Bei feierlichem Gottesdienst auf dem Petersplatz

Papst erhebt Ex-Anglikaner Newman zum Kirchenlehrer

Veröffentlicht am 01.11.2025 um 11:22 Uhr – Lesedauer: 

Vatikanstadt ‐ Sein Übertritt von der anglikanischen zur katholischen Kirche sorgte einst nicht nur in England für Aufsehen. Heute gilt John Henry Newman als Brücke zwischen den Konfessionen. An diesem Samstag wurde er von Papst Leo XIV. zum Kirchenlehrer erhoben. Und Leo gab Newman gleich noch einen weiteren Titel.

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Papst Leo XIV. hat den ehemals anglikanischen Geistlichen und späteren katholischen Kardinal John Henry Newman (1801-1890) zum Kirchenlehrer erhoben. Der Akt erfolgte zu Beginn eines feierlichen Gottesdienstes am Samstag auf dem Petersplatz. Mehrere Zehntausend anwesende Christen quittierten die vom Papst ausgesprochene lateinische Formel mit langem Beifall.

Leo XIV. ernannte Newman im Rahmen des Gottesdienstes zugleich zum Schutzpatron des katholischen Bildungswesens. Diesen Rang teilt sich Newman nun mit dem mittelalterlichen Kirchenlehrer Thomas von Aquin (1225-1274). Zusammen mit dem großen Philosophen der Scholastik sei Newman nun "Mit-Patron all jener, die am Bildungsprozess teilhaben", so der Papst in seiner Predigt.

Auch Delegationen aus Großbritannien vertreten

Anwesend auf dem Petersplatz waren auch Delegationen aus Großbritannien, darunter anglikanische Vertreter. Laut Vatikanangaben war die Church of England durch den Erzbischof von York, Stephen Cottrell, vertreten. Die Regierung des Vereinigten Königreichs repräsentierte der stellvertretende Premierminister David Lammy.

In seiner Predigt erinnerte der Papst an die "beeindruckende kulturelle und geistliche Größe Newmans". Sie werde "inspirierend sein für kommende Generationen, deren Herzen sich nach Unendlichkeit sehnen". An alle, die an katholischen Schulen lernen und lehren, appellierte der Papst, sich nicht vom Pessimismus überwältigen zu lassen. "Wir müssen gemeinsam daran arbeiten, die Menschheit aus dem Dunkel des Nihilismus zu befreien, der sie umgibt und vielleicht die gefährlichste Krankheit der gegenwärtigen Kultur ist, da er die Hoffnung 'auszulöschen' droht." Er erinnerte auch an den bekanntesten Hymnus Newmans, den er im englischen Original mit den Worten "Lead, kindly light" ("Führ, freundlich Licht") rezitierte.

Papst Leo XIV. beim Weltjugendtreffen
Bild: ©KNA/Christian Gennari/Romano Siciliani (Archivbild)

Leo XIV. ernannte John Henry Newman im Rahmen des Gottesdienstes zugleich zum Schutzpatron des katholischen Bildungswesens.

Die Aufgabe katholischer Bildung umschrieb Leo XIV. mit den Worten: "Im Mittelpunkt der Bildungswege stehen keine abstrakten Individuen, sondern Menschen aus Fleisch und Blut, insbesondere diejenigen, die nach den Maßstäben einer Wirtschaft, die ausgrenzt und tötet, scheinbar wenig leisten. Wir sind dazu aufgerufen, Menschen zu bilden, damit sie in ihrer vollen Würde wie Sterne leuchten."

Newman wurde 1801 in London geboren und 1825 in Oxford zum Priester der anglikanischen Kirche geweiht. Nach langen inneren Kämpfen konvertierte der prominente Gelehrte 1845 zum Katholizismus. 1847 folgte seine Priesterweihe in Rom. Sein Schritt sorgte in beiden Kirchen für Aufsehen. In der katholischen Kirche entwickelte er eine prägende Rolle als Erneuerer der Theologie und später als Kardinal. Er starb am 11. August 1890 in Edgbaston, heute Birmingham.

Unterstützung der Church of England

Anfangs Kritik und Misstrauen ausgesetzt, gilt er inzwischen als eine "Brücke zwischen Anglikanern und Katholiken". 2010 wurde Newman von Benedikt XVI. (2005-2013) in Birmingham seliggesprochen. Im Oktober 2019 folgte seine Heiligsprechung durch Papst Franziskus (2013-2025). Der Antrag der katholischen Bischöfe aus England und Wales an den Papst, Newman zum "Lehrer der Universalen Kirche" zu ernennen, wurde von der anglikanischen Kirche unterstützt.

Den selten verliehenen Ehrentitel "ecclesiae universalis doctor" (Lehrer der universalen Kirche) gibt es mit päpstlicher Bestätigung seit dem 13. Jahrhundert. Ihn erhalten Theologen und Heilige, denen ein prägender Einfluss auf die christliche Theologie zugesprochen wird. Zu ihnen zählen Augustinus (354-430), Anselm von Canterbury (1033-1109), Thomas von Aquin (1225-1274), Katharina von Siena (1347-1280) und Hildegard von Bingen (1098-1197). (stz/KNA)

1.11., 12:40 Uhr: Ergänzt um Aussagen des Papstes in seiner Predigt.