Standpunkt

Auch die Weltsynode bekommt einen Maulkorb aus Rom

Veröffentlicht am 01.02.2023 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 

Bonn ‐ Den Brief der Kardinäle Mario Grech und Jean-Claude Hollerich vor dem Beginn des Weltsynoden-Treffens in Prag findet Christoph Brüwer zynisch. Es sei verwunderlich, dass der Papst gerade den Synodalen Weg als elitär kritisiert.

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Das europäische Treffen der kontinentalen Phase der Weltsynode in Prag hat noch nicht begonnen, schon hegen die für die Synode zuständigen Kardinäle Mario Grech und Jean-Claude Hollerich mögliche Diskussionen dort ein. Das Thema, das Papst Franziskus der Bischofssynode mitgegeben habe, sei klar: "Für eine synodale Kirche: Gemeinschaft, Teilhabe, Sendung", schreiben beide in einem Brief an die Diözesanbischöfe. "Dies ist also das einzige Thema, das wir in jeder Phase des Arbeitsprozesses erforschen sollen." Die Erwartungen an die Weltsynode seien vielfältig, "aber es ist nicht die Aufgabe der Vollversammlung, alle Themen zu behandeln, über die in der Kirche debattiert wird". Das gleicht einem synodalen Maulkorb aus Rom.

Immerhin hatten Reformbefürworter in dem Arbeitspapier der Weltsynode die Bestätigung darin gesehen, dass etwa Geschlechtergerechtigkeit oder der Umgang mit Homosexualität weltweit in den Ortskirchen ein Thema sind – verbunden mit der Hoffnung auf Änderungen in der Kirche. Dass das Thema Synodalität in der ersten Phase des weltweiten synodalen Prozesses nicht so klar eingegrenzt worden sei, "ist verständlich, auch wegen der Neuartigkeit der Methode und der Schwierigkeit zu verstehen und anzuerkennen, dass das gesamte 'heilige Volk Gottes auch an dem prophetischen Amt Christi teilhat' (LG, Nr. 12)", schreiben Hollerich und Grech nun aber an ihre bischöflichen Mitbrüder. Konkrete Reformanliegen können also wohl nicht geistgewirktes Ergebnis der Befragung des Gottesvolkes sein.

Es klingt fast zynisch, dass die Kardinäle im gleichen Brief davor warnen, einige wollten "der Synode eine Tagesordnung aufzwingen, mit der Absicht, die Diskussion zu lenken und deren Ergebnisse zu beeinflussen". Schließlich sind sie es, die die Tagesordnung vorgeben und eingrenzen, was Thema der Weltsynode ist und was nicht. Verwunderlich, dass der Papst ausgerechnet den Synodalen Weg in Deutschland als von Eliten durchgeführt kritisiert. Denn mehr Elite als Kurie und Kardinalstitel geht in der Kirche wohl kaum.

Wenn aber – wie Franziskus in jenem Interview betont hat – der Heilige Geist bei den angeblichen Ideologien des Synodalen Wegs und dem elitären Ausschluss des Volkes Gottes nach Hause geht, bedeutet das für den weiteren Verlauf der Weltsynode nichts Gutes.

Von Christoph Brüwer

Der Autor

Christoph Brüwer ist Redakteur bei katholisch.de.

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der Autorin bzw. des Autors wider.