Schon der Name sei eine "gelinde Übertreibung"

Historiker: Von Weltsynode sind keine Aufmüpfigkeiten zu erwarten

Veröffentlicht am 13.09.2023 um 15:11 Uhr – Lesedauer: 

Berlin ‐ Harte Kritik an der Weltsynode: Der emeritierte Fribourger Historiker Volker Reinhard hält sie für eine pseudodemokratische Illusion – und verweist mit historischen Parallelen darauf, dass solche Gremien in erster Linie dem Machterhalt dienen.

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Der emeritierter Fribourger Historiker Volker Reinhardt hat die Weltsynode zur Synodalität als pseudodemokratische Illusion kritisiert. Zu den Konstanten der Weltgeschichte gehöre es, dass "Herrscher mit uneingeschränkter Machtfülle, die nichts mehr fürchten als ein nicht manipuliertes Votum über ihre Machtausübung, konsultative Gremien lieben", schreibt Reinhardt in der "Zeit"-Beilage "Christ & Welt" am Donnerstag. "Solche beratenden Körperschaften, je handverlesener, desto lieber, verleihen einer konstitutionell nicht abgesicherten Herrschaft den dringend erwünschten Anschein der Akzeptanz von unten und damit der Legitimität."

Schon der Name sei eine "gelinde Übertreibung", schließlich seien von den 375 vom Papst ausgesuchten Mitgliedern 275 Bischöfe. Der Papst halte von der Mitbestimmung aller Katholikinnen und Katholiken nichts, er erwarte, dass man sie der von ihm verkündeten Lehrmeinung unterordne. Das bestätige eine weitere historische Konstante: "Inhaber unbeschränkter Macht geben diese nicht freiwillig ab – umso weniger, wenn sie diese schon einmal verloren haben."

Historische Vergleiche zum 15. Jahrhundert

Damit spielt Reinhardt auf das Konzil von Konstanz an, als weltliche Herrscher aufgrund dreier rivalisierender Päpste zwischen 1414 und 1418 ein Konzil einberiefen, das einen neuen Papst bestimmte. Dieser Schock der Umkehrung der Machtverhältnisse habe tief gesessen. Nicht zuletzt deswegen berufe Papst Franziskus kein Konzil ein, sondern belasse es "bei einer Weltsynode, von der Aufmüpfigkeiten mit Sicherheit nicht zu erwarten sind".

Reinhardt vergleicht die Weltsynode mit dem im Mai vom Bundestag ausgerufenen "Bürgerrat", einem durch Los zu bildenden Bürgergremium, das ebenfalls rein beratend tätig sein werde. Die katholische Kirche und die Politik seien gut beraten, nach alternativen Lösungen zu suchen, ohne dabei in kruden Populismus zu verfallen. Allerdings sollten beide Instanzen nicht gleichgesetzt werden. Denn der Bundestag habe ein demokratisches Mandat. (cph)