Das Trump-Statement der US-Bischöfe ist richtig – kommt aber spät
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Die katholischen Bischöfe der Vereinigten Staaten haben sich mit einer bemerkenswerten Erklärung gegen die Abschiebepolitik von Präsident Donald Trump gestellt. Mit einer überwältigenden Mehrheit von 216 Bischöfen und nur fünf Gegenstimmen und drei Enthaltungen votierten sie für den Text, in dem es heißt: "Wir lehnen die wahllose Massenabschiebung von Menschen ab", und: "Wir beten für ein Ende der entmenschlichenden Rhetorik und Gewalt." Die Bischöfe würdigten die Migranten als "Brüder und Schwestern", begleitet wurde diese Erklärung durch einen kurzen Social-Media-Videoclip, der Trumps Aufnahmefähigkeit eher entsprechen dürfte als zwei Din-A4-Seiten Text. Als "Hirten" sprechen die Bischöfe in dem Video, der Name Donald Trump fällt weder dort noch in der schriftlichen Erklärung. Aber dennoch ist klar, wer gemeint ist.
Dass es diese Erklärung gibt, war gar nicht ausgemacht. Erst kurz zuvor hatten die Bischöfe mit Erzbischof Paul Coakley einen konservativen Bischof zu ihrem Vorsitzenden gewählt, der den Republikanern und damit auch dem US-Präsidenten nahesteht. Dass diese Stellungnahme so aufhorchen lässt, zeigt aber auch, wie die US-Bischöfe etwa dank des New Yorker Kardinals Timothy Dolan zuletzt größtenteils wahrgenommen wurden: als Unterstützer Trumps. Und wenn sich die Oberhirten um das Leben von Menschen öffentlich sorgten, so doch meist um ungeborenes Leben.
Noch vor der Präsidentschaftswahl 2024 hatten die US-Bischöfe die Haltung zu Abtreibungen bei der Wahlentscheidung für katholische Wähler zur "obersten Priorität" erklärt – in Kauf nehmend, dass sie damit Trump stützen. Was der in einer zweiten Amtszeit mit dem Land vorhat, hätte man wissen können. Trump und die MAGA-Bewegung nahmen die katholische Unterstützung mit Freuden – und scherten sich um den Rest kein bisschen. Für Donald Trump sind Christen nichts weiter als nützliche Idioten. Es ist gut, dass die US-Bischöfe sich nun so deutlich geäußert haben. Aber sie sind auch reichlich spät dran.
Die Autorin
Annette Zoch ist Politikredakteurin der "Süddeutschen Zeitung" und schreibt dort über Religion und Kirche.
Hinweis
Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der jeweiligen Autorin bzw. des Autors wider.
