Die Berufe in der Kirche spielen bei der Glaubensvermittlung eine Schlüsselrolle

Immense Herausforderungen

Veröffentlicht am 21.09.2015 um 18:49 Uhr – Von Gabriele Höfling – Lesedauer: 
Einführung

Bonn ‐ Wenn es darum geht, den Glauben außerhalb der Familie weiterzugeben, dann spielen die Berufe in der Kirche eine Schlüsselrolle. Doch ein Blick in die Statistik zeigt: Sie stehen auch vor einer ungewissen Zukunft.

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Dabei wirkt ein Blick in die Zahlen zunächst durchaus positiv:  In Deutschland arbeiteten so viele Männer und Frauen in pastoralen Diensten "wie nie zuvor", heißt es in der aktuellen Kirchenstatistik. So waren im Jahr 2014 genau 14.404 Priester und 3.236 Ständige Diakone in der Seelsorge beschäftigt, dazu 4.526 Gemeinde- und 3.171 Pastoralreferenten.

Zahl der Pastoralreferenten hat sich verdoppelt

Und auch im Vergleich zu den Vorjahren sehen die Statistiken gut aus: Die Zahl der Laien im pastoralen Dienst wachse ständig, heißt es in der Broschüre "Katholische Kirche in Deutschland - Zahlen und Fakten", die die deutsche Bischofskonferenz herausgegeben hat. So gab es 2014 doppelt so viele Pastoralreferenten wie 1990. Auch die Zahl der Diakone, die wie Priester eine Weihe empfangen haben und daher zum Klerus gehören, ist deutlich angewachsen: Von 2.303 im Jahr 2000 auf 3.236 im vergangenen Jahr. Das ist eine Steigerung von gut einem Drittel in eineinhalb Jahrzehnten. Aktuell arbeiten rund 2.000 Männer neben ihrem zivilen Beruf als Ständige Diakone, rund 1.200 gehen der Beschäftigung hauptamtlich nach.

Doch diese erfreulichen Zahlen sind nur eine Seite der Medaille: Ihnen stehen ständig sinkende Priesterzahlen entgegen. Im Vergleich zu den aktuellen 14.404 Welt- und Ordenspriestern in den deutschen Bistümern war die Zahl im Jahr 2000 noch deutlich höher, bei 17.129. Dass sich dieser Trend in Zukunft weiter fortsetzen und noch verstärken wird, zeigt ein Blick auf den Nachwuchs: So sank allein vom Jahr 2013 auf 2014 die Zahl der Neupriester von 98 auf 75. In ganz Deutschland gab es 2014 gerade einmal 653 Seminaristen.

Serie: Berufe in der Kirche

Ob Pfarrer oder Pastoralreferent, Küster oder Kirchenmusiker: Die Berufe in der Kirche sind vielfältig und stehen angesichts von Pfarreienzusammenlegungen vor großen Herausforderungen. Jeden Dienstag stellt katholisch.de ein Berufsbild vor.

Wenn diese wenigen zu Priestern geweiht sind, werden sie aber nicht weniger Arbeit zu erledigen haben – im Gegenteil: Die Gemeinden, die sie leiten und verwalten müssen, werden immer größer. Seit Jahren ist in den deutschen Diözesen ein beispielloser Strukturwandel im Gange, in dessen Zuge die bisherigen Pfarreien zu immer größeren Seelsorgeeinheiten zusammengefasst werden. Das wirkt sich ganz beträchtlich auf die Zahl der Pfarreien aus, die im Vergleich zu 1990 um 18,1 Prozent auf 13.313 gesunken ist.

Das stellt die Menschen, die in den Gemeinden arbeiten, vor beträchtliche Herausforderungen. Pfarrer Michael Maas, Leiter des Zentrums für Berufungspastoral der Deutschen Bischofskonferenz, fordert, die einzelnen Berufe müssten sich noch viel stärker verzahnen, um auch in Zukunft ein lebendiges Gemeindeleben zu gewährleisten. Neue Berufsfelder würden hinzukommen: "In einzelnen Diözesen gibt es bereits Angestellte, die dem Priester die Verwaltungsaufgaben so weit wie möglich abnehmen, bei den Kindergärten etwa oder bei der Hausverwaltung. Da gibt es viele positive Erfahrungen", berichtet er im Interview mit katholisch.de.

Unregelmäßige Arbeitszeiten

Auch nach Ansicht von Pfarrer Ulrich Kotzur, der in Berlin in der Jugendseelsorge engagiert ist, muss sich die Pastoral in Zukunft spezialisieren: "Früher hat man das Gleiche für alle getan. Die Unterschiedlichkeit der Menschen, der sozialen Schichten und der Milieus führt dazu, dass Menschen anders denken, anders ticken. Darauf muss sich die Pastoral einstellen", sagt er. Sie müsse auf die sich immer stärker auseinander entwickelnden Gruppen mit entsprechend unterschiedlichen Angeboten reagieren. Daher würden sich die Gemeinden in Zukunft noch viel mehr voneinander unterscheiden.

Ob nun als Gemeindereferent oder Küster, Kirchenmusiker oder Pfarrer: Wer einen Beruf in der Kirche ergreift, entscheidet sich für einen sehr vielfältigen Broterwerb, der nicht nur an den Schreibtisch gebunden, sondern vor allem durch die Arbeit im Glauben und mit den unterschiedlichsten Menschen geprägt ist. Unregelmäßige Arbeitszeiten auch am Wochenende gehören durchaus dazu. Dafür kann man sich die Zeit recht frei einteilen, sagt Pfarrer Michael Maas: "Wenn ich einmal in der Woche in der Früh zwei Stunden Sport machen will, kann ich das in der Regel einrichten", sagt er. Pfarrer Kotzur warnt angesichts der gestiegenen Anforderungen jedoch davor, sich zu überlasten. Er glaubt, dass sich viele Mitarbeiter zu viele Aufgaben aufhalsen – sie müssten besser lernen, Prioritäten zu setzen.

Von Gabriele Höfling