Von Aufbahrung bis Zeremonienmeister: 21 Fakten zur Papstbeerdigung
Mit der Beerdigung von Benedikt XVI. betritt der Vatikan protokollarisches und liturgisches Neuland. Am Donnerstag um 9.30 Uhr wird sich zeigen, wie der Vatikan sein ehemaliges Oberhaupt beerdigen wird. Katholisch.de hat 21 Fragen zu Papsttod und Requiem gesammelt und beantwortet.
1. Was ist in den vergangenen Tagen passiert?
Benedikt XVI. ist am Samstagvormittag verstorben. Sonntag wurde er in seinem Alterssitz, dem Kloster Mater Ecclesiae, aufgebahrt. Am Montag in der Früh wurde der Leichnam dann in einem silbernen Transporter durch die vatikanischen Gärten in die Basilika gebracht. Der Erzpriester der Petersbasilika und Generalvikar für die Vatikanstadt, Kardinal Mauro Gambetti, hielt dort eine kurze Andacht. Anschließend wurde der Petersdom geöffnet. An den drei Tagen der Aufbahrung kamen laut Beobachtern rund 195.000 Menschen.
2. Wurde Benedikt XVI. konserviert?
Das ist nicht bekannt. Experten haben unterschiedliche Einschätzungen dazu. Der Bonner Bestatter Willi Becker verrät auf katholisch.de-Nachfrage: "Das lässt sich auf die Entfernung nur schwer sagen. Es gibt zwei Möglichkeiten. Entweder wurde Benedikts Leichnam präpariert. Das heißt, es gab einen Austausch des Blutes mit einem Formaldehyd-Wasser-Gemisch. Oder aber er liegt auf einer Kühlplatte." Johannes Paul II. ist 2005 nicht präpariert worden. Das erklärt, warum man ihn bei seiner Seligsprechung nicht offen aufgebahrt hat.
3. Im Vorfeld wurde spekuliert, wie der Vatikan die Beerdigung eines im Amt verstorbenen Papstes und eines emeritierten Papstes unterscheiden wird. Was haben die vergangenen Tage gezeigt?
Nach dem Tod des Emeritus hat der Vatikan auf das Totengeläut verzichtet, auch folgte der Vatikan seinem geplanten liturgischen Kalender. Am Mittwoch fand beispielsweise die übliche Papstaudienz statt. Schließlich trat mit dem Tod Benedikts keine Sedisvakanz ein. Auch die Aufbahrung des Emeritus verläuft anders: Ein im Amt verstorbener Papst wäre in den repräsentativen Räumen des Vatikans aufgebahrt worden. Zudem trägt Benedikt weder das Pallium noch die Ferula, den Kreuzstab der Päpste. Dieser sei regierenden Päpsten vorbehalten, erklärte Vatikansprecher Matteo Bruni. Ein beim Tod amtierender Papst wird zudem feierlich durch den Apostolischen Palast, die Scala Regia bis zum Bronzeportal und dann quer über den Petersplatz nach St. Peter getragen. Der Vatikan arbeitet sehr bewusst mit den Zeichen, die ihm zur Verfügung stehen.
4. Benedikt war ja auch Papst. Gibt es denn auch Übereinstimmungen im Zeremoniell?
Natürlich zeigt sich auch seine frühere Stellung. Vor seinem Tod wurde überlegt, ob er vielleicht, wie ein Bischof beerdigt würde. Dazu wäre er in violetten Gewändern aufgebahrt worden statt der roten, wie sie für eine Papstbestattung üblich sind.
