Betroffenensprecher: Kardinal Ouellet verhöhnt Opfer in der Weltkirche
Der Sprecher des Betroffenenbeirats bei der Deutschen Bischofskonferenz, Johannes Norpoth, hat Kritik an der Ansprache des Präfekten des Bischofsdikasteriums, Kardinal Marc Ouellet, zum Synodalen Weg geübt. Dass dieser beim Ad-limina-Besuch der deutschen Bischöfe von "einer "Ausnutzung der Angelegenheit der Missbrauchsfälle" für kirchenpolitische Anliegen spreche, zeige, dass er "nichts verstanden, nichts kapiert" habe, so Norpoth gegenüber dem "Domradio" am Dienstag. Dies gelte generell für Menschen, die mit der Formulierung "Missbrauch des Missbrauchs" argumentierten.
Ouellet sei lange "im Geschäft" und kenne zahlreiche Missbrauchsstudien. Dass er von "sogenannten systemischen Ursachen" für Missbrauch und sogar – "wörtlich muss wohl auch gefallen sein" – "sogenannten Missbrauchsfällen" rede, "das geht nun wirklich nicht. Das negiert quasi die Wirklichkeit und auch die wissenschaftlichen Erkenntnisse." Die Verwendung des Wortes "sogenannt" gegenüber Missbrauchsopfern und den Taten sei "eine Verhöhnung jedes Opfers in dieser Weltkirche".
Forderung nach Konsequenzen
Norpoth fordert deshalb Konsequenzen von Papst Franziskus. Wenn offizielle Vertreter wie Ouellet trotz zahlreicher Erkenntnisse "so reden, dann ist das Ausdruck einer nicht geänderten Haltung dieser Kirche. Und das konterkariert völlig die Position, die Meinung dieses Heiligen Vaters."
Norpoth äußert die Hoffnung, dass Ouellet nach den Beratungen des Ad-limina-Besuchs "die Spitze der Abwehrhaltung ist und in einigen anderen Entscheiderköpfen doch gemäßigtere Gedanken zu finden sind". Beim verpflichtenden Ad-limina-Besuch der deutschen Bischöfe bei Papst Franziskus sowie einigen Dikasterienverantwortlichen Mitte November hatte es deutliche Kritik am Synodalen Weg gegeben. Ouellet hatte etwa ein Moratorium für den Reformprozess vorgeschlagen. Dies hatten die deutschen Bischöfe jedoch abgelehnt. Im Nachgang des Treffens wurden einige Ansprachen aus den Gesprächen veröffentlicht. (cph)