Ein satirischer Wochenrückblick von Joachim Heinz

Kovac, du darfst uns alles sagen!

Veröffentlicht am 25.08.2018 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 
War's das?

Bonn ‐ Wenn Kardinal Schönborn schon über Sex spricht, darf Niko Kovac auch von seinen Messbesuchen erzählen, meint Joachim Heinz. Doch nichts bringt ihn mehr auf die Palme als die Verschandelung unserer schönen deutschen Sprache.

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Liebe Netzgemeinde, zum Ende der Woche wollen wir uns ein paar Gedanken über die Sprache machen. Sie ändert sich, wir wissen das, weitaus hurtiger, als ein Kamel durch ein Nadelöhr geht. Altes entfleucht, Neues kommt, Gutes bleibt nicht immer. Manche Wortschöpfungen verhalten sich wie Pickel in der Pubertät: lästig, unschön und sie werden immer mehr. Beispiel gefällig? Das Wörtchen "Narrativ". Es steht jetzt überall da, wo man früher vielleicht "Lesart", "Interpretation" oder "Geschichte" gesagt hätte. Und nicht nur den Sportreportern dieser Republik scheint die "günstige Gelegenheit" abhanden gekommen zu sein. Hier macht "das Momentum" Diebe.

Auch in unserer Mutter Kirche denkt man über Sprache nach. Kein Wunder, gehört das Verkünden der Frohen Botschaft doch zum unique selling Point, gell? Der Wiener Kardinal Christoph Schönborn findet, die Kirche habe in der Vergangenheit beim Thema Ehe und Familie zu viel über Sex geredet "und zu wenig über den Schaden, den Kinder durch Konflikte ihre Eltern erleiden können". Ein Zuruf vonseiten eines Betroffenen: Womöglich gibt es in einer Beziehung aber auch mehr als unsittliches körperliches Begehren und Dauerstreit unter Partnern. Könnte man auch mal drüber reden.

Aber lassen wir das – Kritikaster wird es immer geben. Da bekennt Bayern-Trainer Niko Kovac, 40-mal im Jahr in die Messe zu gehen. Und prompt wird aus der Tiefe des virtuellen Raums die Frage aufgeworfen, ob wir so etwas von Fußballern und anderen Stars wissen wollen. Vor, während und nach der WM war vieles aus Kicker- und Funktionärenmund zu hören, was besser ungesagt geblieben wäre. Da zählt eine persönliche Kirchenstatistik zu den eher harmlosen Dingen.

Selbst beweihräuchern kann man sich übrigens seit Kurzem bei einem Gang in die vatikanische Apotheke. Dort bieten die Barmherzigen Brüder Parfüms mit "biblischer Duftnote" feil – in den Varianten "Gold", "Weihrauch", "Myrrhe" und "geheimnisvolle Rose". Eine dufte Idee: Lasst Blumen sprechen.

Wir treiben derweil unsere Neuübersetzung der Bibel voran. Gut, die in dieser Woche auf der Computerspielmesse Gamescom in Köln veröffentlichten neuen Stories der "Bibel für Minecrafter" sind schon "fettes Mett", um hier noch etwas anbiedernden Pseudo-Jugendslang einzustreuen. Uns aber schwebt Größeres vor als ein "Jesus in Klötzchenoptik". Hier bitteschön, der Beginn des Johannesevangeliums: "Im Anfang war das Narrativ, und das Narrativ war bei Gott, und Gott war das Narrativ."

Schick oder? Jetzt gilt es nur noch, das Momentum für eine Veröffentlichung abzupassen und ein geeignetes Framing dafür zu finden. Aber vielleicht haben sie ja Ideen? Dann twittern und facebooken Sie, bis der Arzt kommt. Oder Sie schreiben dem Betreiber dieser Seite. Zuschriften sind stets willkommen. Beeilen Sie sich, viel Zeit bleibt nicht mehr, bis die Buchstaben endgültig durch Emojis ersetzt werden, ;-).

Von Joachim Heinz

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"War's das?!" fragt katholisch.de in seinem satirischen Wochenrückblick. Im Wechsel lassen verschiedene Autoren samstags die zu Ende gehende Woche Revue passieren. Mit einem Augenzwinkern blicken sie auf Kurioses und Bemerkenswertes in der katholischen Welt zurück.