Bischof Nann: Klerikalismus treibt Gegner des Synodalen Wegs an
Der aus Deutschland stammende peruanische Bischof Reinhold Nann sieht in den Angriffen auf den Synodalen Weg Versuche, indirekt den weltweiten synodalen Prozess zu treffen. In seinem Blog bezeichnete der Prälat von Caravelí Klerikalismus als zentrales Problem bei den Kritikern: "Diese klerikalistischen Kreise sind es, die den deutschen synodalen Weg als Schreckgespenst der Kirche an die Wand malen." Schon die Lateinamerikanische Kirchenversammlung hätte 2021 Klerikalismus als Hauptproblem in der Kirche identifiziert: "Ein Klerus, der sich als Kaste versteht und alle Macht in der Kirche in seinen Händen konzentriert und diese auch nicht abgeben will", erläutert Nann. Mit dem weltweiten synodalen Prozess wolle der Papst seiner Ansicht nach wichtige Themen des Zweiten Vatikanums umsetzen: "das Kirchenmodell des Volkes Gottes, das eine radikale Umgestaltung des pyramidalen und monarchischen Amtsverständnisses mit sich bringt", so der Prälat.
Für Nann praktiziert der Synodale Weg in Deutschland das, was der Papst im weltweiten synodalen Prozess für die ganze Kirche will. Bei diesem Prozess des Zuhörens seien auch die Reizthemen zum Vorschein gekommen. "Das Anhören und Besprechen dieser Themen war früher in der Kirche tabu, ist jetzt aber das Recht und die Pflicht der deutschen Kirche und sie darf dafür von außen nicht kritisiert werden", stellt der Bischof fest. Das forsche Vorgehen der deutschen Synodalen erklärt sich für Nann aus der Art der Deutschen. Sie seien sehr viel gründlicher und direkter, "wir Latinos greifen heiße Eisen lieber gar nicht oder nur zum Scherz an". Diese Themen seien aber in Lateinamerika auch vorhanden und immer noch weitgehend tabu und kaum mehrheitsfähig.
Papst Franziskus hat sich mehrfach kritisch zum Synodalen Weg geäußert und ihn als Veranstaltung einer Elite statt des Kirchenvolks bezeichnet. Dafür hat Nann nur teilweise Verständnis. "Bei allem Respekt und Liebe zu Papst Franziskus muss ich doch sagen: Glaubt er tatsächlich das deutsche Volk besser zu kennen als dies die deutschen Bischöfe tun?", so der Bischof. Er stimmt dem Papst aber in der Kritik des Verfahrens zu. Dem Abstimmen über erarbeitete Papiere könnte ein gewisser Parlamentarismus vorgeworfen werden, "und die Frage stellt sich, ob das Verfahren genügend Raum für das Hören auf den Heiligen Geist ermöglicht", wendet Nann ein. Außerdem sieht er die Gefahr übersteigerter Erwartungen, da Deutschland nur ein kleiner Teil der universalen Kirche sei. "Freilich bedeutet Universalität nicht einfach Uniformität, sondern schließt einen gewissen Pluralismus mit ein", betont Nann. (fxn)