Wie Sie mit einer Stiftung Ihren Nachlass gestalten können

Der Nachwelt Gutes hinterlassen

Veröffentlicht am 19.04.2016 um 00:01 Uhr – Von Johanna Heckeley – Lesedauer: 
Lebensende

Köln ‐ Mit einer Stiftungsgründung kann man seine Lebensideale weitergeben, Verantwortung für die Gesellschaft zeigen und Dankbarkeit ausdrücken. Wie dies funktioniert, erklärt die Leiterin des Stiftungszentrums des Erzbistums Köln im Interview.

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Frage: Frau Böhme-Barz, was sind eigentlich Stiftungen, gerade auch im Unterschied zu Spenden?

Böhme-Barz: Eine Stiftung ist ein verselbstständigtes Vermögen, mit dem eine Idee verbunden ist. Mit dieser verbindet man einen Zweck, der dann durch die Stiftung umgesetzt wird. Die Stiftung ist eine rechtliche Körperschaft und auf ewig ausgerichtet. Mit Spenden will man hingegen akute Not lindern und sofort etwas bewirken, zum Beispiel bei Katastrophen helfen. Der rechtliche Hintergrund ist, dass eine Spende spätestens nach zwei Jahren ausgegeben werden muss, das Vermögen der Stiftung bleibt jedoch für den Stiftungszweck erhalten. Nur mit den Erträgen zum Beispiel aus Zinsen erfüllt sie ihre Aufgabe.

Frage: Was ist der Vorteil von einer Stiftung?

Böhme-Barz: Der Vorteil von Stiftungen ist, dass man über seinen Tod hinaus Dinge, die einem am Herzen liegen, nachhaltig fördern kann. Eine Stiftung hat in ihrer Satzung genau festgelegt, für was das Geld, das in der Stiftung ist, genutzt werden soll. Es gibt außerdem eine Stiftungs- und eine Finanzaufsicht, die das überwachen. Das Geld im Vermögen der Stiftung ist also dem gewidmet, was der Stifter damit geplant hat.

Elke Böhme-Barz
Bild: ©Erzbistum Köln

Elke Böhme-Barz ist Abteilungsleiterin der Stabsabteilung Stiftungen und Fundraising des Erzbistums Köln.

Frage: Warum sollte ich denn eine kirchliche Stiftung gründen oder unterstützen?

Böhme-Barz: Diese Stiftungen verfolgen Zwecke, die kirchlicher Art sind, beispielsweise die der Liturgie, der Verkündigung und des karitativ-diakonischen Handelns. Unser Stiftungszentrum betreut Stiftungen, die zum Beispiel den Armen helfen, die Priester unterstützen in Ländern wie Brasilien oder Indien, in denen sie nicht so gut versorgt werden, oder die Kirchenbauten erhalten. Darüber hinaus gibt es auch solche Stiftungen, die sich der Förderung der Seelsorge, der Bewahrung der Schöpfung oder der Inklusion benachteiligter Menschen verschrieben haben – es kommt eben darauf an, was der Stifter ganz persönlich fördern will – Kirche vor Ort oder Kirche weltweit.

Frage: Wie kann ich denn konkret eine Stiftung gründen?

Böhme-Barz: Die Idee, irgendetwas nachhaltig unterstützen zu wollen, steht zu Beginn. Diese Idee fällt nicht vom Himmel, sondern sie ist meistens etwas, das zuerst im Menschen reifen muss, und es hat immer etwas mit der Lebensgeschichte des Stifters zu tun. Die zweite Voraussetzung ist genug Kapital: Für eine Stiftung liegt der Mindestbeitrag bei 50.000 Euro. Wenn Sie beides haben, sollten Sie zu einer Stiftungsberatung gehen. Das machen zum Beispiel Juristen, Steuerberater, Banken, wenn es eine Stiftung bürgerlichen Rechts werden soll, oder das Stiftungszentrum des Erzbistums Köln, wenn jemand kirchlich stiften will. Dann kommen die Formalitäten, die sich je nach Stiftungszweck unterscheiden. Für die Stiftungssatzungen zum Beispiel gibt es zwar Muster, aber sie muss für jede Stiftung individuell geschrieben werden und den Zweck genau festlegen. Mit den Formulierungen muss die Stiftungsaufsicht einverstanden sein und dies beurkunden. Das Finanzamt muss die Gemeinnützigkeit attestieren. Es braucht von der ersten Idee bis zur Umsetzung meistens mehrere Jahre. Das liegt daran, dass es etwas sehr Persönliches ist: Der Stifter prägt die Stiftung durch seine Überzeugungen, und die müssen für die Satzung gut formuliert werden. Eine Stiftung kann man im Nachhinein nicht noch einmal ändern, daher will das gut überlegt sein.

