Papst Franziskus warnt vor Folgen von Gottesdienstverboten
Papst Franziskus hat vor einer Virtualisierung der Religion in der Corona-Krise gewarnt. In medialen Gottesdiensten seien die Menschen "zusammen und doch nicht zusammen", sagte das Kirchenoberhaupt am Freitag im Vatikan. Zur Kirche gehörten die Gemeinschaft und die Sakramente. Wörtlich sprach Franziskus von einer "Gefahr", wenn religiöse Kommunikation nur über Medien stattfinde.
Im Zuge der Maßnahmen gegen eine Ausbreitung der Corona-Pandemie sind auch Gottesdienste mit Beteiligung von Gläubigen verboten. In einzelnen Ländern wird jetzt über eine schrittweise Aufhebung der Beschränkungen diskutiert. Papst Franziskus äußerte sich bei seiner täglichen Messe in der Kapelle seiner Residenz Santa Marta. Die Feier wurde als Livestream im Internet übertragen.
"Das ist nicht die Kirche"
Franziskus sagte, eine Gottesbeziehung ohne Kirche, ohne Gemeinschaft der Glaubenden und ohne Sakramente sei "gefährlich". Auf diese Weise könne sie sich vom Gottesvolk abkoppeln und "gnostisch" werden, also zu einem privaten Heilsweg. Zu einer vertrauten Beziehung zu Christus gehöre auch immer die Tischgemeinschaft. Franziskus bezeichnete es als eine schwierige Situation, wenn katholische Gläubige nur eine "geistige Kommunion" empfangen könnten. "Das ist nicht die Kirche", sagte der Papst.
Zuletzt waren die Rufe nach einem Ende des Gottesdienstverbots lauter geworden, auch in Deutschland. Vertreter des Bundesinnenministeriums treffen sich am heutigen Freitag mit Religionsvertretern zum Austausch über Beschränkungen in der Corona-Krise. Staatssekretär Markus Kerber hat dazu Vertreter der katholischen und evangelischen Kirche, des Zentralrats der Juden, der orthodoxen Kirche sowie des Koordinierungsrats der Muslime eingeladen. Vor allem die katholische Kirche drängt auf Lockerungen. Sie kündigte an, konkrete Vorschläge vorzulegen, wie Gottesdienste unter Einhaltung der Abstandsregeln und der Hygienestandards möglich sein könnten. (tmg/KNA)