Erstmals Frühmesse in Santa Marta ohne weitere Teilnehmer

Corona: Papst feiert Messe alleine – keine Gottesdienste in Italien

Veröffentlicht am 09.03.2020 um 09:34 Uhr – Lesedauer: 

Vatikanstadt/Rom ‐ Das gab es in der Geschichte des Landes noch nie: In ganz Italien werden wegen der Corona-Epidemie ab sofort sämtliche Gottesdienste und Beerdigungen ausgesetzt. Und das Virus hat auch Auswirkungen auf die Liturgien von Papst Franziskus.

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Wegen der Corona-Krise hat Papst Franziskus am Montagmorgen die Frühmesse im vatikanischen Gästehaus Santa Marta erstmals ohne weitere Teilnehmer gefeiert. Stattdessen wurde der Gottesdienst per Livestream übertragen. "In diesen Tagen feiere ich die Messe für die Kranken der Coronavirus-Epidemie, für Ärzte, Pflegerinnen und die Freiwilligen", so das Kirchenoberhaupt. Auch denke er an Angehörige, Senioren in Heimen und Gefangene. Am Sonntag war sein öffentliches Mittagsgebet ebenfalls ausschließlich live auf Großbildschirme sowie über Internet und TV-Sender übertragen worden. Ähnlich soll am Mittwoch bei der Generalaudienz verfahren werden.

Am Sonntagabend hatte Italiens Bischofskonferenz bestätigt, dass das jüngste Versammlungsverbot der Regierung auch für alle Gottesdienste und Beerdigungen landesweit gelte. Demnach dürfen zunächst bis 3. April keine öffentlichen Gottesdienste mehr gefeiert werden. Vielfach feiert der Priester die Messe allein und lässt sie per Video übertragen. Diese "äußerst starke Einschränkung wird von Seelsorgern, Priestern und Gläubigen mit Schmerzen und Schwierigkeiten angenommen", heißt es in der Erklärung der Bischöfe. Die Maßnahme der Regierung werde von der Kirche nur akzeptiert im Willen, ihren Teil zum Schutz der öffentlichen Gesundheit beizutragen.

In dem von der Regierung veröffentlichten Dekret werden bis zum 3. April in ganz Italien "zivile und religiöse Feiern ausgesetzt, was auch Beerdigungen einschließt". Bisher galt dies nur für besonders stark gefährdete Gebiete in Norditalien. Dort feierten Bischöfe bereits an diesem Sonntag die Messe mehr oder weniger allein und ließen sie per Fernsehen oder Internet-Stream übertragen, so dass Gläubige zu Hause daran teilnehmen konnten.

Maßnahmen im Vatikan

Nach den jüngsten Erlassen der italienischen Regierung hatte am Wochenende auch der Vatikan eine Reihe von Maßnahmen ergriffen, um die weitere Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen. So bleiben ab sofort die Vatikanischen Museen bis 3. April geschlossen. Wie der Vatikan am Sonntag mitteilte, betrifft dies auch die übrigen Museen und Ausgrabungen wie jene unter dem Petersdom, die Päpstlichen Villen in Castel Gandolfo oder Museen anderer Papst-Basiliken in Rom. Die Katakomben waren schon zuvor geschlossen worden.

Am Freitag war der erste - und laut Presseamt bisher einzige - Fall einer bestätigten Infektion mit dem Covid-19-Virus im Vatikan bekannt geworden. Nach Aussage der Päpstlichen Akademie für das Leben handelt es sich um einen Teilnehmer einer von ihr organisierten Konferenz über "Ethik und Künstliche Intelligenz". Diese fand vom 26. bis 28. Februar im Vatikan statt; zu den Teilnehmern gehörten unter anderen Microsoft-Präsident Brad Smith und IBM-Vizepräsident John Kelly.

Nach Bekanntwerden des Falls hatten zuerst Apostolische Bibliothek und Archiv sowie die Archive im Staatssekretariat verkündet, dass sie ab Montag bis auf Weiteres schließen. Am Montag zuvor erst hatten sie unter starker öffentlicher Beobachtung ihre Bestände zum Pontifikat Pius' XII. (1939-1958) für die internationale Forschung geöffnet. (tmg/KNA)