5. Welche Riten zeichnen die Beerdigung aus?
Benedikt wird auf ähnliche Weise bestattet wie amtierende Päpste. Los geht es zweieinhalb Stunden vor dem Messbeginn im Petersdom. Wie üblich wird er in drei verschachtelten Särgen beerdigt: Die beiden inneren sind aus Zypressenholz und Zink und werden versiegelt, der äußere ist aus Eichenholz. In diese Särge kommen verschiedene Grabbeigaben: Münzen aus seiner Amtszeit, seine erzbischöflichen Pallien von München und Rom und das sogenannte Rogitum in einer Metallkapsel. Auf dieser Urkunde in lateinischer Sprache stehen seine ausführlichen Lebensdaten. Der Text der Urkunde wurde am morgen der Beerdigung veröffentlicht. Dabei wird dem Verstorbenen auch ein Tuch über das Gesicht gelegt. Diese "Verhüllung des Antlitzes" ist eine Neuerung, die Johannes Paul II. eingeführt hat. Nach der Trauerfeier auf dem Petersplatz kommt der Holzsarg in die beiden anderen und Benedikt wird in den Grotten von St. Peter im ehemaligen Grab Johannes Pauls II. bestattet. Dort ist Platz, da Johannes Paul II. nach seiner Seligsprechung in die Petersbasilika umgebettet wurde.
6. Und was erwartetet uns bei der Trauerfeier?
Vielen haben noch die ikonischen Bilder der Trauerfeier von Johannes Paul II. in Erinnerung. Wie genau die Inszenierung bei Benedikt sein wird, ist noch nicht abzusehen. Aber ein Blick in das Libretto – also das Liedblatt – lässt einige Rückschlüsse zu. Vatikan-Sprecher Matteo Bruni hatte schon kurz nach dem Tod des Emeritus angekündigt, dass Benedikt sich ein schlichtes Begräbnis gewünscht habe. Am Dienstag sagte Bruni dann, dass man sich am Ablauf eines klassischen Papstbegräbnisses orientieren würde. Dieser Ablauf steht in einem speziellen Buch, dem Ordo Exsequiarum Romani Pontificis. Jedoch wurden einige Gebete abgeändert. So entsprechen die Präsidialgebete, die Papst Franziskus sprechen wird, nicht den klassischen Vorlagen, sondern wurden für Benedikt XVI. angepasst. Es ist durchgehend vom Papa Emeritus die Rede. Ebenfalls wurden die Schriftlesungen geändert. Der größte Unterschied zwischen einer Papstbeerdigung und der eines Emeritus wird sich am Ende der Messe zeigen: Dort entfallen die Gebete der Diözese Roms und die Verabschiedung der Ostkirchen. Auch die große Allerheiligenlitanei ist im Libretto nicht vorgesehen.
7. Welche Texte sind vorgesehen?
Die erste Lesung kommt aus dem Alten Testament (Jesaja 29,16-19), die zweite aus dem Neuen Testament (1. Petr. 1,3-9) und das Evangelium ist die lukanische Kreuzigung Jesu (Lk 23,39—46)
8. Liegt wieder ein Evangelien-Buch auf dem Sarg?
Das werden wir bei der Bestattung sehen. Die Inszenierung der Beerdigung von Johannes Paul II. entsprach bereits der von Paul VI. Es ist sehr wahrscheinlich, dass der Vatikan an die Bilder von 2005 anknüpfen wird.
9. Werden Päpste immer auf dem Peterplatz verabschiedet?
Vor rund siebzig Jahren fanden die Trauerfeiern noch in St. Peter statt. Die erste Freiluftmesse vor St. Peter fand 1954 zur Seligsprechung von Pius X. statt. Seither sind sechs Päpste gestorben. Das Beerdigungszeremoniell des Vatikans änderte sich im Laufe der Zeit mehrmals und wurde auch an die Bedürfnisse der Medien angepasst. Die Bilder, die in alle Welt gesendet werden, sind mit vatikanischen Kameras aufgenommen und vom Vatikan ausgewählt. Nur der Kommentar unterscheidet sich je nach Sendeanstalt
10. Wer wird den Gottesdienst feiern?
Papst Franziskus wird der Liturgie vorstehen. Der eucharistische Teil wird jedoch vom Dekan des Kardinalkollegiums geleitet, weil auch Papst Franziskus gesundheitlich angeschlagen ist. Dekan des Kollegiums ist zurzeit Giovanni Battista Re. Dazu werden einige Konzelebranten kommen: Patriarchen, Kardinäle, Erzbischöfe, Bischöfe und Priester. Erzbischöfe, Bischöfe und Priester mussten sich per Mail anmelden.
