Anonyme Bestattung

Veröffentlicht am 19.05.2015 um 06:56 Uhr – Lesedauer: 
Dossier: Friedhof

Anonyme Bestattungen sind im Kommen. Immer mehr Menschen entscheiden sich für eine Beisetzung ohne Namen und ohne erkennbaren Grabplatz.

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Anonyme Bestattungen sind im Kommen. Immer mehr Menschen entscheiden sich für eine Beisetzung ohne Namen und ohne erkennbaren Grabplatz. In den meisten Fällen als anonyme Urnenbeisetzung, für die allerdings eine Verfügung des Verstorbenen vorliegen muss. Namenlose Körperbestattungen sind eher selten.

Eine Sonderform der anonymen Bestattung ist das Ausstreuen der Asche Verstorbener. In Deutschland ist das nur auf bestimmten Aschewiesen innerhalb eines Friedhofs möglich. In Nachbarländern wie der Schweiz, Frankreich oder den Niederlanden darf die Asche auch in Wäldern, über Bergen, Seen oder dem Meer ausgestreut werden.

In großen Städten sind es über 50 Prozent

Gründe für eine anonyme Bestattung gibt es viele – meist sind sie pragmatischer Art: Es fehlen nahe Verwandte, die sich um die Grabpflege kümmern können oder die Angehörigen leben sehr weit weg. Häufig ist es auch der Gedanke älterer Menschen, niemandem zur Last fallen zu wollen, durch den Zeitaufwand, den die Pflege eines Grabes mit sich bringt oder wegen der anfallenden Kosten.

Denn Sterben ist teuer. Eine klassische Bestattung kostet in jeden Fall mehrere tausend Euro. Bis ins Jahr 2004 zahlten die Krankenkassen bei einem Todesfall 525 Euro, dann wurde das so genannte Sterbegeld abgeschafft. Seither wächst die Zahl der Sozialbestattungen auf Kosten der Kommunen. In deutschen Großstädten wie Hamburg wird mittlerweile rund die Hälfte aller Verstorbener anonym und ohne Trauerfeier bestattet.

Kirche gegen anonyme Bestattung

Die Kirche wendet sich gegen die anonyme Beisetzung. Zwar widerspricht die Bestattung ohne Namen nicht per se dem christlichen Glauben. Alte Orden wie etwa die Karthäuser beerdigen ihre Verstorbenen seit jeher namenlos. Es ist vielmehr die Tendenz zum schnellen Entsorgen, bei dem die Würde des Verstorbenen keine Rolle mehr spielt.

In mehreren Städten haben sich daher kirchliche Initiativen gebildet, die regelmäßig "Gedenkfeiern für Unbedachte" abhalten. In Köln meldet das Ordnungsamt katholische oder evangelische Verstorbene, die anonym bestattet werden, an die Gemeinden. In einem Gottesdienst werden ihre Namen verlesen und in ein Gedenkbuch eingetragen. (mog)