Intrige um angebliche Papst-Erkrankung?
Der Pressesprecher des Vatikan, Federico Lombardi, hatte die Verbreitung der angeblichen Erkrankung des Papstes am Mittwoch als "höchst verantwortungslos und nicht der Aufmerksamkeit wert" bezeichnet. Als weiteres Indiz für die gute Gesundheit des Papstes zitiert der "Osservatore" eine Äußerung des vatikanischen Innenministers, Erzbischof Giovanni Angelo Becciu. Dieser hatte am Vortag getwittert: "Ich habe gestern Abend den Papst getroffen. Es geht ihm bestens und er ist gut in Form! Was ist das für ein Lärm über seine Gesundheit?" (siehe unten)
Am Mittwoch hatten italienische Medien die Information verbreitet, dass bei Papst Franziskus ein gutartiger Hirntumor festgestellt worden sei. Der Vatikan hatte die Nachricht umgehend dementiert. Der deutsche Kardinal Walter Kasper kommentierte den Vorgang in einem Interview mit dem italienischen "Corriere della Sera" mit den Worten: "Ich glaube, dass es sich nur um Staubwolken handelt, die aufgewirbelt wurden, um die Arbeiten zu behindern."
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Auch der angebliche Arzt des Papstes, Takanori Fukushima, hatte eine Behandlung von Franziskus dementiert. Laut der US-Nachrichtenagentur Reuters habe sein Büro in den USA ein Statement veröffentlicht, wonach er den Papst nie medizinisch untersucht habe. Diese Geschichten seien "komplett falsch". Fukushima hatte den Papst Ende vergangenen Jahres anlässlich einer Generalaudienz auf dem Petersplatz einmalig persönlich getroffen. Die italienische Tageszeitung "La Repubblica" veröffentlichte Bilder vom Aufeinandertreffen der beiden. Am Donnerstag berichtete der "Corriere della Sera" zudem, dass gegen Fukushima wegen Korruptionsverdachts ermittelt werde. Demnach gehe die Staatsanwaltschaft von Salerno Behauptungen nach, der Japaner habe von Patienten Geld angenommen, die damit die Wartezeit bis zu einer Behandlung verkürzen wollten.
Verschwörung einer konservativen Opposition?
In den italienischen Medien hatten sich trotz des Dementi aus dem Vatikan Verschwörungstheorien um die Meldung der angeblichen Erkrankung Franziskus' entsponnen. So titelte die Tageszeitung "Il Giornale" am Donnerstag: "Kirche im Chaos: Wer wünscht sich den Papst tot?" Laut einem Bericht von Reuters seien zwar die meisten Medien zum Schluss gekommen, dass die Meldung falsch sei. "Aber anstatt sie als journalistischen Fehler zu verwerfen, suchten Kommentatoren und Kirchenmänner in dem Land, das der Welt Machiavelli schenkte, den Meister politischer Durchtriebenheit, weiter nach einer versteckten Intrige". Wie es im Bericht weiter heißt, witterten die meisten Zeitungen als Rädelsführer der angeblichen Verschwörung eine Art konservativer Opposition gegen Franziskus. (kim/KNA)
