Pfarrei in Bad Oeynhausen reagiert auf neue Corona-Verordnung

Damit sie zum Gottesdienst können: Pfarrer testet Gläubige auf Corona

Veröffentlicht am 29.04.2021 um 13:17 Uhr – Lesedauer: 

Bad Oeynhausen ‐ Zum Gottesdienst geht es in Bad Oeynhausen ab sofort nur noch mit negativem Corona-Test. Der dortige Pfarrer befürchtet, das könnte die Gläubigen abschrecken, und bietet kurzerhand Tests direkt in der Kirche an – nicht ohne Kritik an den Behörden.

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In der katholischen Kirchengemeinde St. Peter und Paul in Bad Oeynhausen (Erzbistum Paderborn) können sich Gläubige ab dem kommenden Sonntag direkt vor dem Gottesdienst auf das Coronavirus testen lassen. Mit dem Angebot reagiere man auf die jüngst erlassene Allgemeinverfügung des Kreises Minden-Lübbecke, wonach die Teilnahme an Präsenzgottesdiensten nur noch mit Vorlage eines negativen Corona-Tests zulässig sei, erklärte Manfred Pollmeier, der leitende Pfarrer der Gemeinde, am Donnerstag im Gespräch mit katholisch.de. "Wir wollten es den Gläubigen nicht noch schwieriger machen, am Sonntag den Gottesdienst besuchen zu können, und haben deshalb beschlossen, die Testmöglichkeit selbst in die Hand zu nehmen", so Pollmeier.

Die am Dienstag beschlossene Testpflicht für religiöse Versammlungen sieht der Bad Oeynhausener Pfarrer kritisch: "Das war eine ganz schöne Überraschung, als wir davon erfuhren – noch dazu so kurzfristig! Als Katholiken feiern wir ja auch unter der Woche Gottesdienste und mussten deshalb direkt am Folgetag reagieren." Dabei habe es dank des Hygienekonzepts während der ganzen Zeit keinen einzigen Infektionsfall im Anschluss an einen katholischen Gottesdienst gegeben, betont Pollmeier. Er spricht in diesem Zusammenhang von "Sippenhaft": Weil sich in der Vergangenheit einige wenige freikirchliche Gemeinde nicht an die Schutzmaßnahmen gehalten hätten, würden nun alle religiösen Gemeinschaften "in irgendeiner Weise bestraft". Gerade angesichts tendenzieller Lockerungen in anderen Lebensbereichen hält Pollmeier dieses Vorgehen für unverhältnismäßig, zumal es sich um die einzige Einschränkung dieser Art in ganz Nordrhein-Westfalen handle.

Während in den evangelischen Kirchen des Minden-Lübbecke-Kreises bereits seit einigen Wochen keine Präsenzgottesdienste gefeiert werden, wollte man diesen Einschnitt in die Religionsausübung in der Gemeinde St. Peter und Paul nicht hinnehmen. Einige Gläubige hätten nach Bekanntwerden der neuen Verordnung bereits angekündigt, unter dem Mehraufwand eines Corona-Tests nicht mehr zum Gottesdienst kommen zu können, so Pollmeier. Er habe daraufhin überlegt, wie sich ein Testangebot direkt vor Ort umsetzten lasse, und sei dankbarer Weise beim benachbarten katholischen Seniorenzentrum fündig geworden: Jeweils eine halbe Stunde vor dem Hauptgottesdienst werde an den kommenden Sonntagen nun professionell geschultes Personal die erforderlichen Schnelltests in einem separaten Raum der Peter-und-Paul-Kirche vornehmen. "Durch die telefonische Voranmeldung hoffen wir, dass alles reibungslos klappt und wir so zumindest an der Zentralkirche die Hürde für die Gläubigen etwas abbauen können", sagte der Pfarrer von Bad Oeynhausen. (mfi)