Keine "Miterlöserin" mehr? Was die Vatikan-Note eigentlich will
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Maria als "Miterlöserin"? Unangebracht. Die Muttergottes als "Mittlerin aller Gnaden"? Ebenfalls schwierig. Wer die am Dienstag veröffentlichte Note "Mater populi fidelis" ("Mutter des gläubigen Volkes") des Glaubensdikasteriums liest, der könnte darin womöglich einen Fall vatikanischer "Cancel Culture" entdecken. Werden traditionsreiche Marientitel ohne Weiteres verboten?
Die erwähnten Marientitel werden heute wohl vor allem in bestimmten traditionsbewussten kirchlichen Kreisen verwendet. Auch Päpste benutzten den Begriff "Miterlöserin" – zuletzt etwa der heilige Johannes Paul II. Sein Glaubenspräfekt, Kardinal Joseph Ratzinger – der spätere Papst Benedikt XVI. –, sprach sich jedoch deutlich dagegen aus und lehnte auch eine Dogmatisierung ab. Sein Nachfolger, Kardinal Víctor Manuel Fernández, folgt in der aktuellen Note dieser Argumentation.
Allein daran wird deutlich, dass das nun veröffentlichte Dokument nicht zur kirchenpolitischen Stimmungsmache taugt. In seinem Vorwort schreibt Fernández, dass die "Verehrung des gläubigen Volkes Gottes, das in Maria Zuflucht, Kraft, Zärtlichkeit und Hoffnung findet", mit der Note "nicht korrigiert, sondern vielmehr zur Geltung gebracht, bewundert und gefördert werden" soll.
Später bringt Fernández es noch deutlicher auf den Punkt: Es geht nicht in erster Linie um Verbote und Zurechtweisungen, sondern um theologische Präzisierung und Eindeutigkeit. "Wenn eine Begrifflichkeit jedoch viele und ständige Erklärungen erfordert, um einem abweichenden und irrigen Verständnis entgegenzuwirken, leistet er dem Glauben des Volkes Gottes keinen Dienst und wird unpassend." (Nr. 22)
Am Ende dürften diese theologischen Diskussionen um einzelne Begriffe für den Großteil der Gläubigen aber ohnehin keine große Bedeutung haben und auch der Marienfrömmigkeit keinen Abbruch tun. Wer Maria im Gebet um Fürsprache anrufen will, wird das weiterhin tun – mit welchem Titel auch immer.
Der Autor
Christoph Brüwer ist Redakteur bei katholisch.de.
Hinweis
Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der Autorin bzw. des Autors wider.