11. Wer ist alles eingeladen?
Auch hier zeigt sich, dass der Vatikan die Beerdigung eine Nummer kleiner plant als 2005. Offiziell sind nur Delegationen aus Deutschland und Italien eingeladen. Und natürlich alle Gläubigen, die kommen wollen. 2005 war viel mehr los: 300.000 Menschen waren auf dem Petersplatz. Darunter befanden sich 200 Staats- und Regierungschefs aus 138 Ländern. Mehr als drei Millionen Pilger sollen in der Stadt gewesen sein. Wegen des Andrangs wurde die Totenmesse auf 27 Großleinwände auf mehreren Plätzen Roms übertragen. Vor 18 Jahren waren rund 3.500 Journalisten bei den Beisetzungsfeierlichkeiten. Diesmal sind es rund 600.
12. Wer wird aus Deutschland kommen?
Zur Beerdigung Benedikts hat sich die gesamte deutsche Staatsspitze angekündigt: Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Bundeskanzler Olaf Scholz, Bundestagspräsidentin Bärbel Bas, der Präsident des Bundesrates und Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher sowie der Chef des Bundesverfassungsgerichts Stephan Harbarth. Natürlich haben auch viele deutsche Bischöfe ihre Teilnahme zugesagt, darunter der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, der Limburger Bischof Georg Bätzing, und die beiden Kardinäle Reinhard Marx und Rainer Maria Woelki. Bischof Rudolf Voderholzer aus Regensburg, der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke sowie der Passauer Bischof Stefan Oster werden ebenfalls in Rom sein. Dazu kommen der emeritierte Bamberger Erzbischof Ludwig Schick sowie einige deutsche Weihbischöfe. Natürlich kommen auch aus Bayern einige Delegationen: Ministerpräsident Markus Söder ist mit einer größeren Gruppe nach Rom gereist. Darunter ist auch eine Delegation der bayerischen Gebirgsschützen, bei denen Ratzinger 20 Jahre Ehrenmitglied war.
13. In welcher Sprache wird die Beerdigung sein?
Große Papstmessen finden seit einigen Jahren in verschiedenen Sprachen statt. Der Gottesdienst wird ein Mix aus Latein, Italienisch, Spanisch, Englisch, Französisch, Portugiesisch. Zudem gibt es eine deutsche Fürbitte.
14. Wo wird die Beisetzung übertagen?
Die Beisetzung kann auf katholisch.de verfolgt werden. Aber auch das ZDF, der Bayerische Rundfunk und Phoenix werden die Beisetzung live übertragen.
15. Wie wird so eine Veranstaltung eigentlich organisiert?
In Sachen Großveranstaltung macht dem Vatikan so schnell keiner etwas vor. Laut KNA-Informationen waren an der Planung des Requiems für Benedikt XVI. federführend der Zeremoniar des Papstes, Diego Ravelli, der vatikanische Kämmerer Kardinal Kevin Farrell, der Erzpriester von Sankt Peter, Kardinal Mauro Gambetti, und Papst Franziskus, der die Feiern leitet, beteiligt. Zudem können die Teams des vatikanischen Mobiliendepots, der Floreria und der Dombauhütte den Petersplatz binnen kürzester Zeit komplett umbauen. Sie sind für die Ausstattung und Instandhaltung der Gebäude und Kirchen des Vatikans zuständig. Auch die Technik auf dem Petersplatz ist recht modern. Vor wenigen Tagen gab es neue Bildschirme. Die Bestuhlung des Petersplatzes und die Bühne, die auf dem Vorplatz der Basilika, dem Sagrato, aufgebaut werden, sind in großen Depots unterhalb des Vatikans eingelagert. Rund um den Petersplatz sind Tribünen für Journalisten aufgebaut. Die Stadt Rom übernimmt die Ordnungs- und Sicherheitsdienste vor den Toren des Vatikans, für die Sicherheit im Vatikan sind die Schweizergarde und die vatikanische Gendarmerie zuständig.
