DBK-Vorsitzender hält medizinisches Vorgehen für "letztes Mittel"

Bischof Bätzing: Triage bei Überlastung von Krankenhäusern zulässig

Veröffentlicht am 18.12.2020 um 14:55 Uhr – Lesedauer: 

Berlin ‐ In der Corona-Pandemie kommt das Gesundheitssystem aktuell an seine Grenzen. Sollte sich die Situation verschlimmern, könnte die Triage zur Anwendung kommen. Die Bischofskonferenz hält dieses Verfahren für gerechtfertigt – unter Einschränkungen.

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Die katholische Kirche in Deutschland hält die Triage bei einer Überlastung des Gesundheitssystems durch Corona als letztes Mittel für gerechtfertigt. Ärztliche Entscheidungen, wer eine intensivmedizinische Behandlung erhält, wenn nicht hinreichend Ressourcen vorhanden sind, seien bei einer wirklichen Überlastung des Gesundheitssystems gerechtfertigt, sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Limburgs Bischof Georg Bätzing, dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (Samstag).

"Die Triage muss ethisch unter dem Aspekt der Ultima Ratio betrachtet werden", fügte Bätzing hinzu. Es handele sich nach Ausschluss aller anderen Alternativen "um ein letztes Mittel, so rational wie möglich vorzugehen, um so viel Humanität und Leben zu bewahren", wie es die Situation zulasse.

Bätzing forderte, dass eine Triage "in streng begrenztem Rahmen nach den etablierten Regeln der ärztlichen Heilkunst und den Grundsätzen der Medizinethik und des ärztlichen Berufsethos" durchzuführen sei. "Als Entscheidungskriterien kommen ausschließlich medizinische Aspekte in Betracht, insbesondere aber die Behandlungsbedürftigkeit und die Prognose, die sorgfältig individuell abgewogen werden müssen", sagte der Konferenzvorsitzende. Abzulehnen seien äußere Kriterien wie das Lebensalter, Behinderungen oder das Geschlecht, insbesondere jedoch soziale Kriterien wie Stellung, Bekanntheitsgrad, ökonomische Aspekte oder auch "Systemrelevanz".

Auch Evangelische Kirche betont Wert jedes Menschenlebens

Unerlässlich sei es auch, "alle Patienten, die zum Zeitpunkt der Überlastung eine intensivmedizinische Behandlung benötigen, in die Triage einzubeziehen und diese nicht nur auf die Personen mit Covid-19· zu begrenzen, so Bätzing. Im April hatte die DBK eine Argumentationsskizze zur Triage veröffentlicht. Darin betonten die Oberhirten, dass dieses Verfahren im Fall einer unüberbrückbaren Kluft zwischen medizinischen Ressourcen einerseits und dem Behandlungsbedarf in Folge einer Überlastung des Gesundheitssystems andererseits als letztes Mittel "zulässig, gerechtfertigt und sogar geboten" sei.

Auch die Evangelische Kirche betont, dass jedes Menschenleben gleich viel wert sei. "Dass wir überhaupt über Triage diskutieren müssen, zeigt, wie wichtig es ist, alles dafür zu tun, dass solche Situationen vermieden werden können. Durch Einhaltung der Corona-Regeln können wir alle dabei mithelfen", sagte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND).

"Es gibt keine Einteilung von Menschengruppen, deren Lebensrecht mehr oder weniger wiegt", so Bedford-Strohm. "Menschen, die sie zu treffen haben, brauchen unseren Beistand und unsere Solidarität", sagte der bayrische Landesbischof. "Und da, wo sie mit Schuldfragen ringen, weil sie Menschen nicht mehr die bestmögliche Versorgung zukommen lassen können, brauchen sie das Vertrauen, dass Gott uns vergeben wird, wo wir ihn darum bitten." (rom/KNA)