetternear entzogen. In einem auf Facebook veröffentlichten Brief an die dort feiernde Gemeinde erläutert der Bischof sein Vorgehen weiter. Von den Transalpinen Redemptoristen verwendete Formulierungen wie die Unterscheidung einer "Kirche der Tradition" von einer "modernen Kirche" seien inakzeptabel: "Es gibt nur eine einzige, ungeteilte Kirche Christi, die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft vereint, unsere Mutter, die uns alle zum himmlischen Reich führt." Die Messe nach den Messbüchern von 1962 werde künftig in Fetternear durch einen Diözesanpriester im üblichen monatlichen Turnus gefeiert.

Der traditionalistische Orden mit Niederlassungen in Schottland und Neuseeland befindet sich seit Monaten in einem Konflikt mit dem Bischof der neuseeländischen Diözese Christchurch, Michael Gielen. Gielen hatte den Orden im vergangenen Jahr nach einer Apostolischen Visitation angewiesen, seine Diözese zu verlassen. Hintergrund der Visitation waren Medienberichte über unerlaubte Exorzismen, in deren Verlauf Menschen traumatisiert worden seien, darunter Minderjährige. Die Ordensleute widersprachen den Vorwürfen. Beim Vatikan eingelegte Rechtsmittel gegen die Ausweisung scheiterten im Sommer. In ihrem offenen Brief betonten die Ordensleute, dass sie weiterhin in Christchurch tätig sein wollen.

Die "Transalpinen Redemptoristen" wurden 1988 gegründet und waren zunächst eng mit der Piusbruderschaft verbunden. Nachdem Papst Benedikt XVI. 2007 die Feier der vorkonziliaren Liturgie als "außerordentliche Form des römischen Ritus" wesentlich erleichtert hatte, kehrte der Orden 2008 in die volle Gemeinschaft mit dem Papst zurück. 2012 wurde er als Ordensgemeinschaft diözesanen Rechts in Aberdeen anerkannt, wo er sein Haupthaus hat. In Neuseeland ist die Gemeinschaft seit 2017 vertreten. (fxn)