Frage: Ist eine Stiftungsgründung nur etwas für reiche Menschen?

Böhme-Barz: Das hat sich gewandelt. Früher hat man immer gesagt, dass es für eine Stiftung mindestens drei oder vier Millionen Euro braucht, um effektiv zu sein. Heute ist es durch die Bürgerstiftungen möglich, dass auch Menschen zu Stiftern werden, die nicht so vermögend sind. Eine Bürgerstiftung funktioniert so, dass sich 20 oder 30 Stifter zusammentun, die jeder vielleicht nur 1.000 oder 2.000 Euro geben. So kommt dann auch genügend Kapital zusammen. Über die Jahre kann man es außerdem noch aufstocken. Die Höhe der Kapitalausstattung muss natürlich zum Zweck passen, mit einer kleinen Stiftung kann man zum Beispiel kein Seniorenheim unterstützen.

Alternativen zur Stiftung

Es gibt Alternativen zur Stiftungsgründung, bei denen weniger Kapital benötigt wird: Die Treuhandstiftung, der Stiftungsfonds und die Zustiftung. Eine Treuhandstiftung ist anders als eine Stiftung im juristischen Sinne unselbstständig, kann also nicht Träger von Rechten und Rechtspflichten sein, dafür aber mit weniger als 50.000 Euro gegründet werden. Ein Stiftungsfonds ist eine Zuwendung in den Vermögensstock einer bereits bestehenden Stiftung. Der Stiftungsfonds ist ab 10.000 Euro möglich. Er erweitert dann das Stiftungsvermögen zugunsten eines Zwecks, der vom Geldgeber bestimmt werden kann. Eine Zustiftung ist eine Zuwendung in den Vermögensstock einer bereits bestehenden Stiftung. Für sie gibt es keinen Mindestbeitrag, der Zustifter kann sie allerdings auch nicht mit einem eigenen Zweck versehen.

Frage: Ist denn eine Stiftung bei der heutigen Zinslage noch sinnvoll?

Böhme-Barz: Das ist in der Tat ein Problem, weil Stiftungen die Zinserträge brauchen, um sie für ihre Zwecke einzusetzen. Bei zurzeit fast null Prozent Zinsen müssen wir aufpassen, dass die Stiftungen überhaupt in ihrem Wert erhalten bleiben. Eine Stiftung lebt nicht nur von Erträgen, sondern auch von Spenden, die für den Zweck gegeben werden. Diese werden zeitnah für die Zwecke verwendet. Bei Stiftungen denkt man aber in Zeitfenstern von mehreren Jahrzehnten. Eine solche lange Zeit kann Zinstiefs gut ausgleichen.

Frage: Ist eine Stiftungsgründung auch eine Art, sich auf seinen Tod vorzubereiten, weil man sich mit seinem Nachlass auseinandersetzt?

Böhme-Barz: Stiftungen sind eine Herzensangelegenheit. Menschen, die gestiftet haben, sind sehr beseelt davon und freuen sich darüber, dass sie etwas Nachhaltiges geschaffen haben. Eine Vorbereitung auf das Sterben ist es nicht, aber vielleicht darauf, was man alles noch geregelt haben will für danach. Es ist für viele Stifter beruhigend, weil sie mit der Stiftung ihren Nachlass organisiert haben und wissen, dass es sich zum Guten wendet, dass ihre Lebensideen weitergetragen werden. Viele wollen auch durch eine Stiftungsgründung etwas an die Gesellschaft zurückgeben, als Dank für ihren wirtschaftlichen Erfolg oder weil sie sich verantwortlich fühlen.

Heute ist es oft so, dass nicht erst mit dem Testament gestiftet wird, sondern schon viel früher: Die Menschen wollen in ihrem Ruhestand noch aktiv ihre Stiftung mitgestalten und mitbekommen, wie ihre Stiftung wirkt. So können sie auch noch während ihrer Lebenszeit ihre Stiftung unterstützen, zum Beispiel dadurch, dass sie sich zu runden Geburtstagen statt Geschenken Spenden wünschen. So können sie sich noch einmal sinnvoll engagieren.

Die letzten Dinge regeln

Vieles, was sich am Ende unseres Lebens abspielt, entzieht sich unserem Einfluss. Einiges lässt sich jedoch gut vorab regeln. Katholisch.de hat Tipps und Hilfen zur Todesfallvorsorge zusammengestellt.
Von Johanna Heckeley