Unverbindlichkeit lasse kritische Einwände aus Rom ins Leere laufen

Sternberg: Kirchenrechtliche Form des Synodalen Wegs war richtig

Veröffentlicht am 02.12.2022 um 11:14 Uhr – Lesedauer: 

Köln ‐ Kirchenrechtler Thomas Schüller sieht im Synodalen Weg ein kirchenrechtliches "Nullum". Für Thomas Sternberg ist das aber sogar ein Vorteil. Grundsätzlich sei der Reformprozess "sehr viel erfolgreicher", als er sich das gedacht hatte.

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Aus Sicht des ehemaligen Präsidenten des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Thomas Sternberg, war es richtig, den Synodalen Weg als kirchenrechtlich unverbindlichen Gesprächsprozess anzugehen. "Ich glaube, es zeigt sich, dass es richtig war, keine synodale Form zu verwenden, die kirchenrechtlich sanktioniert und kirchenrechtlich ordentlich dann auch die Möglichkeit gegeben hätte, so etwas zu verbieten", sagte er dem Kölner "Domradio" in einem Interview (Freitag). Sternberg erinnerte an einen Brief aus dem September 2019 des Kardinalspräfekten der Bischofskongregation, Kardinal Marc Ouellet, "der das Ganze eigentlich unterbinden wollte".

Der Münsteraner Kirchenrechtler Thomas Schüller spreche von einem Nullum. "Aber nur mit einem solchen Nullum kann man dann tatsächlich auch frei operieren", betonte Sternberg. "Da laufen dann selbst vorgefertigte kritische Einwände, die da in Rom vorgebracht worden sind, ins Leere." Grundsätzlich laufe der Synodale Weg "sehr viel erfolgreicher, als ich das selbst gedacht hatte". Durch die Texte und Debatten seien Themen wie die Frage nach Homosexualität in der Kirche, den Klerikalismus oder die Stellung der Frau in der Kirche auch international diskussionsfähig geworden.

"Erst durch Druck entsteht eine wirkliche Veränderung"

Beim Synodalen Weg gebe es drei unterschiedliche Kategorien von Beschlüssen: solche, die in Deutschland umgesetzt werden könnten, solche, die der Zustimmung der Weltkirche bedürften und deshalb in Rom abgehandelt werden müssten und solche Themen, die vermutlich auf einem Konzil beraten und beschlossen werden müssten. Die Frage nach der Priesterweihe von Frauen sei eine solche. "Meines Erachtens nach ist es auch ein großer Irrtum, wenn geglaubt wird, der Synodale Weg würde beschließen, dass Frauen zu Priestern geweiht werden sollen", sagte Sternberg. "Aber die Diskussion muss geführt werden. Wir müssen darüber sprechen, und wir müssen Forderungen stellen. Erst durch Druck entsteht eine wirkliche Veränderung."

Thomas Sternberg war von 2015 bis 2021 Präsident des ZdK. Der heute 70-Jährige war gemeinsam mit dem damaligen Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, für die Initiierung des Synodalen Wegs der Kirche in Deutschland verantwortlich und gemeinsam mit Marx auch Präsident des Reformprojekts. Im April 2021 hatte Sternberg mitgeteilt, nicht erneut für das Amt des ZdK-Präsidenten zu kandidieren. Im Herbst wurde Irme Stetter-Karp als seine Nachfolgerin gewählt. (cbr)