16. Wie weiß jeder wo er stehen soll?
Im Vatikan gibt es ein großes Team von Liturgen und Zeremoniaren. Sie zeigen – möglichst dezent – den Beteiligten, wo sie wann stehen und gehen sollen.
17. Muss dann jeder der Konzelebranten sein eignes Gewand mitbringen?
Nein. Auch das ist geregelt. Patriarchen und Kardinäle bringen eine weiße Damast-Mitra mit, alles andere steht für sie in der Sebastianskapelle im Petersdom bereit. Bischöfe und Erzbischöfe müssen mehr mitbringen: Sie sollen Schultertuch, Albe, Zingulum und eine einfache weiße Mitra mitbringen. Wer sich als Priester zum Konzelebrieren angemeldet hat, muss alles mitbringen: Schultertuch, Albe, Zingulum und rote Stola.
18. Gibt es eine Kleiderordnung im Vatikan?
Für Kleriker gilt in Rom Kollarpflicht. Die Konzelebranten haben ebenso eine feste Kleiderordnung. Für Teilnehmer der Gottesdienste gilt wie immer in Rom: nicht zu freizügig. Für vatikanische Verhältnisse heißt das: Keine kurzen Hosen und nicht schulterfrei. Die Kleiderordnung für akkreditierte Journalisten ist strenger: schwarzer Anzug und Krawatte für die Herren und dunkles Kleid für Damen.
19. Was passiert in den nächsten Tagen?
Da kein amtierender Papst gestorben ist, wird es beispielsweise kein Konklave geben. Im Anschluss an die Beerdigung wird Kardinal Marx eine Vesper in der deutschen Nationalkirche Santa Maria dell'Anima feiern. Bischof Voderholzer feierte am Mittwoch auf dem Campo Santo Teutonico in der Kirche Santa Maria della Pietà die Heilige Messe. Hier zeigt sich ein weiterer Unterschied. Nach dem Tod eines regierenden Papstes werden die sogenannten Novendiali gefeiert. Das sind neun Messen in unterschiedlichen römischen Kirchen. Marius Linnenborn, Chef des Deutschen Liturgischen Instituts in Trier erklärt dazu: "Trauerriten haben zwei Funktionen. Sie sind Sorge für den Verstorbenen und für die Hinterbliebenen. Dass diese Messen jetzt ausfallen, könnte damit zusammenhängen, dass die Trauermessen eigentlich die Funktion haben, die Trauerzeit der Angehörigen (in diesem Fall der Diözese) zu überbrücken – da Benedikt aber ein ehemaliger Papst ist, rückt nun eher er selbst in den Mittelpunkt und weniger die Trauerbewältigung der Angehörigen."
20. Gibt es ein zentrales nationales Requiem?
Anders als 2005 wird es kein zentrales Requiem in Deutschland geben. Im Anschluss an die Beerdigung wird es um 11 Uhr ein bundesweites Trauergeläut geben. In den Diözesen finden zentrale Veranstaltungen statt.
21. Wer kümmert sich um den Nachlass Benedikts?
Laut Angaben der KNA ist es die Aufgabe des Direktors des Instituts Benedikt XVI., sich sowohl um das geistige als auch um das private Erbe des Verstorbenen zu kümmern. Das ist zur Zeit der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer.
Das Liedheft zur Bestattung von Benedikt XVI.
Der Vatikan veröffentlicht für die großen Papstmessen das sogenannte Libretto. Hier können Sie es sich anschauen.