Persönliche Begegnung nur in Notfällen

So reagiert das südlichste deutschsprachige Bistum auf Corona

Veröffentlicht am 23.03.2020 um 14:17 Uhr – Lesedauer: 

Bozen ‐ In Italien gelten wegen des Coronavirus strenge Regeln. Das deutschsprachige Bistum Bozen-Brixen hat deshalb seine Seelsorge umgestellt. Das beinhaltet neue Angebote – einige Bereiche werden allerdings auf das absolute Minimum reduziert.

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Die Diözese Bozen-Brixen will in der Seelsorge für so wenige persönliche Kontakte sorgen wie möglich. Es gehe nicht darum, die staatlichen Regeln so weit wie möglich auszulegen, um Versammlungen von Menschen doch zu ermöglichen, sagte der Seelsorgeamtsleiter Reinhard Demetz katholisch.de am Montag. "Wir wollen dafür sorgen, dass alle zu Hause bleiben."

Wegen der in Italien geltenden Ausgangssperre seien fast alle Elemente der klassischen Seelsorge abgesagt, so Demetz. Gottesdienste, Vorbereitungen auf die Erstkommunion, Taufe oder Hochzeit fänden nicht statt. Begräbnisse würden nur im engsten Familienkreis in einer liturgischen Kurzform auf dem Friedhof durchgeführt. Dafür gebe es aber sowohl auf Seiten des Bistums wie auch auf der Ebene der Pfarreien neue, digitale Angebote

So feiert Bischof Ivo Muser nun jeden Tag eine Messe, die live im Radio und im Internet übertragen wird. Werktags feiert er den Gottesdienst in deutscher Sprache, sonntags dreisprachig: Vor allem auf Italienisch und Deutsch, einzelne Teile in ladinischer Sprache. Das ist eine Praxis, die im dreisprachigen Bistum bei wichtigen Anlässen praktiziert wird, um alle Sprachgruppen mit einzubinden. 

Feierhilfe für Gottesdienste mit Kindern

Um auch Familien mit Kindern ein Angebot zu machen, hat das Bistum eine Feierhilfe für Hausgottesdienste herausgegeben. "Die Familie soll mit dem Tablet in der Hand am Esstisch feiern können", so Demetz. Das Programm sei bewusst interaktiv gehalten, so könnten beispielsweise die Lesungstexte selbst vorgelesen werden oder in dem Programm abgespielt werden. Dazu habe das Bistum Gebete und Evangelientexte einlesen lassen.

Ein Smartphone im Gotteslob: Gemeinschaft findet auch im Online-Gottesdienst statt
Bild: ©Katharina Gebauer/@dreiviertel.fotografie

Seelsorge soll in Bozen-Brixen nun vermehrt digital stattfinden.

Auf Pfarrebene habe sich nun viel Seelsorge auf den fernmündlichen Bereich verschoben, so Demetz. Pfarrer berichteten davon, dass viele Gläubige nun das seelsorgliche Gespräch per Telefon führen möchten. Besonders für jüngere Gläubige würden bereits jetzt in vielen Pfarreien etwa vom Pfarrer als Clips produzierte Fastenimpulse über soziale Netzwerke oder WhatsApp-Gruppen verbreitet.

Zudem hat die Diözese ein umfangreiches neues karitatives Angebot aus der Taufe gehoben. Dazu gehört eine spezielle Hotline, an die sich Bedürftige wenden können, um beispielsweise eine Einkaufhilfe zu organisieren. Mittlerweile gebe es viele Angebote zur Unterstützung älterer Menschen, sagte Demetz. Zudem werde auch die Telefonseelsorge verstärkt in Anspruch genommen. In Planung seien momentan noch Angebote zur Hausaufgabenhilfe für Schulkinder. 

Persönliche Begegnungen auf ein Minimum reduzieren

Persönliche Begegnungen beschränkt das Bistum auf ein Minimum. Es gebe die Möglichkeit, etwa die Krankenkommunion zu empfangen. Das sei allerdings problematisch, "da der Priester einerseits selbst Infektionsträger sein könnte und andererseits viele unserer Priester zur Hochrisikogruppe gehören", so Demetz. Die Spendung solcher Sakramente werde deshalb nur vollzogen, "wo es absolut notwendig ist".

Die Kirchen des Bistums sind weiter für das persönliche Gebet geöffnet. Die Diözese steht Initiativen etwa zur Aussetzung des Allerheiligsten allerdings distanziert gegenüber, da solche Aktionen zu Versammlungen führen könnten – "das wollen wir nicht", so Demetz. (cph)