Nach Besuch von deutscher Delegation gab es scharfe Kritik am Synodalen Weg

Stetter-Karp: Polens Katholiken haben sehr unterschiedliche Ansichten

Veröffentlicht am 01.06.2023 um 11:41 Uhr – Lesedauer: 

Köln ‐ Es gebe jene Katholiken, die keinen Veränderungsbedarf in der Kirche sehen – und solche, die "sehr froh um unsere deutsche Reformanstrengungen" seien: ZdK-Präsidentin Irme Stetter-Karp berichtet nach ihrem Polen-Besuch.

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Die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Irme Stetter-Karp, hat die unterschiedlichen Sichtweisen in der Kirche Polens betont. Bei der Frage etwa des Umgangs mit sexuellen Minderheiten gebe es Katholiken, die "die PiS-Regierung unterstützen, eine konservative Orientierung haben und beispielsweise auch die Haltung der katholischen Kirche zu queeren Menschen richtig finden und da keinen Veränderungsbedarf sehen", sagte sie im Interview des Kölner Internetportals "domradio.de" (Mittwoch).

Der Club der katholischen Intelligenz in Polen vertrete hingegen eine andere Richtung. Dort sei man "sehr froh um unsere deutschen Reformanstrengungen" und bemühe sich auch um Veränderungen. "Ich würde sagen, in Polen ist es eine gespaltenere Gesellschaft als bei uns, weil es andere Mehrheitsverhältnisse gibt", so Stetter-Karp, die über Pfingsten mit einer Delegation katholischer Laien Polen besucht und dort mit Vertretern verschiedener Gruppen und Institutionen gesprochen hat.

Menschen in Deutschland und Polen sollten sich nach Ansicht der ZdK-Präsidentin differenzierter und aufmerksamer wahrnehmen. "Es ist gar nicht so leicht, sich wirklich jeweils zu verstehen mit der eigenen politischen Linie oder auch mit der eigenen christlichen Linie", sagte Stetter-Karp.

"Manche sprechen uns Deutschen an der Stelle eine gewisse Naivität zu"

Ihr und den anderen Deutschen von ZdK, Maximilian-Kolbe-Werk und Pax Christi sei zudem deutlich geworden, dass in Polen Russland und seine Politik schärfer, vielleicht auch realistischer wahrgenommen werde. "Manche sprechen uns Deutschen an der Stelle eine gewisse Naivität zu", sagte die ZdK-Präsidentin. "Das lässt einen natürlich ins Nachdenken kommen. Wie blauäugig sind wir auf die Entfernung? Wissen wir eigentlich, wie stark die Angst der unmittelbaren Nachbarländer ist?"

Die Versöhnung zwischen Deutschen und Polen bleibt nach Ansicht Stetter-Karps eine Daueraufgabe. Polens Geschichte sei sehr stark durch Verletzungen geprägt, und die katholische Kirche "der Faktor, der überhaupt den Staat möglich machte". Auch deswegen sei nationales Gedankengut ganz anders verankert als in Deutschland. "Das muss man einfach zur Kenntnis nehmen und überlegen, wie Deutschland gegenüber Polen empfindsamer, verletzlicher agieren kann."

Anlässlich des Treffens mit der deutschen Delegation hatten polnische Laienvertreter scharfe Kritik am Synodalen Weg der Kirche in Deutschland geübt. "Trotz des hehren Ziels, das christliche Zeugnis zu stärken, baut der deutsche Weg nicht auf dem Evangelium auf und widerspricht oft den Grundsätzen des Glaubens", hieß es in einer am Wochenende im Anschluss an die Zusammenkunft veröffentlichten Pressemitteilung der Katholischen Aktion Polens. Der Synodale Weg räume den "Zeichen der Zeit" einen wichtigen Platz ein, obwohl dieser Begriff unklar sei und unterschiedlich interpretiert werde, und stelle eine "Bedrohung für die Einheit der Kirche" dar. (tmg/KNA)