Ipolt und Meier für Umdenken beim Synodalen Weg nach römischer Kritik
Der Görlitzer Bischof Wolfgang Ipolt wendet sich gegen eigene Wege bei der Kirchenreform in Deutschland. Im Interview mit der Zeitung "Die Tagespost" (Montag) sagte Ipolt, dass stattdessen die Anliegen des Synodalen Wegs in den weltweiten synodalen Prozess eingebracht werden sollten. Nach den Gesprächen mit dem Papst und den Dikasterien beim Ad-limina-Besuch Ende November könne man nicht einfach so weitermachen wie zuvor: "Ich spüre, dass dieses Bewusstsein in unserer Bischofskonferenz durch den Besuch in Rom gewachsen ist." Die konkreten Schritte dazu müssten jetzt überlegt werden.
Die Gefahr eines Schismas sieht Ipolt dagegen nicht. Es komme nun aber darauf an, dass alle Seiten die geäußerten Argumente ernst nähmen. "Wir müssen wohl den Teilnehmern am synodalen Weg deutlicher als bisher machen, welche Voten oder Vorschläge wir nur nach Rom geben können und was wir in Deutschland selbst lösen können", betonte der Görlitzer Bischof. Das sei bislang nicht deutlich genug geschehen: "Und zu dieser Unterscheidung gehört es auch, dass wir uns in Deutschland eingestehen, dass wir im Blick auf die Gesamtkirche an Bedeutung verloren haben und inzwischen andere Ortskirchen glaubensstärker sind als wir."
Brief von Papst Franziskus mehr beachten
Ebenfalls im Gespräch mit der Tagespost schlug der Augsburger Bischof Bertram Meier vor, den Synodalen Weg zwar wie geplant 2023 zu Ende zu bringen, mit der Umsetzung der Beschlüsse aber bis zum Ende der Weltsynode 2024 zu warten. "Wenn wir mit Rom weiter gehen wollen, können wir derzeit nicht alles in Deutschland umsetzen, was der Synodale Weg mehrheitlich anrät", so Meier. Mit Blick auf das Vorgehen der deutschen Bischöfe äußerte er sich kritisch: "Sind wir Bischöfe tatsächlich nach Rom gereist, um selbst zu hören, was die Römer uns zu sagen haben, oder wollten wir uns von unserer Warte aus im Vatikan mehr Gehör verschaffen und zeigen, wo es weltkirchlich langgehen soll?", fragte Meier.
Beide Bischöfe betonten die Bedeutung des Briefs von Papst Franziskus aus dem Jahr 2019. "Seine großen Stichworte sind ja 'Evangelisierung' und 'pastorale Bekehrung'", so Ipolt. Laut Meier hat der Papst selbst den Bischöfen sinngemäß gesagt, "dass sein Schreiben nicht in der Schublade verschwinden, sondern uns als Bezugspunkt für unseren Synodalen Weg dienen sollte". Der Papstbrief müsse der "Kompass sein, um das eigentliche Ziel des Synodalen Weges zu erreichen, die geistliche Erneuerung der Kirche", so der Augsburger Bischof weiter. Das schließe zwar strukturelle Veränderungen nicht aus, setzte aber auf diese Reihenfolge, gemäß dem "inkarnatorischen Prinzip": "Wenn uns der Heilige Geist durchdringt, wirkt sich das auch auf Strukturen aus." Gefragt werden müsse, ob die Reform "dem Wachstum des Leibes Christi, der Vertiefung des Glaubens" diene. Das sei ein Kriterium für geistliche Erneuerung.
Bei ihrem Ad-limina-Besuch in Rom Mitte November erfuhren die deutschen Bischöfe Widerstand von Papst Franziskus und Kurialen mit Blick auf den Synodalen Weg. In der vergangenen Woche veröffentlichte der Vatikan die Ansprachen der Präfekten des Glaubens- und des Bischofsdikasteriums, Kardinal Luis Ladaria und Kardinal Marc Ouellet, die beide deutliche Kritik an Beschlüssen und Methode des Synodalen Wegs äußerten. (fxn)